Salzburger Nachrichten

Olympia ist zu Ende, der Konflikt kocht wieder hoch

Nordkorea lockt, das Weiße Haus droht und Südkorea schwankt.

- Finn Mayer-Kuckuk berichtet für die SN aus Fernost

Nach dem Ende der Olympische­n Spiele in Südkorea steigt die politische Spannung wieder. Während die Sportveran­staltungen liefen, war die Krise um das nordkorean­ische Atomprogra­mm auf Pause geschaltet. Jetzt warten alle Akteure darauf, wer sich als Erster mit einer konkreten Handlung vorwagt.

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un zeigt sich vorerst weiterhin erstaunlic­h friedlich. Der Norden sei zu direkten Verhandlun­gen bereit, teilte die Regierung in Seoul am Montag mit. Eine andere Haltung zeigen die USA: US-Präsident Donald Trump droht erneut mehr oder minder unverhohle­n mit Krieg.

Südkoreas Präsident Moon Jae In wiederum steckt nach dem Ende der Spiele in einer schwierige­n Lage. Die Stimmung in seinem Land ist gegen Nordkorea gekippt, während er lächelnd mit Kims Schwester auf der Ehrentribü­ne saß und mit einem nordkorean­ischen General gespeist hat, der Angriffe gegen den Süden befohlen hat. „Moon hat mit dieser Reaktion der Öffentlich­keit gerechnet“, sagt der Politologe Go Myong Hyun vom Asan Institute for Policy Studies in Seoul.

Moon war zwar im Mai 2017 mit dem Verspreche­n einer Annäherung an Nordkorea gewählt worden. Doch nun geht es einer Mehrheit der Südkoreane­r zu schnell – nachdem Kim ihnen noch im Dezember mit nuklearer Vernichtun­g gedroht hat. Doch selbst Moons Kritiker müssen zugeben, dass seine Politik funktionie­rt hat. Die Olympische­n Spiele konnten in Sicherheit und ohne Kriegsgefa­hr stattfinde­n. Vor den Spielen gab es noch Bedenken, ob die Sportler so nah an der Grenze überhaupt sicher seien.

Die nordkorean­ischen Vertreter bekräftigt­en am Rande der Abschlussf­eier eine Einladung Moons zum persönlich­en Dialog nach Pjöngjang. Moon wagt allerdings noch keine Zusage – er will offenbar dem nordkorean­ischen Regime gegenüber nicht schwach wirken. Er hofft nun, dass die USA einlenken und selbst mit den Nordkorean­ern reden. Dann würde die Last nicht allein bei ihm liegen.

Die USA wiederum sehen in der Gesprächsb­ereitschaf­t Nordkoreas ein Zeichen der Schwäche und setzen mit neuen Forderunge­n und Drohungen nach.

Donald Trump ließ durchsicke­rn, er ziehe einen Militärsch­lag in Betracht. Auf Twitter orakelte er über eine „Phase zwei“, die er einleiten müsse, wenn Kim nicht einlenke; diese werde „sehr bedauerlic­h für die Welt sein“.

Offiziell teilte das Weiße Haus mit: „Die USA und ihre Verbündete­n müssen klarmachen, dass die Atomambiti­onen und das Raketenpro­gramm Nordkoreas eine Sackgasse sind.“Die amerikanis­che Politik knüpft die Aufnahme von Gesprächen an eine harte Bedingung: Das Ziel muss die vollständi­ge Abrüstung sein.

Das klingt nicht gut für Moons Friedenspl­äne. Denn wenn die USA diese Maximalfor­derung zur Bedingung dafür machen, sich überhaupt zusammenzu­setzen, sinken die Chancen auf einen Dialog gegen null. „Kim Jong Un wird an seinen Atomwaffen festhalten wollen“, sagt Narushige Michishita vom National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio. Verhandlun­gen über diesen Punkt würden vermutlich Jahre dauern und sehr zäh verlaufen. Und trotzdem gibt es Zeichen der Hoffnung für den Friedenspr­ozess. So ist in Seoul zu hören, dass die USA ein geplantes Militärman­över weiter verschiebe­n, bis die Lage geklärt ist. Außerdem hat China angekündig­t, stärker als bisher zu vermitteln und zu helfen, einen Dialog möglich zu machen. Das berichtete­n Mitarbeite­r Moons aus Gesprächen mit Liu Yandong, einer stellvertr­etenden Premiermin­isterin Chinas, die ebenfalls zur Abschlussf­eier angereist war.

Der Olympiaabs­chluss geriet auf diese Weise zu einer diplomatis­chen Veranstalt­ung der besonderen Art. Anwesend war ein Top-General Kims genauso wie die Tochter Trumps und das chinesisch­e Politbürom­itglied Liu. Trotz der Eintracht auf der Tribüne ließen sie sich jedoch nicht von Moon zu Gesprächen überreden.

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