Wenn der Nahversorger auch vom großen Konzern profitiert
Der Kaufmann in Marcel Hirschers Heimat Annaberg hat zwei Standbeine: Heimische Lieferanten und Eigenmarken einer großen Supermarktkette. Sein Geschäft ist ein Treffpunkt für den Ort.
Zehn Salzburger Gemeinden haben keinen Nahversorger mit Lebensmitteln mehr. Dabei gibt es sogar eine Landesförderung in Form von Zinszuschüssen. Einer, der davon profitiert hat, ist Werner Quehenberger in Annaberg. Die Gemeinde ist relativ gut versorgt. Auch in Lungötz gibt es ein Geschäft (Nah & Frisch).
Quehenberger ist seit 1999 Kramer in seinem Heimatort. Vor Kurzem hat er sogar groß ausgebaut.
„Reich wird man nicht, aber wir können gut von unserem Geschäft leben.“Werner Quehenberger, Kaufmann
180 Quadratmeter Verkaufsfläche hatte er früher in der Ortsmitte. Seit wenigen Monaten sind es 470 – und das barrierefrei – an der nördlichen Ortseinfahrt in einem Wohnhaus der Salzburg Wohnbau.
„Wir sind ein perfekt eingespieltes Team“, sagt Quehenberger über seine Familie und seine zwölf Mitarbeiter. Der 49-Jährige ist selbstständiger ADEG-Kaufmann. Weil ADEG zur deutschen REWE-Gruppe (z. B. Billa) gehört, hat der kleine Kaufmann einen großen Partner. „Da hat man den Background vom Profi, von einem Konzern mit seiner Warenfülle. Man kann mitprofitieren und ist trotzdem selbstständig.“
Diese Kombination spiegelt sich auch im Sortiment wider. Zusätzlich zum Konzern-Vollsortiment mit Eigenmarken wie Ja Natürlich und Clever gibt es heimische Spezialitäten, etwa das Brot der örtlichen Bäckerei Hauser und Salzburger-Land-Eier aus Annaberg. Fleisch und Wurst kommen aus der Metzgerei Ablinger in Oberndorf, frisch gepresste Säfte vom Saftladen Schmidhuber in Henndorf und Teigwaren von Wallners Nudelei aus Moosdorf im Innviertel (OÖ).
Ein weiterer Trumpf ist ein kleiner Café-Bereich, ein beliebter Treffpunkt. Der Annaberger Unternehmer und seine Frau Brigitte bieten außerdem ein Liefer-, Platten- und Jausenservice, sie beliefern Vereins- und andere Veranstaltungen. Auch viele Touristen, besonders Deutsche und Holländer, kaufen im Laden in der Heimatgemeinde des Skistars Marcel Hirscher ein.
Das Geschäft läuft gut. Werner Quehenberger, übrigens auch als Ortsstellenleiter der Bergrettung bekannt, ist zufrieden: „Wir können gut von unserem Geschäft leben. Reich wird man nicht.“Man müsse natürlich etwas mehr tun als ein Angestellter – und als der Mitbewerber. Konkurrenten gibt es nicht im Ort selbst, aber in Nachbargemeinden mit Supermarktketten. Das persönliche Gespräch und fachliche Beratung machen einen echten Nahversorger aus, sagt der Unternehmer.