Salzburger Nachrichten

AUA löst Tyrolean Technik auf

Für 80 von 110 Technik-Mitarbeite­rn gibt es keinen Platz mehr in Innsbruck, der Rest soll zur AUA kommen. Damit ist die Marke Tyrolean drei Jahre nach der Fusion mit der AUA Geschichte.

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WIEN. Die Austrian Airlines verkleiner­t ihr Technikzen­trum in Innsbruck massiv. Die „Schwerwart­ung“der Dash 8-Propellerf­lugzeuge wird künftig nicht mehr in Innsbruck stattfinde­n. 80 der 110 Technik-Mitarbeite­r sollen gehen, „die 30 erfahrenst­en Mitarbeite­r“sollen weiter die „Linienwart­ung“besorgen, die unvorherge­sehene Reparature­n im laufenden Betrieb umfasst. Das soll ab der Jahresmitt­e geschehen – allerdings unter dem Dach der AUA.

Damit bedeutet der personelle Kahlschlag de facto die Auflösung der AUA-Tochter Tyrolean Technik, also des letzten Rests der vormaligen Tyrolean Airways, deren Flugbetrie­b im Zuge eines Betriebsüb­ergangs im April 2015 in die AUA hineinfusi­oniert worden war.

Die AUA-Führung begründet die Maßnahme mit Kostengrün­den. Der kleine – und pflegeinte­nsive – Flugzeugty­p Dash 8 komme wegen steigenden Passagiera­ufkommens immer seltener zum Einsatz, dazu kämen weniger Aufträge und Unsicherhe­iten in der Schwerwart­ung, zuletzt auch durch die Air-BerlinPlei­te, sagt Tyrolean-Technik-Geschäftsf­ührer Wolfgang Henle.

Daher habe man sich „entschiede­n, den Betrieb in Innsbruck zu verkleiner­n“, teilte AUA-Chef Kay Kratky mit. „Letztendli­ch können wir die Mehrkosten in der Schwerwart­ung in Millionenh­öhe nicht weiter tragen.“Die Techniker-Personalko­sten in Innsbruck betrügen mehr als das Doppelte des Marktpreis­es, dadurch seien zuletzt Mehrkosten von vier Millionen Euro angefallen, ist zu hören. Die Schwerwart­ung für Dash 8 könnte etwa nach Bratislava/Pressburg verlegt werden, wo AUA ihre TechnikToc­hter ATB unterhält. Die AUAMutter Lufthansa hat auch noch Standorte in Sofia oder Malta.

Allen betroffene­n Mitarbeite­rn wurden AUA-Jobs in Wien angeboten. Wer das nicht annehmen kann, für den gibt es einen Sozialplan, auch das Arbeitsmar­ktservice AMS wurde informiert, „vorsorglic­h“, wie es hieß. Der Tyrolean-Betriebsra­t setzt sich dafür ein, dass der Personalab­bau geringer ausfällt, die Gewerkscha­ft vida fordert zusätzlich­e Überbrücku­ngen und eine rasche Umsetzung des Sozialplan­s.

Die Schwerwart­ung beinhaltet routinemäß­ige Inspektion­en wie „C-Checks“, wobei das komplette Flugzeug auf mögliche Korrosion geprüft und die gesamte Inneneinri­chtung ausgebaut wird. Diese Checks finden alle 15 bis 18 Monate statt, das Flugzeug bleibt dafür drei bis vier Wochen im Hangar.

Weitere 190 Mitarbeite­r des AUAKonzern­s am Standort Innsbruck sind vom Stellenabb­au unberührt, es handelt sich um Beschäftig­te im Call-Center (ATS), Mitarbeite­r im Verkauf oder in der Bodenabfer­tigung oder um dezentrale Crews.

Der Zeitpunkt der Bekanntgab­e ist sensibel. Die Mitarbeite­r wurden erst am Montag informiert, unmittelba­r nach der Tiroler Landtagswa­hl. Landeshaup­tmann Günther Platter kritisiert­e das als „ganz schlechten Stil“und erinnerte an eine Zusage von Kratkys Vorgänger Jaan Albrecht, der Standort Innsbruck sei „langfristi­g abgesicher­t“. Zudem liegen AUA-Geschäftsf­ührung und Belegschaf­tsvertrete­r im heftigen Clinch bei den Verhandlun­gen über einen neuen Kollektivv­ertrag, Warnstreik­s vor Ostern liegen in der Luft.

„Konnten die Mehrkosten nicht tragen.“Kay Kratky, AUA-Vorstandsc­hef

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BILD: SN/ In Innsbruck gibt es künftig nur akute Flugzeugwa­rtungen, größere Checks führt die AUA im Ausland durch.
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