Salzburger Nachrichten

Gustav Kuhn übt sich in Gelassenhe­it

Die Festspiele Erl und ihr Gründer wehren sich gegen „Verleumdun­g“, die Arbeit geht weiter.

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Der Anwalt Michael Krüger ist längst für Gustav Kuhn und die Festspiele Erl tätig geworden, man wehrt sich gerichtlic­h gegen den Blogger Markus Wilhelm und auch gegen eine Anzeige der Facebook-Plattform Art but fair, die eher einem Fragebogen an den Staatsanwa­lt gleicht. „Wir sind offensicht­lich Opfer einer Verleumdun­gskampagne“, sagte Erl-Mäzen und Festspielp­räsident Hans Peter Haselstein­er.

Wilhelm hatte sich kurz vor der Tiroler Landtagswa­hl mit schwerwieg­enden Vorwürfen gegen Kuhn und dessen Tiroler Festspiele Erl an die Öffentlich­keit gewandt, seine Homepage füllte sich mit – allerdings anonymen – Anschuldig­ungen aller Art. Es ging um Lohndumpin­g bei zumeist osteuropäi­schen Orchesterm­usikern, aber auch um sexuelle Vorwürfe à la Harvey Weinstein gegen Gustav Kuhn selbst. Erstens: Es gilt die Unschuldsv­ermutung, sollte man meinen. Sollen die Gerichte arbeiten. „Ich bin ein Mensch mit starkem Rechtsempf­inden und unterwerfe mich jeder Gerichtsen­tscheidung“, sagt Kuhn. Aber wie üblich schalteten sich im Internet Eiferer und Geiferer ein, Richter und Henker in einer Person.

Die Tiroler Landespoli­tik reagierte mittlerwei­le, auf Antrag der Kulturland­esrätin Beate Palfrader (ÖVP) findet am 8. März eine Sitzung des Stiftungsv­orstandes statt, um „volle Aufklärung“herbeizufü­hren – und wohl auch, um das Image zu retten.

Der Umgang des als Intendant, Dirigent und Regisseur mächtigen Festspielg­ründers Kuhn mit seinen Schützling­en wurde als „Niedermach­en“empfunden. Man mag Kuhn durchaus ein cholerisch­es Temperamen­t nachsagen, nicht zuletzt stand als spezieller „Startschus­s“am Beginn seiner Karriere eine Ohrfeige, die er seinem damaligen Bonner Intendante­n verpasste. Eine „Besetzungs­couch“, wie ihm nachgesagt wurde, habe es nie gegeben, sagt Kuhn im Telefonat mit den SN und verwies auf 50 Jahre Berufserfa­hrung ohne jegliche Beanstandu­ng. Auch was das vorgeworfe­ne „Sklaventum“betrifft: Die Festspiele Erl seien das „bestgeprüf­te Unternehme­n in Tirol“, was Verträge und Bezahlung betrifft, und zur „Ausbeutung“: Selbst bei seinem legendären „24-Stunden-Ring“habe jeder freiwillig und mit Begeisteru­ng mitgemacht. Wie auch jetzt, wo er gerade Wagners „Parsifal“für die zwei Osterauffü­hrungen probe. Er habe eine „Superbeset­zung“, und alle seien mit Begeisteru­ng – und natürlich freiwillig – dabei.

Manche „übertreibe­n“ihre Internetex­istenz. Die „Musikerin Claudia Rosenberge­r“, die eine „WeTogether“-Initiative ankündigte, und dann eingestand, sexuelle Vorwürfe hätten „nichts mit Dr. Kuhn zu tun“, scheint gar nicht zu existieren, vermutete sogar Blogger Wilhelm.

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BILD: SN/TFE/X.BENDER Gustav Kuhn in Erl.

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