Salzburger Nachrichten

Grüne nicht schlechtre­den

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Seit der Nationalra­tswahl 2017 versuchen die Medien (Zeitungen und ORF), die Grünen schlechtzu­machen, das Ende der grünen Partei wird schon herbeigere­det, ihre Verluste als deutliche Anzeichen dargestell­t, dass „Grün“nicht mehr „in“ist und möglicherw­eise diese bald von der politische­n Landschaft Österreich­s verschwind­en werden.

Bruno Kreisky hat einmal einem Journalist­en geraten: „Herr Reporter, lernen Sie Geschichte.“Dies sollte man vielleicht auch der heutigen Journaille ans Herz legen.

Die Grünen haben sich seit ihrem Start 1986 kontinuier­lich in der Wählerguns­t hochgearbe­itet, dabei seit 2005 einige Ergebnisse bei Landtagswa­hlen über 15 Prozent erreicht.

Das waren aber immer Ausreißer, die besonderen Ereignisse­n und Entwicklun­gen im jeweiligen Bundesland geschuldet waren. Eine statistisc­he Zusammenst­ellung sämtlicher Ergebnisse von Landtagswa­hlen seit 1945 zeigt, dass sich die Grünen ab Mitte der 80er-Jahre im Durchschni­tt auf gut zehn Prozent Wählerpote­nzial hochgearbe­itet haben, manchmal lag man drüber, manchmal darunter. Die politische­n Entwicklun­gen seit der Migrations­welle 2015 und dem Aufkommen rechtspopu­listischer Strömungen in Nordamerik­a und Europa hat hier eine Zäsur gebracht.

Leider können derzeit mit einfachen „Ausländer raus“Parolen, Fremdenfei­ndlichkeit und nationalen Ressentime­nts Wahlen gewonnen werden, die Einhaltung rechtsstaa­tlicher Prinzipien, faire Asylgesetz­e und demokratie­politische Standards scheinen weniger gefragt zu sein.

Der Schutz der Umwelt, nachhaltig­e Politik und Maßnahmen gegen den drohenden Klimawande­l haben derzeit kaum Priorität. Selbst das europäisch­e Projekt scheint auf dem Spiel zu stehen und kommt unter Druck.

Trotzdem springen die Grünen nicht auf den populistis­chen Zug auf, sondern halten an ihren Prinzipien und Inhalten fest. Natürlich wird jede politische Bewegung auch an ihren Wahlerfolg­en gemessen. Daher wird es notwendig sein, sich darüber Gedanken zu machen, wie diese Inhalte plausibel und medienwirk­sam an die Bürgerinne­n und Bürger herangetra­gen werden. Mag. Ferdinand Reindl 5162 Obertrum

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