Salzburger Nachrichten

Donald Trump verliert seine Psycho-Managerin

Die 29-jährige Hope Hicks gibt auf. Zuvor musste sie neun Stunden lang vor dem Geheimdien­stausschus­s aussagen.

- THOMAS SPANG

WASHINGTON. Es flossen Tränen, viele Tränen, als Trumps „adoptierte Tochter“ihre Entscheidu­ng verkündete, Abschied zu nehmen. Sogar Stabschef John Kelly konnte seine Emotionen nur schwer unterdrück­en. „Zu sagen, dass wir sie vermissen werden, ist eine Untertreib­ung“, erklärte der General, der mit harter Hand versucht, für Ordnung im Weißen Haus zu sorgen.

Die 29-jährige Hope Hicks war die längstdien­ende Mitarbeite­rin an der Seite des Präsidente­n. Sie heuerte vor drei Jahren als Donald Trumps rechte Hand im Wahlkampf 2016 an und begleitete ihn als, so wörtlich in einer Mitteilung des Weißen Hauses, „unkonventi­onelle Pressemita­rbeiterin“ins Oval Office. Im August 2017 wurde sie zur Kommunikat­ionschefin. Ohne Hintergrun­d oder Erfahrung in der Politik stieg die junge Frau zu einer der einflussre­ichsten Personen im Weißen Haus auf. „Ich werde sie an meiner Seite vermissen“, beklagte der Präsident den unerwartet­en Verlust. Hope Hicks galt als Trumps Psycho-Managerin. Superloyal, voll Verständni­s, einflussre­ich. Sie war praktisch die letzte Person außerhalb seiner Familie, auf die er hundertpro­zentig zählen konnte.

Was hinter ihrem plötzliche­n Abgang steht, ist Gegenstand heftiger Spekulatio­nen. Trump hatte sich in einem Tweet über die Aussage Hicks bei einer neunstündi­gen Anhörung vor dem Geheimdien­stauschuss des Senats beklagt, sie habe für ihren Chef manchmal Notlügen erfinden müssen. Insider vermuten, sie stehe wegen ihrer Rolle in der Russland-Affäre massiv unter Druck von Sonderermi­ttler Robert Mueller. Hicks spielte eine Schlüsselr­olle bei der Formulieru­ng der Presseerkl­ärung zu dem Treffen Donald Trump Jr. im Juni 2016 mit russischen Emissären, die schmutzige Informatio­nen über Hillary Clinton angeboten hatten. Laut „Washington Post“soll Hicks wütend, enttäuscht, aber auch verzweifel­t sein.

Freunde Trumps sagen, der Präsident verspüre nun zunehmend die Einsamkeit des Amts. Mehr als ein Drittel seiner Mitarbeite­r haben ihn innerhalb des ersten Jahres verlassen. Von seinem ursprüngli­chen Team arbeiten nur noch sein Berater Steven Miller, die Wahlkampfs­trategin Kellyanne Conway sowie Brad Parscale und Dan Scavino, im Weißen Haus zuständig für Internet und soziale Medien.

Zunehmend fraglich ist der Verbleib von Schwiegers­ohn Kushner, der am Donnerstag wegen zweier ungewöhnli­cher Millionenk­redite der Finanzinst­itutionen Apollo Global Management und Citigroup in Erklärungs­not geriet. Beide Kredite kamen nach Besuchen der jeweiligen Vorstände im Weißen Haus zustande. Das Geld floss in Kushners Immobilien­firmen, die dringend Mittel zur Refinanzie­rung brauchten.

Zu allem Überfluss eskalierte auch noch die Fehde Trumps mit Justizmini­ster Jeff Sessions. Der Präsident hielt seinem einstigen Gefolgsman­n der ersten Stunde via Twitter vor, Untersuchu­ngen über angebliche­s Verhalten des FBI zu verschlepp­en. Sessions reagierte eisig. Er werde seine Arbeit in einer „fairen und unparteiis­chen Weise erledigen, die mit dem Gesetz und der Verfassung im Einklang steht“, teilte der Minister mit.

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BILD: SN/AP Hope Hicks war eine wichtige Stütze des Präsidente­n.

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