Die Gatterjagd gerät in die Schusslinie
Der Vorschlag zur Jagdrechtsnovelle liegt vor. Einig sind sich ÖVP und Grüne aber nicht. Weshalb das heikle Thema auf die nächste Regierung wartet.
SALZBURG. Es geht um 500 Hektar in der Antheringer Au im Flachgau. Das Gebiet ist großteils umzäunt. Darin befinden sich etwa 400 Wildschweine, je nach Saison. Jährlich bis zum Winter muss die Zahl der Tiere auf 130 reduziert werden, so steht es im Bescheid. Besitzer dieses Jagdgatters ist Max Mayr Melnhof. An zwei Tagen im Jahr werden Drückjagden veranstaltet. In Summe gibt es jährlich 16 Tonnen Fleisch im Wert von 70.000 Euro. Das Gatter existiert seit 1983. Der Zaun wurde einst aufgestellt, um Schäden durch Wildschweine zu vermeiden.
Seit Jahren treten Tierschützer gegen dieses Gatter auf den Plan. Der Verein gegen Tierfabriken fordert ein Verbot der Gatterjagd. Der Streit zwischen VGT und Mayr Melnhof ist inzwischen ausgeartet und beschäftigt die Gerichte. In der Vorwoche wurden die Tierschützer auch in den Regierungsbüros in der Kaigasse vorstellig, konkret bei dem für die Jagd zuständigen Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) und LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne). Salzburg sei das letzte Bundesland ohne Gatterjagd-Verbot. Das sei inakzeptabel. Das Land solle die Jagdrechtsnovelle endlich in Begutachtung schicken.
Das wird nicht geschehen. Nicht vor der Landtagswahl am 22. April jedenfalls. Die Jagdrechtsnovelle gibt es im Entwurf, also in der Rohfassung. Aber in der Kaigasse zwischen dem dritten Stock (wo Schwaiger sein Büro hat) und dem vierten Stock (Rössler) klaffen die Meinungen weit auseinander.
„Im Entwurf wollen wir einen Zeitraum von zehn Jahren, um das Gatter zu öffnen“, sagt Landesrat Schwaiger. Eine sofortige Öffnung sei undenkbar. Alle würden davor warnen. „Die Anrainerbeschwerden wären dramatisch. Wir würden da draußen alle narrisch machen. Das ist Schwarzwild-Gebiet. Da haben wir zwischen 400 und 500 Wildschweine.“Und die würden enorme Schäden anrichten, sagt Schwaiger. Zum einen gebe es die Lokalbahn und die Bundesstraße in unmittelbarer Nähe. Zum an-
deren gebe es neben Bauern in der Umgebung auch in den bayerischen Gemeinden Maisfelder. Die Schweine würden bei Niedrigstand über den Fluss und die Felder zerstören. Zuerst müsse also in Etappen der Bestand an Wildschweinen verringert werden, sagt Schwaiger. „Es soll Ansitzjagden vom Hochstand aus und Drückjagden geben. Wir müssen den Zaun so lange wie möglich erhalten.“Wobei man am Ende des Tages diskutieren könne, ob das Gatter wegkomme oder nicht.
Das ist nicht das, was der grüne Koalitionspartner will. Astrid Rössler plädiert für eine Abschaffung der Gatterjagd – je schneller, desto besser. Diese Abschaffung sei aber bis dato im Gesetzesentwurf nicht vorgesehen. Vorgesehen sei nur, die Wilddichte bis Ende 2026 zu reduzieren und entsprechende Passiermöglichkeiten für Rotwild einzurichten. „Der Entwurf garantiert nicht, dass das Gatter wegkommt“, heißt es aus Rösslers Büro.
Landesjägermeister und Grundbesitzer Max Mayr Melnhof weilt derzeit im Ausland. Sein Wirtschaftsführer Frank Diehl sagt, mit dem Gatter seien alle in der Umgebung zufrieden. Man habe sich nichts zu schulden kommen lassen und werde „rauf und runter geprüft“. Auch Diehl warnt vor massiven Schäden, wenn die Sauen freien Lauf hätten. Die Schäden müssten den umliegenden Bauern durch die Gemeindejagden ersetzt werden.
Dass nun ein Gesetz kommen soll, das einzig und allein Mayr Melnhofs Gatterjagd in absehbarer Zeit verbietet, wird dieser wohl nicht hinnehmen. „Wenn man versucht, per Gesetz das Gatter so unwirtschaftlich zu machen, dass es einer Enteignung gleichkommt, dann werden wir das bekämpfen“, sagt Diehl. Das weiß auch das Land. „Die wirtschaftliche Anpassung muss im vertretbaren Ausmaß passieren. Dazu braucht es lange Übergangsfristen. Sonst fliegt uns das um die Ohren“, sagt Schwaiger.
Neben der Antheringer Au gibt es in Salzburg zwei weitere Jagdgatter in Blühnbach und Imlau in Werfen. Bestückt sind diese mit Rotwild. Diese Jagdgatter wären laut Schwaiger von einer Jagdrechtsnovelle nicht betroffen, weil sie nicht voll umzäunt seien.
„Wir brauchen lange Fristen. Sonst fliegt uns das um die Ohren.“Josef Schwaiger, ÖVP-Landesrat