Salzburger Nachrichten

Bonus mit und ohne Grenzen

Der Familienbo­nus soll auch an Eltern mit Kindern im EU/EWR-Ausland gehen. Für geringverd­ienende Alleinerzi­eher ist ein Mindestbet­rag von 250 Euro im Jahr vorgesehen.

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Die groß angekündig­te Steuerguts­chrift für Familien startet heute, Freitag, mit einer Reihe von Last-minute-Nachbesser­ungen in die Gesetzesbe­gutachtung.

War im Regierungs­übereinkom­men noch festgeschr­ieben, dass nur Kinder in Österreich vom neuen „Familienbo­nus plus“profitiere­n, sollen nun doch auch Familien, deren Kinder im EU/EWR-Ausland oder in der Schweiz leben, etwas davon haben. Die Leistung soll aber, wie auch bei der Familienbe­ihilfe geplant, an die jeweiligen Lebenshalt­ungskosten angepasst werden.

Geklärt wurde nun auch, dass für geringverd­ienende Alleinverd­iener bzw. Alleinerzi­eher, die gar keine Lohn- oder Einkommens­steuern zahlen, zumindest ein Mindestbet­rag von 250 Euro jährlich vorgesehen ist. Dieser soll über den negativste­uerfähigen Alleinverd­ienerabset­zbetrag ausbezahlt werden.

ÖVP-Finanzmini­ster Hartwig Löger sprach am Donnerstag von einem „Leuchtturm­projekt“auf dem Weg zur Senkung der Abgabenquo­te auf 40 Prozent. Der Familienbo­nus plus bringe ab. 1. Jänner 2019 1,5 Mrd. Euro an direkter Entlastung für Familien mit Kindern. Die Entlastung betreffe 950.000 Familien mit 1,6 Millionen Kindern, hob Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß hervor.

Pro Kind wird die Steuerlast bei entspreche­ndem Einkommen um bis zu 1500 Euro im Jahr sinken – bei volljährig­en Kindern, wenn noch Familienbe­ihilfe bezogen wird um 500 Euro. Voll ausgeschöp­ft werden kann der 1500-Euro-Steuerbonu­s von einem Alleinverd­iener mit einem Kind bereits ab 1750 Euro brutto monatlich, mit zwei Kindern ab 2300 und mit drei Kindern ab etwa 2650 Euro.

Bei Ehepartner­n kann der Familienbo­nus flexibel aufgeteilt werden. Bei getrennt lebenden Partnern ist grundsätzl­ich eine Aufteilung der Steuerguts­chrift auf jeweils 750 Euro vorgesehen.

Löger und Bogner-Strauß verteidigt­en am Donnerstag die vergleichs­weise geringe Mindestent­lastung von 250 Euro. „Wo schon eine komplette Steuerentl­astung da ist, kann man ja logisch keine Steuern mehr entlasten“, sagte Bogner-Strauß. Löger betonte, dass der Familienbo­nus eine zusätzlich­e Maßnahme sei und dass pro Jahr weiterhin neun Milliarden Euro an sonstigen Familienfö­rderungen fließen würden.

SPÖ, Neos und Liste Pilz übten am Donnerstag Kritik und plädierten für einen die geplanten 250 Euro übersteige­nden Mindestbon­us für Geringverd­iener. Der ÖGB verwies darauf, dass das Armutsrisi­ko für Alleinerzi­ehende schon jetzt bei 40 Prozent liege. SPÖ-Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek hält den Familienbo­nus für einen „Herdbonus“.

Die Neos begrüßten die Steuersenk­ung grundsätzl­ich, forderten aber „ganzheitli­che Konzepte“zur Unterstütz­ung ärmerer Familien und fragten sich, wo die Regierung die 1,5 Mrd. Euro für den Familienbo­nus hernehmen möchte.

Die Regierung verweist darauf, dass der Familienbo­nus durch Einsparung­en im System gegenfinan­ziert werde: „Wir werden keine zusätzlich­en Steuern einführen bzw. diese erhöhen.“

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BILD: SN/DPA Ab 2019 sind 1500 Euro Steuerentl­astung pro Kind möglich.

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