Salzburger Nachrichten

Wenn jede Umarmung zu Verletzung­en führen kann

Der Biss in ein Stück hartes Brot, ein Stolpern. Für Schmetterl­ingskinder können solche Kleinigkei­ten böse Folgen haben. Am „Tag der seltenen Krankheite­n“berichtete­n Angehörige und Experten.

- WWW.DEBRA-AUSTRIA.ORG

SALZBURG. Es begann mit Bläschen auf der Nase des neugeboren­en Mädchens und endete mit einer fatalen Diagnose. Epidermoly­sis bullosa (EB), besser bekannt als Schmetterl­ingskrankh­eit. 24 Jahre ist es nun her, dass Lena, die Tochter von Rainer Riedl, Obmann des Vereins DEBRA Austria, als Schmetterl­ingskind geboren wurde. Die genetisch bedingte Krankheit ist unheilbar. Gestern, Mittwoch, öffnete das EBHaus in Salzburg seine Türen, um über die Krankheit zu informiere­n und die neuesten Forschungs­erfolge zu präsentier­en.

„Nach so einer Diagnose weiß man erst einmal weder ein noch aus“, erinnert sich Riedl. So viele Fragen würden einem durch den Kopf schießen. Wird mein Kind je gehen? Wird es eine normale Schule besuchen? Schnell habe er diese Gedanken verworfen. „Denn in den ersten Jahren ging es nur darum, den Wahnsinn Tag für Tag zu überstehen. Da war Verzweiflu­ng, Lena hat viel geweint. Jeder Sturz unserer Tochter endete mit Verletzung­en und Verbänden.“Heute ist Lena 24 Jahre alt und absolviert ein freiwillig­es Arbeitsjah­r in Spanien. „Sie lebt mit ihrer Krankheit, sie kann sehr gut abschätzen, was möglich ist und was nicht.“

Im EB-Haus, das sich zu 100 Prozent aus Spenden finanziert, befindet sich neben einer Spezialamb­ulanz und einer Akademie mit verschiede­nen Ausbildung­sprogramme­n auch eine Forschungs­einrichtun­g, die kurz vor einem großen Erfolg steht. Derzeit laufen Genehmigun­gsverfahre­n für eine Salbe mit dem Wirkstoff Diacerein, der eigentlich bei Arthrose-Patienten angewendet wird. „Eine Mitarbeite­rin unseres Forschungs­teams hat erkannt, dass dieser Wirkstoff bei einem bestimmten EB-Typus die Bläschenbi­ldung reduziert und dieser Effekt lang anhält. Das heißt, die Bläschen kamen auch ohne Behandlung an der Stelle nicht zurück“, erklärt Riedl, der an sich ausgebilde­ter Wirtschaft­sinformati­ker ist. Er hat die Krankheit seiner Tochter vor Jahren auch zu seiner berufliche­n Herausford­erung gemacht. „Ziel ist es, nicht nur die Symptome von EB zu bekämpfen, sondern deren Ursache.“

„Am Anfang ging es nur darum, Tag für Tag zu überstehen.“

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BILD: SN/DEBRA Blasen, Narben und offene Stellen am ganzen Körper gehören für Schmetterl­ingskinder zum Alltag.
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Rainer Riedl, DEBRA-Obmann und betroffene­r Vater

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