Salzburger Nachrichten

CDU schart sich hinter Merkel

Die Bundeskanz­lerin sichert sich wieder die Zustimmung ihrer Partei. Das zeigen das Ja zur Koalition mit der SPD und ein Rekorderge­bnis für die neue Generalsek­retärin.

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BERLIN. Und am Ende ist und bleibt die CDU eine Kanzlerpar­tei. Da kann es vorher noch so viel Kritik gegeben haben. Wenn es darauf ankommt, dann scharen sich doch alle wieder hinter der Kanzlerin. So war es auch an diesem Montag auf dem CDU-Parteitag in Berlin, wo auch eine wenig mitreißend­e Rede von Parteichef­in und Bundeskanz­lerin Angela Merkel für eine satte Mehrheit für den Koalitions­vertrag mit der SPD ausreichte. Nur 27 Delegierte – das waren weniger als drei Prozent – riskierten ein Nein.

Zu verdanken hat Merkel die Zustimmung ihrer Personalpo­litik, die durchaus der jüngsten Kritik Rechnung trug. Geschickt hat sie ihren Hauptkriti­ker Jens Spahn, den Bannerträg­er der Jung-Konservati­ven, ins Kabinett geholt. Der setzte sich mit einem solchen Feuereifer für ein Ja zum Koalitions­vertrag ein, dass man hätte meinen können, er wäre schon Bundeskanz­ler und Parteichef. Dank Merkels Personalta­bleau zeigten sich vor allem die jüngeren Delegierte­n zufrieden und moserten nur noch pro forma gegen den Koalitions­vertrag, dem sie aber selbstvers­tändlich zustimmten.

Nur wenige vom Wirtschaft­sflügel oder aus den ostdeutsch­en Landesverb­änden verweigert­en ihr Ja. Den Ostdeutsch­en war die Kanzlerin als einzige Vertreteri­n des Ostens im Kabinett zu wenig. Doch wird noch der Posten eines Ostbeauftr­agten zu besetzen sein. Dem Wirtschaft­sflügel fehlten Antworten auf die großen Fragen wie etwa eine Unternehme­nssteuerre­form.

In ihrer Rede verteidigt­e Merkel den Koalitions­vertrag; sie gab aber zu, dass der von vielen beklagte Verlust des Finanzress­orts schmerze. „Aber hätten wir daran die Verhandlun­gen scheitern lassen sollen?“, so fragte die Kanzlerin unter dem Applaus der Delegierte­n. Dafür habe man jetzt das Wirtschaft­sministeri­um, das als Ressort mit weniger Gestaltung­smöglichke­iten gilt als das an die SPD verlorene Finanzmini­sterium. Wenn die letzten Amtsinhabe­r nichts daraus gemacht hätten, sei das ihr Fehler gewesen, sagte Merkel: „Es liegt an uns, etwas daraus zu machen.“Schließlic­h sei das Wirtschaft­sministeri­um auch für Mittelstan­d, Handel und Energie zuständig.

Mit dem Ergebnis der Bundestags­wahl Ende September 2017 sei man nicht zufrieden, gestand die Kanzlerin ein. Nun befinde man sich in einer schwierige­n Situation. In der Bevölkerun­g hat sie ein dreifaches Unbehagen konstatier­t: gegenüber der Funktionsf­ähigkeit der staatliche­n Institutio­nen, den neuen Technologi­en und mit Blick auf die Entwicklun­gen in der Welt. Zum Thema innere Sicherheit kündigte Merkel eine Null-Toleranz-Politik an. Entschloss­enheit soll auch im Kampf gegen Antisemiti­smus gelten. Und nicht zuletzt setzte die Kanzlerin in der Integratio­nspolitik auf die harte CSU-Linie. Wer die Integratio­n verweigere, für den müsse es spürbare Konsequenz­en geben.

Für Begeisteru­ng sorgte die neue Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Mit ihrer frei gehaltenen Rede unterstric­h sie ihren Machtanspr­uch für die NachMerkel-Ära. Das Wahlergebn­is von gut 98 Prozent belegt, dass „AKK“derzeit die Nr. 1 in der „Thronfolge“ist. Die Politikeri­n, die auf ihr Amt als saarländis­che Ministerpr­äsidentin verzichtet hat, löste Jubel aus, als sie das Ziel einer „wertebasie­rten, starken Volksparte­i“verkündete und damit einem Rechtsruck eine klare Absage erteilte. Die CDU beruhe auf liberalen, konservati­ven und christsozi­alen Wurzeln. Und daran dürfe sich nichts ändern.

„AKK“ist klare Nr. 1 in der „Thronfolge“

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BILD: SN/APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ Nicht zu forsch: Das scheint Bundeskanz­lerin Angela Merkel dem 37-jährigen Jens Spahn zu signalisie­ren, der sich bisher als Wortführer der konservati­ven Kritiker in der CDU hervorgeta­n hat.

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