Donald Trump verliert seine Psycho-Managerin
Die 29-jährige Hope Hicks gibt auf. Zuvor musste sie neun Stunden lang vor dem Geheimdienstausschuss aussagen.
WASHINGTON. Es flossen Tränen, viele Tränen, als Trumps „adoptierte Tochter“ihre Entscheidung verkündete, Abschied zu nehmen. Sogar Stabschef John Kelly konnte seine Emotionen nur schwer unterdrücken. „Zu sagen, dass wir sie vermissen werden, ist eine Untertreibung“, erklärte der General, der mit harter Hand versucht, für Ordnung im Weißen Haus zu sorgen.
Die 29-jährige Hope Hicks war die längstdienende Mitarbeiterin an der Seite des Präsidenten. Sie heuerte vor drei Jahren als Donald Trumps rechte Hand im Wahlkampf 2016 an und begleitete ihn als, so wörtlich in einer Mitteilung des Weißen Hauses, „unkonventionelle Pressemitarbeiterin“ins Oval Office. Im August 2017 wurde sie zur Kommunikationschefin. Ohne Hintergrund oder Erfahrung in der Politik stieg die junge Frau zu einer der einflussreichsten Personen im Weißen Haus auf. „Ich werde sie an meiner Seite vermissen“, beklagte der Präsident den unerwarteten Verlust. Hope Hicks galt als Trumps Psycho-Managerin. Superloyal, voll Verständnis, einflussreich. Sie war praktisch die letzte Person außerhalb seiner Familie, auf die er hundertprozentig zählen konnte.
Was hinter ihrem plötzlichen Abgang steht, ist Gegenstand heftiger Spekulationen. Trump hatte sich in einem Tweet über die Aussage Hicks bei einer neunstündigen Anhörung vor dem Geheimdienstauschuss des Senats beklagt, sie habe für ihren Chef manchmal Notlügen erfinden müssen. Insider vermuten, sie stehe wegen ihrer Rolle in der Russland-Affäre massiv unter Druck von Sonderermittler Robert Mueller. Hicks spielte eine Schlüsselrolle bei der Formulierung der Presseerklärung zu dem Treffen Donald Trump Jr. im Juni 2016 mit russischen Emissären, die schmutzige Informationen über Hillary Clinton angeboten hatten. Laut „Washington Post“soll Hicks wütend, enttäuscht, aber auch verzweifelt sein.
Freunde Trumps sagen, der Präsident verspüre nun zunehmend die Einsamkeit des Amts. Mehr als ein Drittel seiner Mitarbeiter haben ihn innerhalb des ersten Jahres verlassen. Von seinem ursprünglichen Team arbeiten nur noch sein Berater Steven Miller, die Wahlkampfstrategin Kellyanne Conway sowie Brad Parscale und Dan Scavino, im Weißen Haus zuständig für Internet und soziale Medien.
Zunehmend fraglich ist der Verbleib von Schwiegersohn Kushner, der am Donnerstag wegen zweier ungewöhnlicher Millionenkredite der Finanzinstitutionen Apollo Global Management und Citigroup in Erklärungsnot geriet. Beide Kredite kamen nach Besuchen der jeweiligen Vorstände im Weißen Haus zustande. Das Geld floss in Kushners Immobilienfirmen, die dringend Mittel zur Refinanzierung brauchten.
Zu allem Überfluss eskalierte auch noch die Fehde Trumps mit Justizminister Jeff Sessions. Der Präsident hielt seinem einstigen Gefolgsmann der ersten Stunde via Twitter vor, Untersuchungen über angebliches Verhalten des FBI zu verschleppen. Sessions reagierte eisig. Er werde seine Arbeit in einer „fairen und unparteiischen Weise erledigen, die mit dem Gesetz und der Verfassung im Einklang steht“, teilte der Minister mit.