Eine Trennung eskaliert zum Rachedrama
Ein Mann kann sich nicht für eine von zwei Frauen entscheiden.
Eine Geschichte mit einem Mann, zwei Frauen und einem Kind geht nicht immer gut. Aber so schief wie in dem Roman „Die Unversehrten“von Tanja Paar geht es selten. Die in Graz geborene und in Wien lebende Journalistin lässt in ihrem Romandebüt einen Sorgerechtsstreit zur antiken Rachetragödie eskalieren. Heute, Dienstag, wird das Buch in Wien präsentiert.
Der Auftakt ist wie in einem Film von David Lynch. In einer harmlosen häuslichen Szene mit einer Frau und einem 13-jährigen Mädchen, beim Abwaschen in der Küche, steigen plötzlich Gewaltfantasien auf: „Wie lange braucht ein dreizehnjähriges Kind, um zu ertrinken? Bei einem achtmonatigen geht es ganz schnell, haben sie gesagt.“Die Autorin arbeitet mit kurzen Szenen und raschen Zwischenschnitten. In 45 kurzen Kapiteln entwickelt sie die Geschichte mit tragischer Schicksalshaftigkeit. Der Anspruch eines entspannten, modernen Beziehungslebens prallt auf archaische Grundmuster der Gefühle.
In der Theorie wäre alles locker: Martin ist ein junger, erfolgreicher Augenarzt. Sex ist für ihn „wie Zähneputzen – eine angenehme Gewohnheit“. Deswegen gibt es an seiner Seite zunächst die zielstrebige Violenta und zwischendurch eine Affäre mit Klara. Als Klara schwanger wird und nicht abtreiben will, ändern sich die Spielregeln. Martin kann sich nicht für eine der beiden Frauen entscheiden. Die Autorin schlägt sich nicht auf eine Seite, sondern wechselt dauernd die Perspektive. Buch: