Eine Fahrt in die Urgeschichte
Das Land Salzburg und die Stadt haben eine lange und ruhmreiche Besiedlungsgeschichte. Dass diese nicht hinter der barocken Kulisse verschwindet, ist das Verdienst einiger Forscher.
SALZBURG. Archäologen und Historiker können kleine Wunder vollbringen. Sie öffnen mit ihrer Forschungsarbeit Fenster, manchmal sogar Panoramen in die Vergangenheit und machen verständlich, wie jene Menschen gelebt haben, die uns vor sehr langer Zeit vorausgegangen sind.
Eine solche wunderbare Aussicht macht Holger Wendling, Wissenschaftlicher Leiter der Archäologie und Dürrnbergforschung am Keltenmuseum Hallein, mit seinem gerade erschienenen Buch „Zeitsprünge/Ursprünge. Reise in die Urgeschichte Salzburgs“möglich.
Salzburg ist auf den ersten Blick die prunkvolle Stadt der Fürsterzbischöfe. Auf den zweiten Blick wird für den Besucher noch da und dort sichtbar, dass die Römer hier eine Siedlung – Juvavum – zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte brachten. Die Römer besetzten den Punkt auf der Landkarte nicht ohne Grund. Juvavum lag verkehrsgünstig mit Anschluss an die Donau sowie an die Tauernpässe in Richtung Süden – und barg einen reichen Schatz: das Salz.
Das war allerdings schon vor ihnen Menschen bekannt. 1816 stießen Forscher auf dem Dürrnberg erstmals auf Gräber und Relikte des eisenzeitlichen Salzbergbaus. In der Bronzezeit etwa war zudem der Kupferbergbau in Mitterberg von großer Bedeutung. Die Menschen hatten Kontakte nach Oberitalien, in den Balkanraum und zu Handelswegen entlang der Bernsteinstraße. Seit Jahrtausenden ist Salzburg also ein Knotenpunkt für Siedler, Güter und die Ideen, die mit ihnen kamen.
Transporte zu Fuß, mit dem Karren, mit Ochs und Pferd bei Hitze und Schnee über Bergpässe, auf gefährlichen Wegen und auf reißenden Flüssen waren eine logistische Herausforderung. Einfacher zu bewältigen waren solche Wege auf der Salzach und der Saalach, die bis ins 19. Jahrhundert schiffbar waren. Lastenkähne für das Salz vom Dürrnberg gab es schon in der Eisenzeit.
Welche Bedeutung solche Boote hatten, zeigt ein Fund aus dem Grab eines Kriegers, das Archäologen auf dem Dürrnberg öffneten, und der auf dieser Seite zu sehen ist: Dem Mann war ein etwa 6,5 Zentimeter langes Modellschiffchen aus Gold mit Paddeln oder Rudern als Grabbeigabe mitgegeben worden. Das keltische Boot mit dem flachen Boden stimmt mit jenen Plätten überein, auf denen bis ins 19. Jahrhundert Material verschifft wurde. Möglich ist, dass der kleine Kahn ein Hinweis auf den Beruf des Mannes war. Vielleicht sollte er aber auch der Überfahrt ins Jenseits dienen. Ob die Kelten an so etwas glaubten, ist freilich nicht belegt.
Das von Holger Wendling verfasste und von Peter Laub, stellvertretender Direktor des Salzburg Museums und Leiter des hauseigenen Verlags, auf das Schönste gestaltete Buch mit vielen Fotos, Skizzen und farbig unterlegten Abschnitten zu speziellen Themen ist wie Salzburg selbst eine Schatztruhe. Sie sollte in jedem Haushalt einen Platz bekommen, am besten dort, wo man in Ruhe in ihr kramen und die Fundstücke genießen kann. Holger Wendlings Buch