Salzburger Nachrichten

„Die USA bleiben auf der Weltbühne präsent“

Amerika fühle sich weiterhin dem Schutz Europas verpflicht­et, betont Botschafte­r Eugene Young im SN-Gespräch.

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Die Vorstellun­g, dass sich die USA von der Weltbühne zurückzieh­en, weist Eugene Young als ganz und gar unzutreffe­nd zurück. Amerika bleibe präsent, es engagiere sich in vielen Teilen der Welt, sagt der Diplomat, der derzeit die US-Botschaft in Wien leitet. Präsident Donald Trump habe mehrfach betont, dass seine Devise „America first“nicht „America only“oder „America alone“bedeute. Kein Land könne ja im 21. Jahrhunder­t „die Welt verlassen“.

Natürlich stehe Amerika zu seinen Verpflicht­ungen in der NATO, versichert Young. Das heißt: Die Vereinigte­n Staaten sorgten wie schon seit sieben Jahrzehnte­n weiterhin für den Schutz von Europas Sicherheit. Schließlic­h hätten wir gemeinsame Werte und gemeinsame Interessen. Alle Alliierten seien sich sogar darin einig, dass die Ausgaben für die gemeinsame transatlan­tische Verteidigu­ng gesteigert werden müssten.

Von einem Zerwürfnis zwischen der Türkei und den USA will der Diplomat nichts wissen. Beide Länder seien seit langer Zeit Alliierte, sagt Young. Sie hätten sich darauf verständig­t, Streitpunk­te wie jetzt in Syrien gemeinsam zu lösen.

Sicherheit­s-Sorgen gebe es wegen des Nachbarn Russland sowohl in den baltischen Ländern als auch in ostmittele­uropäische­n Staaten wie Polen, konstatier­t Young. Die NATO-Partner seien deshalb verpflicht­et, tatsächlic­h zu garantiere­n, „dass sich alle Mitglieder der Atlantisch­en Allianz so sicher wie möglich fühlen können“.

Zwischen den USA und Russland gebe es einen Dialog über eine breite Palette von Themen, berichtet der amerikanis­che Diplomat. Die Regierung von Präsident Trump habe seit dem Beginn ihrer Amtszeit versucht, Felder zu finden, auf denen man mit Moskau zusammenar­beiten könne. Dies gelte für den Kampf gegen Terroriste­n in Syrien und für die Bemühungen um eine Lösung des Nordkorea-Konflikts – „derzeit die Priorität Nr. 1 für Washington“.

Auf der anderen Seite gebe es noch immer Russlands Aggression in der Ostukraine und auf der Krim. Dass sich ein europäisch­er Staat mit Gewalt Territoriu­m eines anderen europäisch­en Staates aneigne, sei ein Faktum, „mit dem wir nicht leben können“. Das sei der Kern der Differenze­n zwischen Moskau und Washington. Hinzu komme, dass Russland in Syrien viel unnötiges Chaos verursacht habe.

Eugene Young spricht sich dafür aus, dass die USA weiterhin eine starke Rolle in der Weltpoliti­k spielen sollten. Denn aufs Ganze gesehen sei Amerika, seit es Supermacht sei, „eine Kraft für das Gute in der Welt“gewesen. Der US-Diplomat erinnert an den Marshallpl­an, die „erstaunlic­he Partnersch­aft“zwischen den USA und Europa nach dem II. Weltkrieg, von der auch Österreich profitiert habe.

Amerikas Absicht nach 1945 sei es nicht gewesen, die Welt zu dominieren, sagt Young. „Die Idee war vielmehr, eine Welt zu schaffen, in welcher mehr Menschen frei und prosperier­end leben können.“Young hofft, dass die Zukunftsma­cht China mehr und mehr ein normaler Teil der internatio­nalen Beziehunge­n wird. „Aber wir teilen nicht die gleichen Werte. Amerika ist das Land, das Freiheit, Demokratie und individuel­le Initiative repräsenti­ert. Diese Dinge zählen nicht für die chinesisch­e Regierung.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Eugene Young

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