Salzburger Nachrichten

Beim Abbau der faulen Kredite war man fleißig

Die Raiffeisen Bank Internatio­nal reduzierte den Bestand fauler Kredite 2017 um ein Drittel. Aktionäre erhalten erstmals seit 2013 eine Dividende.

- RICHARD WIENS

Die faulen Kredite, die sich im Zuge der Finanzkris­e in den Bilanzen angehäuft haben, gehören zu den größten Problemen der europäisch­en Banken. Der Abbau der Non-Performing-Loans (für die mehr als 90 Tage weder Zinsen noch Tilgungen geleistet werden) zählt daher in vielen Geldhäuser­n seit geraumer Zeit zu den wichtigste­n Aufgaben der Bankmanage­r.

Die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) ist dabei 2017 ein gutes Stück vorangekom­men. Durch Verkäufe in Höhe von 1,01 Mrd. Euro und die Ausbuchung bereits voll abgeschrie­bener Kredite in Höhe von 1,6 Mrd. Euro ging der Bestand in Summe um rund ein Drittel auf nunmehr 4,6 Mrd. Euro zurück. Auch die Risikokost­en sind deutlich gesunken. 2017 wurde mit 287 Mill. Euro vorgesorgt, im Jahr davor waren es noch 758 Mill. Euro gewesen.

Damit sank der Anteil der faulen Kredite an allen Ausleihung­en um drei Prozentpun­kte auf 5,7 Prozent. Die Arbeit gehe heuer weiter, sagte RBI-Risikovors­tand Hannes Mösenbache­r, man peile eine NPL-Ratio zwischen drei und fünf Prozent an. Starke Rückgänge gab es im Vorjahr.

RBI-Vorstandsc­hef Johann Strobl zeigte sich nicht nur mit dem Abbau der Problemkre­dite zufrieden, aus seiner Sicht war 2017 ein gutes Jahr, und das nicht nur, weil er im März den Chefposten übernahm. Man habe nicht nur die Fusion mit der RZB abgeschlos­sen, 2017 sei auch finanziell eines der besten Jahre für die Bank gewesen. Der Jahresüber­schuss hat sich mit 1,12 Mrd. Euro gegenüber dem Jahr zuvor mehr als verdoppelt. Damit hat auch für die Aktionäre das Warten ein Ende, für 2017 wird es erstmals seit drei Jahren eine Dividende geben. Der Vorstand werde der Hauptversa­mmlung 62 Cent je Aktie vorschlage­n, damit gehen 18 Prozent des Gewinns an die Aktionäre. Mittelfris­tig peile man 20 bis 50 Prozent Ausschüttu­ngsquote an, sagte Strobl.

Die Zurückhalt­ung der Anteilseig­ner spiegelt sich im Aufbau des Eigenkapit­als positiv, die harte Kernkapita­lquote hat sich im vergangene­n Jahr um 0,3 Prozentpun­kte auf 12,7 Prozent erhöht. Mittelfris­tig peile man eine Quote von 13 Prozent an, sagte Strobl. Mit rund 870 Mill. Euro trugen Russland, die Ukraine sowie Weißrussla­nd rund die Hälfte zum Vorsteuerg­ewinn von 1,6 Mrd. Euro bei. Sehr gut entwickelt­en sich auch die Regionen Zentral- sowie Südosteuro­pa. Eher schwach liefen die Geschäfte dagegen einmal mehr in Polen. Aus diesem Land will sich die RBI seit geraumer Zeit verabschie­den, heuer soll es nach mehreren Anläufen tatsächlic­h so weit sein. Bis Mitte Mai soll entschiede­n sein, ob man sich über einen Verkauf oder einen Börsegang von Anteilen trennt.

Strobl hielt sich dazu sehr bedeckt („Meine Juristen sagen mir, dass ich eigentlich gar nichts sagen darf“), vor allem, was die Preisvorst­ellungen angeht. Dennoch gibt er sich keinen Illusionen hin. In Anbetracht dessen, dass die RBI die Polbank seinerzeit um 600 Mill. Euro kaufte und das Kapital später noch aufstockte, sagte Strobl lapidar: „Wir schauen bei Entscheidu­ngen nicht in die Vergangenh­eit.“Jedenfalls habe man in Polen „größere Hoffnungen gehabt, als wir in der Lage waren, sie zu realisiere­n“.

Nach Jahren, in denen es vorrangig um Konsolidie­rung und um den Rückzug aus einigen Märkten ging, setzt die RBI wieder auf Wachstum. In einigen Ländern sieht man sich mit starker Nachfrage nach Krediten konfrontie­rt, etwa in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Tschechien. Dort, aber auch in den übrigen Märkten sei man grundsätzl­ich bereit, das eine oder andere Portfolio von Mitbewerbe­rn zu übernehmen, sagte Strobl. Mit dieser Strategie sei man in den vergangene­n Jahren gut gefahren, konkrete Projekte gebe es derzeit aber nicht.

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BILD: SN/APA/TECHT RBI-Chef Johann Strobl.

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