Salzburg ist Meister bei der Wirtschaftskraft
Salzburg hat Wien als reichste Region Österreichs überholt. Und steht damit auf Platz 17 der 276 europäischen Regionen.
BRÜSSEL.
Es sind nur 100 Euro, die Salzburg der Bundeshauptstadt Wien voraushat: Das reicht aber für die beste österreichische Platzierung im europaweiten Ranking der Regionen gemessen an der Wirtschaftsleistung pro Kopf. Wie aus Daten des EU-Statistikamts Eurostat vom Mittwoch hervorgeht, lag Salzburg 2016 mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 44.800 Euro auf Rang 17 der 276 Regionen in der EU unmittelbar vor Wien mit 44.700 Euro. 2015 war Wien noch an 16. Stelle gelegen und Salzburg auf Rang 18.
„Wir haben wesentlich weniger Arbeitslose als Wien. Wir haben um ein Fünftel weniger Krankenstandstage als Wien und wir haben auch weniger Bevölkerungszuzug aus anderen Ländern als Wien“, erklärt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), was Salzburg den kleinen Vorsprung gegenüber der Bundeshauptstadt verschafft haben könnte. Während Wien 2017 eine Arbeitslosenrate von rund 13 Prozent aufwies, lag sie in Salzburg bei 5,3 Prozent. „Und 2018 werden wir einen Vierer vor dem Komma stehen haben“, ist Haslauer sicher. Österreichweit waren Arbeitnehmer 2016 durch- schnittlich 12,5 Tage im Krankenstand – mit 10,59 Tagen waren Salzburgs Arbeitnehmer am wenigsten oft krank. Zum Vergleich: Auf Platz zwei hinter Salzburg folgte Vorarlberg mit 11,41 Krankenstandstagen. Wien kam auf 12,52 Krankenstandstage.
Bemerkenswert ist aber auch die Stellung Salzburgs innerhalb Europas: „Von allen 276 Regionen Europas liegen nur Zentralräume mit mehr als einer Million Einwohner vor uns“, sagt Helmut Eymannsberger, StandortpolitikLeiter der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS). Die kleine Gebirgsregion Salzburg brauche den Vergleich mit Europas TopZentralräumen nicht zu scheuen, denn es biete viele Vorteile, die sich auf die Wirtschaftskraft auswirken. „Die geringe Arbeitslosigkeit ist ein Indikator dafür, dass die Wirtschaft läuft. Unternehmen finden hier eine funktionierende Infrastruktur sowie Rechtssicherheit und sehen damit auch zuversichtlich nach vorn“, erklärt der Experte.
Nach Ansicht von Peter Unterkofler, Präsident der Salzburger Industriellenvereinigung, spiegelt sich in Salzburgs Spitzenposition unter den europäischen Regionen die zunehmende Bedeutung der industriellen Produktion wieder. Die Industrie stehe mittlerweile für über 24 Prozent der Wertschöpfung und das bei Industrie-Gehältern, die 65 Prozent über jenen im Tourismus liegen. Die Qualität des Wirtschaftsstandortes Salzburg zeige auch die in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegenen ausländischen Direktinvestitionen. „Mit einem Zuwachs von rund sieben Milliarden Euro liegt Salzburg auch bei dieser Kennzahl an der Spitze Österreichs“, verdeutlicht Unterkofler.
Haslauer sieht bei aller Freude über die starke Wirtschaftsleistung Salzburgs nicht nur Grund zum Feiern. „Natürlich sind die Daten und das gute internationale Ranking für uns Anlass, positiv und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Die Daten beruhen auf Salzburgs gut strukturierter Wirtschaft, aber: Für die individuelle Lebenssituation spielt das keine Rolle. Jemand, der arbeitslos ist, hat nichts davon. Deshalb dürfen wir unsere Augen nicht vor den Herausforderungen verschließen, die wir noch zu meistern haben. Wir haben alle Chancen, das Land Salzburg auf dieser guten Basis positiv weiterzuentwickeln.“
Insgesamt lag laut Eurostat das BIP pro Kopf in 19 Regionen um mindestens 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt, fünf davon in Deutschland, drei in Großbritannien, zwei in Österreich. Von den 21 Regionen mit weniger als 50 Prozent des EU-Durchschnittes finden sich je fünf in Bulgarien und Polen, vier in Ungarn und je drei in Rumänien und Griechenland.
In einigen Regionen müssten die Pendlerströme berücksichtigt werden, betonen die Statistiker, weil sie die Produktion auf ein Niveau heben, das die ansässige Bevölkerung allein nicht erreichen würde. Zugleich wirkt das negativ auf die Regionen, aus denen die Tages- oder Wochenpendler kommen.
Innerhalb Österreichs folgen auf Salzburg und Wien die Bundesländer Vorarlberg (141 Prozent), Tirol (138 Prozent), Oberösterreich (129 Prozent), Steiermark (113 Prozent), Kärnten (108 Prozent) und Niederösterreich (104 Prozent). Als einziges Bundesland unter dem EU-Durchschnitt liegt nach wie vor das Burgenland mit 88 Prozent.