Thomas Bernhard prägte den deutschen Pop von Tocotronic
Dirk von Lowtzow gehört zu denen, deren Texte der deutschsprachigen Popmusik Gehalt geben. Dafür sei in den frühen Tagen seiner Band Tocotronic auch Schriftsteller Thomas Bernhard verantwortlich gewesen.
Als 17-Jähriger habe er sich von den Tiraden des 1989 gestorbenen Schriftstellers in seiner wütenden Weltsicht bestätigt gesehen, sagt der 47-Jährige im Interview mit dem Magazin „Neon“. „Ich war in einer Punkband und rebellierte weniger gegen meine Eltern, sondern gegen meine Mitschüler, die so unglaublich konservativ waren.“Er habe sich ganz gut in Wutausbrüche hineinsteigern können und könne das auch heute noch, sagte Lowtzow. Dabei haben auch die Lektüre Bernhard’scher Werk geholfen.
Tocotronic begannen Mitte der 1990er-Jahre zu spielen und gehören zu den bedeutenden Figuren der so genannten Hamburger Schule. Kürzlich veröffentlichten sie das neue Album „Die Unendlichkeit“. Von Bernhard’scher Wutinspiration ist da nichts mehr spüren. Auf ihrer Frühjahrstour spielen sie als einzigen Österreich-Termin am 13. April in Salzburg.
„Ich war ein kleiner MöchtegernPunk und wollte mich vom Durchschnitt abgrenzen, deshalb suchte ich nach abseitiger, aufregender Lektüre“, sagte Lowtzow über seine Beziehung zu Bernhard. Obwohl Bernhards Literatur ihn geprägt habe, dürften die negativen Seiten des Autors nicht glorifiziert werden, sagte Lowtzow. Bernhard sei „sehr frauenverachtend“.