Lieber die Taube auf dem Dach
In „Red Sparrow“nuschelt sich Jennifer Lawrence durchs Agentenmilieu.
Sie ist kein zartes Küken. Sie ist eine hoch kompetente Agentin, ausgebildet, ihre Zielperson zu manipulieren: In „Red Sparrow“spielt Jennifer Lawrence die Ballerina Dominika Egorova, Star des russischen Staatsballetts. Als sie sich auf der Bühne das Bein bricht, steht sie vor den Scherben ihres Daseins, denn ihre Mutter ist krank und mittellos. Um ihr das Überleben weiter zu finanzieren, gibt Dominika ihrem erpresserischen Onkel (Mathias Schoenarts) nach und lässt sich als „Spatz“anwerben: als Spionin, deren Werkzeuge psychologische Manipulation und Sex-Appeal sind.
Typischerweise ist das Genre des Agententhrillers männlich, doch es gibt eine Handvoll markanter Gegenbeispiele: Luc Bessons „Nikita“, Angelina Jolie in „Salt“, und kürzlich Charlize Theron in „Atomic Blonde“. Die Romanverfilmung „Red Sparrow“unter der Regie von Francis Lawrence versucht sich da einzureihen, und tut das mit noch mehr Betonung der behaupteten Erotik der Hauptdarstellerin, ihrer Unterwerfung und darauffolgenden Ermächtigung: Die Ausbildung des frisch gefangenen „Spatzes“ist erwartungsgemäß erniedrigend, und Dominika muss erste Federn lassen. Trotz gemeiner Vorgesetzter (Charlotte Rampling) setzt sie sich durch und darf im Auftrag von Väterchen Staat schließlich sogar CIA-Agent Nathaniel Nash (Joel Edgerton) verführen, dessen Handlungsstrang abgesehen davon eher ereignislos bleibt.
Das alles spielt Lawrence mit leiser Langeweile und abenteuerlichem russischen Akzent, den die angelsächsischen Darstellerinnen auch untereinander sprechen. Dass die Handlung über weite Strecken vor allem Ausrede ist, Lawrences Figur in sexuelle Bedrängnis zu bringen, könnte unter Umständen noch als unterhaltsam gelten, wär es nicht so abgeschmackt. Vor allem aber ist „Red Sparrow“vorhersehbar und dabei fast zweieinhalb Stunden lang. Dieser Spatz in der Hand will einfach nicht fliegen.