Der Mann, der die Welt liebte – und die Menschen
Stephen Hawking war jahrzehntelang ein kranker Mann. Das hielt ihn nicht davon ab, auf Welt und Mensch neugierig zu sein.
Wir bewältigen den Alltag nahezu ohne das geringste Verständnis der Welt. Wir denken nicht darüber nach, dass wir der Sonne unser Leben verdanken. Wir bedenken nicht, dass es die Schwerkraft ist, die uns hier auf diesem wunderbaren Planeten festhält. Andernfalls würden wir hinaus in den Weltraum gerissen. Niemand macht sich Gedanken darüber, dass er nur deshalb ein Wesen ist, weil er aus stabilen Atomen besteht. Kurzum: Kaum jemand denkt darüber nach, warum alles so ist, wie es ist.
Doch der große Physiker, der philosophische Denker und humorvolle Brite Stephen Hawking erzählte uns davon. Er verfasste ein kleines Büchlein mit dem Titel „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Als er es 1988 schrieb, hatte er nicht nur ein kleines Zusatzeinkommen – „das Schulgeld meiner Tochter“– im Kopf. Er wollte sein Wissen allen vermitteln.
Der Astrophysiker hinterließ uns nämlich nicht nur exzellente Theorien über die Entstehung des Universums oder über die Natur alles in sich einsaugender schwarzer Löchern im All. Das sind Theorien, die letztlich nur eine Handvoll Astrophysiker verstehen und sich daran bis heute redlich abarbeiten.
Nein. Hawking war ein Mann des Wissens, der nichts lieber tat, als andere Menschen wissbegierig zu machen. Sie zu locken, ihren Verstand zu benutzen. Und das unabhängig von ihrem Bildungsgrad. Ein wissender Mensch zu werden, nicht blind zu sein vor den Phänomenen des Universums, um zuletzt den Wert des eigenen Daseins zu schätzen. Das wollte Hawking vermitteln. Er wollte sich nicht nur mit einigen Kollegen austauschen. Er wollte sein Staunen und das Rätseln über Gott und die Welt mit allen teilen. Deshalb lauschte ihm auch die ganze Welt, sobald er sich zu Wort meldete.
Er sei erstaunt gewesen, wie viele „ganz normale Menschen“, die weder trendbewusst noch vom Fach gewesen seien, ihn später auf das Buch angesprochen hätten, sagte Hawking nach Erscheinen seines Bestsellers. Die meisten schienen das Buch sogar gelesen zu haben, witzelte er. Vielleicht habe ja nicht jeder alles verstanden. Das sei aber auch gar nicht wichtig. Wichtig sei, dass sich die Menschen nicht vom Wissen ausgeschlossen fühlten.
Stephen Hawking ist jetzt gestorben. Der Physiker glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Das Gehirn sei eine Art Computer, der aufhöre zu arbeiten, wenn die Einzelteile nicht mehr funktionierten, sagte er. Es gibt kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer. Aber vielleicht ein Paralleluniversum?