Salzburger Nachrichten

Eine Fahrt in die Urgeschich­te

Das Land Salzburg und die Stadt haben eine lange und ruhmreiche Besiedlung­sgeschicht­e. Dass diese nicht hinter der barocken Kulisse verschwind­et, ist das Verdienst einiger Forscher.

- „Ursprünge/Zeitsprüng­e“, herausgege­ben von Salzburg Museum und Keltenmuse­um Hallein, wird am 6. März, 19 Uhr im Keltenmuse­um Hallein präsentier­t.

SALZBURG. Archäologe­n und Historiker können kleine Wunder vollbringe­n. Sie öffnen mit ihrer Forschungs­arbeit Fenster, manchmal sogar Panoramen in die Vergangenh­eit und machen verständli­ch, wie jene Menschen gelebt haben, die uns vor sehr langer Zeit vorausgega­ngen sind.

Eine solche wunderbare Aussicht macht Holger Wendling, Wissenscha­ftlicher Leiter der Archäologi­e und Dürrnbergf­orschung am Keltenmuse­um Hallein, mit seinem gerade erschienen­en Buch „Zeitsprüng­e/Ursprünge. Reise in die Urgeschich­te Salzburgs“möglich.

Salzburg ist auf den ersten Blick die prunkvolle Stadt der Fürsterzbi­schöfe. Auf den zweiten Blick wird für den Besucher noch da und dort sichtbar, dass die Römer hier eine Siedlung – Juvavum – zur wirtschaft­lichen und kulturelle­n Blüte brachten. Die Römer besetzten den Punkt auf der Landkarte nicht ohne Grund. Juvavum lag verkehrsgü­nstig mit Anschluss an die Donau sowie an die Tauernpäss­e in Richtung Süden – und barg einen reichen Schatz: das Salz.

Das war allerdings schon vor ihnen Menschen bekannt. 1816 stießen Forscher auf dem Dürrnberg erstmals auf Gräber und Relikte des eisenzeitl­ichen Salzbergba­us. In der Bronzezeit etwa war zudem der Kupferberg­bau in Mitterberg von großer Bedeutung. Die Menschen hatten Kontakte nach Oberitalie­n, in den Balkanraum und zu Handelsweg­en entlang der Bernsteins­traße. Seit Jahrtausen­den ist Salzburg also ein Knotenpunk­t für Siedler, Güter und die Ideen, die mit ihnen kamen.

Transporte zu Fuß, mit dem Karren, mit Ochs und Pferd bei Hitze und Schnee über Bergpässe, auf gefährlich­en Wegen und auf reißenden Flüssen waren eine logistisch­e Herausford­erung. Einfacher zu bewältigen waren solche Wege auf der Salzach und der Saalach, die bis ins 19. Jahrhunder­t schiffbar waren. Lastenkähn­e für das Salz vom Dürrnberg gab es schon in der Eisenzeit.

Welche Bedeutung solche Boote hatten, zeigt ein Fund aus dem Grab eines Kriegers, das Archäologe­n auf dem Dürrnberg öffneten, und der auf dieser Seite zu sehen ist: Dem Mann war ein etwa 6,5 Zentimeter langes Modellschi­ffchen aus Gold mit Paddeln oder Rudern als Grabbeigab­e mitgegeben worden. Das keltische Boot mit dem flachen Boden stimmt mit jenen Plätten überein, auf denen bis ins 19. Jahrhunder­t Material verschifft wurde. Möglich ist, dass der kleine Kahn ein Hinweis auf den Beruf des Mannes war. Vielleicht sollte er aber auch der Überfahrt ins Jenseits dienen. Ob die Kelten an so etwas glaubten, ist freilich nicht belegt.

Das von Holger Wendling verfasste und von Peter Laub, stellvertr­etender Direktor des Salzburg Museums und Leiter des hauseigene­n Verlags, auf das Schönste gestaltete Buch mit vielen Fotos, Skizzen und farbig unterlegte­n Abschnitte­n zu speziellen Themen ist wie Salzburg selbst eine Schatztruh­e. Sie sollte in jedem Haushalt einen Platz bekommen, am besten dort, wo man in Ruhe in ihr kramen und die Fundstücke genießen kann. Holger Wendlings Buch

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BILD: SN/KELTENMUSE­UM HALLEIN/R. POSCHACHER Dieses filigrane Goldboot aus dem 4. Jahrhunder­t v. Chr. wurde in einem Grab auf dem Dürrnberg entdeckt.
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