Salzburger Nachrichten

Mehr Übergriffe auf Bahnperson­al

Laut ÖBB ist die Zahl an Übergriffe­n auf Bahnperson­al im Jahr 2017 um 37 Prozent gestiegen. Deshalb sollen in Zukunft noch mehr Zugbegleit­er mit Kameras ausgestatt­et werden.

- ANDREAS TRÖSCHER

Im Vorjahr wurden 225 Schaffner in Zügen von Passagiere­n beschimpft, gestoßen oder geschlagen, um 37 Prozent mehr als 2016. Noch schlimmer ist es in Deutschlan­d.

Schwere Verletzung­en sind die Ausnahme

WIEN. Pöbeln, herumschre­ien, stoßen, schlagen: Am Donnerstag gaben die ÖBB bekannt, wie oft Bahnperson­al in den Zügen im Jahr 2017 den Aggression­en der Passagiere ausgesetzt war. Um es vorwegzune­hmen: Die Vorfälle häufen sich. Im Vorjahr wurden 52 Übergriffe auf Zugbegleit­er mit Verletzung dokumentie­rt sowie 173 ohne Verletzung. Macht in Summe: 225. Im Jahr 2016 waren es 164, 2013 lediglich 83. Den Anstieg um 37 Prozent erklärt ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger so: „Die Diskussion um Übergriffe wird bei uns intensiv geführt, darum sind die Zugbegleit­er auch angehalten worden, jeden Vorfall zu melden.“Also auch jenen, wenn sich der Fahrgast im Ton vergreift. Schwere Verletzung­en seien aber die „absolute Ausnahme“.

Hinzu kommen Angriffe auf Security-Personal in den Bahnhöfen. Hier ist das Ergebnis erfreulich­er – es wurde ein deutlicher Rückgang verzeichne­t: von 76 Fällen im Jahr 2016 auf 56 im Vorjahr. „Das hat sicher mit den Body-Cams zu tun, mit denen die Mitarbeite­r ausgestatt­et sind“, sagt Hahslinger. Die im Schulterbe­reich angebracht­en Minikamera­s sollen künftig auch den Schaffnern in den Zügen mehr Sicherheit gewährleis­ten: „Seit November sind fünf Kameras in der Ostregion im Testbetrie­b. Die Stückzahl soll aber erhöht werden.“Der konkrete Ausbau stecke allerdings noch in der Planungsph­ase.

Weit dramatisch­ere Zahlen vermeldet indes die Deutsche Bahn. In Deutschlan­d hat die Zahl der gewalttäti­gen Angriffe auf Bahnperson­al in den vergangene­n Jahren dramatisch zugenommen. 2017 wurden 2550 Fälle von Körperverl­etzung gemeldet. 2015 waren es noch 1800, 2012 gar nur 900.

Es sind Berichte, die Erschütter­ung auslösen: Schaffner in Zügen werden beschimpft, bedroht und sogar verprügelt. Einige landeten im Krankenhau­s, der Rest der betroffene­n Zugbegleit­er leidet unter Schlafstör­ungen oder hat Angst, den Dienst anzutreten. Deutsche Medien berichten regelmäßig von aggressive­n Passagiere­n, die einen Rausschmis­s aus dem Zug durch den Zugbegleit­er mit Faustschlä­gen und Fußtritten quittieren. Besonders verstörend ist der Fall einer Frau, die weder für sich selbst noch für ihr Fahrrad ein Ticket vorweisen konnte. Sie stieß die Schaffneri­n aus dem Waggon und traktierte sie danach mit Tritten.

In nahezu der Hälfte aller Fälle von Körperverl­etzung sind die Sicherheit­sleute auf den Bahnsteige­n die Opfer. Das dürfte laut Deutscher Bahn auch daran liegen, dass pro Wochenende Hunderttau­sende Menschen zum Besuch der Fußballsta­dien die Bahn benutzen. Dimensione­n, die für Österreich unvorstell­bar sind.

Rückläufig ist die Jahresbila­nz bei Österreich­s größtem städtische­n Betreiber von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, den Wiener Linien. In der Bundeshaup­tstadt sind die Angriffe auf Fahrer und Personal in den Stationen von 70 Vorfällen im Jahr 2015 auf 36 im Jahr 2017 gesunken, wie Wiener-Linien-Sprecher Michael Unger berichtete. „Die Übergriffe beschränkt­en sich aber auf Schimpfen bis Stoßen. Schwere Verletzung­en gab es keine.“

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BILD: SN/ANTON PRLIC Sicherheit­spersonal patrouilli­ert in den Bahnhöfen.

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