Salzburger Nachrichten

Steht der Verfassung­sschutz vor dem Aus?

Nach der BVT-Affäre könnte der Staatsschu­tz mit dem Bundeskrim­inalamt fusioniert werden.

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WIEN. Im Zuge der Aufregung um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) drängt sich eine Frage auf: Wie geht es mit der Einheit weiter? Gerüchte kursieren viele. Eine Variante erscheint laut Insidern naheliegen­d und soll bereits seit Längerem diskutiert werden. Demnach wäre es denkbar, dass das BVT mit dem Bundeskrim­inalamt (BK) verschmilz­t. In Deutschlan­d ist dies bereits der Fall.

Welche Vorteile eine Zusammenle­gung der Behörden zum jetzigen Zeitpunkt mit sich bringen würde? Kommt es in beiden Behörden zu einer Organisati­onsänderun­g im Ausmaß von 25 Prozent, können alle Positionen neu ausgeschri­eben werden. Was der FPÖ bei der Vergabe von Jobs eindeutig in die Hände spielen würde.

Entstehen würde dadurch ein Staatsschu­tz- und ein kriminalpo­lizeiliche­r Ermittlung­sbereich unter einem Dach. Der Vorteil in der täglichen Arbeit für die Ermittler: Bei großen Fällen könnte das Knowhow aus beiden Feldern in Arbeitsgru­ppen zusammenge­zogen werden. Klingt logisch, ist aber laut Innenminis­teriums-Sprecher Alexander Marakovits keine Überlegung: „Eine Zusammenle­gung zwischen BVT und BK ist kein Thema.“

Zur Erinnerung: Ende Februar führte die Staatsanwa­ltschaft eine Hausdurchs­uchung beim BVT durch. Mehrere Beamte, darunter auch BVT-Chef Peter Gridling, wurden des Amtsmissbr­auchs verdächtig­t. Im Fall Gridling soll es um heikle Daten gehen, die gesetzeswi­drig gespeicher­t wurden. Der BVT-Chef wurde deshalb am Dienstag suspendier­t. Einen Tag danach kündigte er im SN-Gespräch an, dass er sich wehren will: „Ich weiß noch immer nicht, was mir konkret vorgeworfe­n wird.“Gridling habe deshalb einen Anwalt eingeschal­tet.

Die Hausdurchs­uchung beim BVT sorgte ebenfalls für Aufregung. Der Vorwurf, dass sensible Daten über Rechtsextr­eme sichergest­ellt worden waren, stand im Raum.

Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP), dessen Ressort den Einsatz geprüft hatte, verteidigt­e am Mittwoch das Vorgehen der Behörden. Moser bezeichnet­e die Vorgänge als „nachvollzi­ehbar“. Bekannt wurde außerdem, dass die Anzeige zu der Causa vom Generalsek­retär im Innenminis­terium, Peter Goldgruber, erstattet worden war.

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