„Tomb Raider“: Die Ausgrabung einer Heldin
Es ist ein Jammer. 17 Jahre ist es her, dass Angelina Jolie als Archäologin Lara Croft im dreckigen Feinrippleiberl Bösewichte bekämpfte, Rätsel löste und Schätze hob. Der Film hieß „Lara Croft: Tomb Raider“, war die erste Verfilmung der Computerspielreihe und wirkte zwar rettungslos albern und trivial, aber machte auch irgendwie Spaß. Die Reduktion der Protagonistin auf große Brüste und Waffengewalt nahm man noch irgendwie hin, mit dem Argument, auch in der Spieleserie sei die Heldin anatomisch besorgniserregend unrealistisch gewesen.
Nun kommt mit „Tomb Raider“eine Neubesetzung der Heldin ins Kino, Alicia Vikander ist es hier, die radelt, rennt, springt und gleich in der ersten Szene einer Gegnerin im Boxkampf nur knapp unterliegt, bevor sie in einem illegalen Radrennen durch London brettert.
Der Beginn lässt hoffen, dass hier ernsthaft modernisiert wurde. Doch kaum gerät der Film in bekanntes Terrain, wird die Geschichte so zäh wie ein Spaziergang in Treibsand: Lara Croft soll ihrem verschollenen Vater als Chefin der Unternehmensgruppe Croft nachfolgen, doch lieber will sie ihm und seiner letzten archäologischen Mission auf eine sagenumwobene Insel auf die Spur kommen, und sie heuert dafür auf einem rostigen Kahn an. Frauen sind fortan abwesend, man habe sich auf die Vater-Tochter-Beziehung konzentrieren wollen, sagt Regisseur Roar Uthaug. Das ist schade, denn in der Computerspielvorlage hat Lara Croft im Team ihre filmende beste Freundin sowie eine Mechanikerin und alleinerziehende Mutter. Der Film hingegen hält nur noch einen überraschenden Moment bereit: Als Lara einen Angreifer aus Notwehr tötet, ist sie merklich betroffen, wie das in Actionware dieses Zuschnitts nur selten der Fall ist. Und auf einmal bekommt selbst „Tomb Raider“ein menschliches Antlitz. Film: Tomb Raider. Abenteuerfilm, USA 2018. Regie: Roar Uthaug. Mit: Alicia Vikander, Daniel Wu, Dominic West. Start: 16. 3.