Erste Group will neue Märkte online erobern
Die Onlineplattform George wird in den Tochterbanken in Osteuropa installiert – und soll vielleicht bald auch in neuen Ländern verfügbar sein.
WIEN. Die Digitalisierung stellt die Banken nicht nur vor große Herausforderungen, sie ermöglicht ihnen auch das Erschließen neuer Märkte. Die Erste Group will diese Chance nützen, um in Ländern, wo sie bisher nicht vertreten ist, tätig zu werden, „wenn es unsere Ressourcen und unsere Kapitalausstattung zulassen“, sagte Konzernchef Andreas Treichl bei der Präsentation der Ergebnisse des Jahres 2017.
Vorrang habe allerdings, das unter der Marke „George“bekannte Online-Banking-Angebot in den Ländern auszurollen, wo die Gruppe bereits präsent ist. Falls man in neue Länder gehe, sei ein eigener Auftritt die bevorzugte Variante. In sehr großen Märkten sei es auch eine Option, lokalen Banken das Online-Angebot gegen entsprechendes Entgelt zur Verfügung zu stellen, sagte Treichl, „es ist alles offen“. Dagegen ist das Interesse an Akquisitionen der herkömmlichen Art „überschaubar“, sagte Treichl, dass man Banken oder Filialnetze kaufe, sei „sehr unwahrscheinlich“. Was man hingegen tun will, ist, die Plattform George schon „sehr bald“auch Kunden anderer Banken anzubieten. Obwohl man viel in die Digitalisierung investiere, „wird die Kundenberatung auch in 20, 30, 40 Jahren noch einen Wert haben“, sagte Treichl. Daher nehme man auch für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter viel Geld in die Hand. Das sei nötig, um als Bank erfolgreich bestehen zu können.
2017 hat sich die Erste Group jedenfalls sehr gut geschlagen, sie erzielte das zweite Jahr in Folge ein Rekordergebnis. Der Nettogewinn erhöhte sich auf 1,32 Mrd. Euro, ein Plus von 4,1 Prozent zum Vorjahr. Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung daher vor, die Dividende um 20 Cent auf 1,20 Euro je Aktie zu erhöhen. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 34 Prozent.
2017 hat die Erste Group 139,5 Mrd. Euro (+6,8 Prozent) in Form von Krediten an ihre Kunden verliehen, die Einlagen erhöhten sich um 9,4 Prozent auf 151 Mrd. Euro. Im Privatkundengeschäft flossen netto 6 Mrd. Euro neue Einlagen zu. Nicht alles gehe auf Sparkonten, viele Kunden ließen ihr Geld auch auf dem Girokonto liegen, „weil die Differenz in der Verzinsung nach KESt mit freiem Auge ohnehin nicht erkennbar ist“, wie Vorstand Peter Bosek sagte. „Sehr erfreulich“sei zudem die Nachfrage nach Hypothekarund Konsumkrediten. Hier habe man von der verbesserten Wirtschaftslage profitiert. Am Filialnetz halte man fest. „Die Konkurrenz macht uns große Freude, wenn sie sich auf Halbtagsfilialen zurückzieht“, sagte Bosek. Die Bank Austria hatte kürzlich bekannt gegeben, fünf Filialen in Ostösterreich nur mehr bis Mittag offen zu halten.
Die Grundstimmung sei positiv, sagte Treichl, „2018 wird für uns ein gutes Jahr werden“. Man sei zuversichtlich, die Erträge steigern und die Kosten weiter senken zu können. Und man peile für das um immaterielle Vermögenswerte bereinigte Eigenkapital eine Verzinsung von mehr als zehn Prozent an.
„Wir haben viele Anfragen für George – wir halten uns alle Optionen offen.“