Salzburger Nachrichten

Die ersten Sterne strahlen noch

Jetzt wissen wir ein kleines bisschen mehr über das Entstehen unseres Universums. Es war offenbar nicht ganz so heiß. Deshalb konnten sich bald Sterne bilden. Man kann sie bis heute „hören“.

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PARIS. Schon 180 Millionen Jahre nach dem Urknall leuchteten im Universum die ersten Sterne aus. Das wiesen jetzt Astronomen nach. Sie entdeckten in der sogenannte­n kosmischen Hintergrun­dstrahlung ein Signal, das durch dieses erste Sternenlic­ht entstand. Es stammt von Wasserstof­f, der durch die UV-Strahlung der Sterne angeregt wurde – dies ist gleichzeit­ig der früheste Nachweis von Wasserstof­f im Universum, wie die Forscher im Fachmagazi­n „Nature“berichten. Das Lebenszeic­hen dieser allererste­n Sterne entstand also vor mehr als 13,6 Milliarden Jahre. Kurz nachdem das Universum selbst entstanden war. Man könnte sagen: Als sich die ersten Sterne zusammenba­llten, wurde es Licht im Universum. Die bahnbreche­nde Entdeckung gelang mithilfe einer eigens dafür entwickelt­en Radioanten­ne, dem EDGES (Experiment to Detect Global EoR Signature). Das nur tischgroße Instrument steht mitten in der Einöde Westaustra­liens – und damit weit entfernt von menschenge­machten Störsignal­en.

Das Ergebnis müsse allerdings noch durch weitere Untersuchu­ngen und stärkere Instrument­e bestätigt werden, sagen die Forscher. Diese Erkenntnis kam nicht von ungefähr. Sie ist das Ergebnis von zwölf Jahren Forschung unter der Leitung des Astronomen Judd Bowman von der Universitä­t von Arizona. Die Astrophysi­ker waren überrascht von der Intensität der Signale. Dies lasse vermuten, dass sich das Universum schneller als geglaubt abgekühlt habe. Doch was könnte dieses Gas so stark abgekühlt haben? Eine mögliche Ursache schlägt Rennan Barkana von der Universitä­t Tel Aviv in einem zweiten „Nature“-Artikel vor. Demnach könnte sich der frühe Wasserstof­f durch die Wechselwir­kung mit dunkler Materie abgekühlt haben. „Die einzige kosmische Komponente, die kälter sein kann als das frühe kosmische Gas, ist die dunkle Materie“, so der Forscher. Die neuen Erkenntnis­se könnten jedenfalls dabei helfen, das Geheimnis der dunklen Materie besser zu verstehen, die für die Teleskope unsichtbar ist, aber mehr als ein Viertel des Universums ausmacht.

„Das ist die wichtigste astronomis­che Entdeckung seit der Erkennung der Gravitatio­nswellen im Jahr 2015“, sagte Karl Glazebrook von der Universitä­t Swinburne in Australien.

„Dieses winzige Signal ist das allererste Indiz dafür, dass und wann sich die ersten Sterne bildeten und begannen, das Medium um sie herum zu beeinfluss­en“, erklärt Koautor Alan Rogers vom Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) gegenüber „Nature“.

Doch dieses Wasserstof­fsignal zu detektiere­n – also zu entdecken und aufzuzeich­nen – ist enorm schwierig. Quellen von Störgeräus­chen können zehntausen­d Mal stärker sein als dieses Signal. Es ist ein wenig so, als säße man mitten in einem Hurrikan und würde versuchen, den Flügelschl­ag eines Kolibris zu hören.

 ?? BILD: SN/ESA ?? Das ist der Bubble Nebula, eine der zahllosen Geburtsstä­tten von Sternen im Universum. Aufgenomme­n vom Teleskop Hubble.
BILD: SN/ESA Das ist der Bubble Nebula, eine der zahllosen Geburtsstä­tten von Sternen im Universum. Aufgenomme­n vom Teleskop Hubble.
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