Belohnen
haben bei den Rennen im Grunde genommen ein Butterbrot verdient. Ohne Hilfe der Gemeinde hätten wir uns keine Existenz aufbauen können“, sagt Annemarie Moser-Pröll heute. Bereits vor ihrem Olympiasieg habe sie ein Grundstück von der Gemeinde bekommen, danach sei sie Ehrenbürgerin geworden: „Die Gemeinde war großzügig.“
Diese Großzügigkeit haben heute Skistars wie Marcel Hirscher und Anna Veith nicht mehr nötig. Die Adneterin hat 2014 für ihren Olympiasieg im Super G kein großes Geschenk erhalten. „Anna ist ein bescheidener Mensch. Wir haben ihr Symbolträchtiges überreicht – den Ehrenring der Gemeinde und eine echte Tennengauer Tracht“, erläutert Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP).
Wenn der Seriensieger Hirscher nach dem Weltcupfinale Mitte März in seinem Heimatort Annaberg feierlich empfangen wird, wird die Gemeinde eher Geschenkideen ideeller Art umsetzen. „Die Marcel-Hirscher-Rennstrecke wird auf dem Kopfberg neu konzipiert“, verrät Bürgermeister Sepp Schwarzenbacher (ÖVP). „Die kommt dorthin, wo seine sportliche Geburtsstunde geschlagen hat.“Der Ortschef betont: „Dem Marcel geht es eher um Anerkennung in seiner Heimat als um Materielles.“Schließlich hat Hirscher in der Saison 2016/17 umgerechnet rund 459.000 Euro allein an Preisgeld eingenommen. Am Ende einer langen Saison Freunde zu treffen oder die Autogrammwünsche der Kinder zu beantworten sei für den Skistar Glück genug.
„Der Empfang selbst ist das größte Geschenk“, sagt Gemeindeverbandspräsident Günther Mitterer: „Die Zeiten, in denen Gemeinden Baugrundstücke verschenkt haben, sind vorbei.“In Zeiten professioneller Vermarktung des Skisports könnten viele Bürger das Verschenken teurer Grundstücke nicht mehr nachvollziehen, meint Mitterer: „Es gibt zudem kaum mehr freie Flächen. Grünland, das man in Bauland umwidmen kann, ist nicht mehr unbegrenzt vorhanden.“
Das war 1998 noch anders, als Hermann Maier bei den Olympischen Spielen von Nagano Sportgeschichte schrieb. Doppel-Gold wenige Tage nach dem Horrorsturz in der Abfahrt sicherte dem „Herminator“Kultstatus über die Grenzen der Skination Österreich hinaus. Ein Glücksfall auch für Maiers Heimatgemeinde Flachau, wie Bürgermeister Thomas Oberreiter (ÖVP) betont: „Der Hermann war ja kein normaler Doppel-Olympiasieger. Das war damals ein weltweiter Hype. Wir haben ihn schon zuvor mittels Kopfsponsoring unterstützt. Danach wussten wir seine Erfolge auch für Flachau zu nutzen.“
Um den besten Skifahrer der Welt langfristig an seinen Heimatort zu binden, schenkte ihm die Gemeinde damals ein komplettes Baugrundstück. Später wurde ein Museum auf Gemeindekosten errichtet. „Hermann ist nach wie vor als Botschafter Flachaus tätig. Es gibt nur ganz wenige Sportler, über die man in 50 Jahren noch reden wird. Da gehört er aber sicher dazu.“
Olympiasieger als Imageträger: Dieser Aspekt macht auch Annemarie Moser-Pröll für ihre Gemeinde so wertvoll. „Der Fremdenverkehr ist erst mit meinen Erfolgen in den Ort gekommen. Kleinarl verbindet man mit mir, und mich verbindet man mit Kleinarl.“Auch Pfarrwerfen setzte auf die Popularität von Petra Kronberger. Nach ihrem olympischen Gold-Doppel 1992 erhielt die Pongauerin ein Baugrundstück. Das hat sie bis heute nicht genutzt. „Petra möchte es aber bebauen“, sagt Bürgermeister Bernhard Weiß (ÖVP).
„Der Empfang ist heute meist selbst das größte Geschenk.“