Beim Abbau der faulen Kredite war man fleißig
Die Raiffeisen Bank International reduzierte den Bestand fauler Kredite 2017 um ein Drittel. Aktionäre erhalten erstmals seit 2013 eine Dividende.
Die faulen Kredite, die sich im Zuge der Finanzkrise in den Bilanzen angehäuft haben, gehören zu den größten Problemen der europäischen Banken. Der Abbau der Non-Performing-Loans (für die mehr als 90 Tage weder Zinsen noch Tilgungen geleistet werden) zählt daher in vielen Geldhäusern seit geraumer Zeit zu den wichtigsten Aufgaben der Bankmanager.
Die Raiffeisen Bank International (RBI) ist dabei 2017 ein gutes Stück vorangekommen. Durch Verkäufe in Höhe von 1,01 Mrd. Euro und die Ausbuchung bereits voll abgeschriebener Kredite in Höhe von 1,6 Mrd. Euro ging der Bestand in Summe um rund ein Drittel auf nunmehr 4,6 Mrd. Euro zurück. Auch die Risikokosten sind deutlich gesunken. 2017 wurde mit 287 Mill. Euro vorgesorgt, im Jahr davor waren es noch 758 Mill. Euro gewesen.
Damit sank der Anteil der faulen Kredite an allen Ausleihungen um drei Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Die Arbeit gehe heuer weiter, sagte RBI-Risikovorstand Hannes Mösenbacher, man peile eine NPL-Ratio zwischen drei und fünf Prozent an. Starke Rückgänge gab es im Vorjahr.
RBI-Vorstandschef Johann Strobl zeigte sich nicht nur mit dem Abbau der Problemkredite zufrieden, aus seiner Sicht war 2017 ein gutes Jahr, und das nicht nur, weil er im März den Chefposten übernahm. Man habe nicht nur die Fusion mit der RZB abgeschlossen, 2017 sei auch finanziell eines der besten Jahre für die Bank gewesen. Der Jahresüberschuss hat sich mit 1,12 Mrd. Euro gegenüber dem Jahr zuvor mehr als verdoppelt. Damit hat auch für die Aktionäre das Warten ein Ende, für 2017 wird es erstmals seit drei Jahren eine Dividende geben. Der Vorstand werde der Hauptversammlung 62 Cent je Aktie vorschlagen, damit gehen 18 Prozent des Gewinns an die Aktionäre. Mittelfristig peile man 20 bis 50 Prozent Ausschüttungsquote an, sagte Strobl.
Die Zurückhaltung der Anteilseigner spiegelt sich im Aufbau des Eigenkapitals positiv, die harte Kernkapitalquote hat sich im vergangenen Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 12,7 Prozent erhöht. Mittelfristig peile man eine Quote von 13 Prozent an, sagte Strobl. Mit rund 870 Mill. Euro trugen Russland, die Ukraine sowie Weißrussland rund die Hälfte zum Vorsteuergewinn von 1,6 Mrd. Euro bei. Sehr gut entwickelten sich auch die Regionen Zentral- sowie Südosteuropa. Eher schwach liefen die Geschäfte dagegen einmal mehr in Polen. Aus diesem Land will sich die RBI seit geraumer Zeit verabschieden, heuer soll es nach mehreren Anläufen tatsächlich so weit sein. Bis Mitte Mai soll entschieden sein, ob man sich über einen Verkauf oder einen Börsegang von Anteilen trennt.
Strobl hielt sich dazu sehr bedeckt („Meine Juristen sagen mir, dass ich eigentlich gar nichts sagen darf“), vor allem, was die Preisvorstellungen angeht. Dennoch gibt er sich keinen Illusionen hin. In Anbetracht dessen, dass die RBI die Polbank seinerzeit um 600 Mill. Euro kaufte und das Kapital später noch aufstockte, sagte Strobl lapidar: „Wir schauen bei Entscheidungen nicht in die Vergangenheit.“Jedenfalls habe man in Polen „größere Hoffnungen gehabt, als wir in der Lage waren, sie zu realisieren“.
Nach Jahren, in denen es vorrangig um Konsolidierung und um den Rückzug aus einigen Märkten ging, setzt die RBI wieder auf Wachstum. In einigen Ländern sieht man sich mit starker Nachfrage nach Krediten konfrontiert, etwa in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Tschechien. Dort, aber auch in den übrigen Märkten sei man grundsätzlich bereit, das eine oder andere Portfolio von Mitbewerbern zu übernehmen, sagte Strobl. Mit dieser Strategie sei man in den vergangenen Jahren gut gefahren, konkrete Projekte gebe es derzeit aber nicht.