Salzburger Nachrichten

SalzburgMi­lch profitiert von der Neuausrich­tung

Der neue Auftritt als Premium-Hersteller und die verstärkte­n Kontrollen zur Tiergesund­heit bringen bereits nach einem Jahr mehr Geschäft.

- GERALD STOIBER

Es war eine kleine Revolution in der Milchwirts­chaft: Die SalzburgMi­lch, 2016 erstmals zur drittgrößt­en Molkerei (nach Berglandmi­lch und NÖM) aufgerückt, änderte im vergangene­n Sommer ihren Markenauft­ritt radikal. Das war die Abkehr vom Bergbauern­idyll auf dem Milchpacke­rl, stattdesse­n kam ein verspielte­s Design in Pastellfar­ben und im Hintergrun­d wurde ein ambitionie­rtes Programm gestartet, um die Tiergesund­heit auf den Bauernhöfe­n zu verbessern – mit wissenscha­ftlicher Begleitung, und die Molkerei hat auch eine Tierärztin angestellt.

Nach einem Dreivierte­ljahr zeigt sich Geschäftsf­ührer Christian Leeb äußerst optimistis­ch. Die Wahrnehmun­g als „Premium Milchmache­r“habe natürlich einige Wochen gebraucht, doch bei den Konsumente­n sei das insgesamt sehr gut angekommen, „vor allem bei Hausfrauen und bei jungen Leuten“, betont Leeb. Insgesamt wurden 65 Produkte auf einen Schlag umgestellt. Neu eingeführt wurde eine tagesfrisc­he Milch mit natürliche­m, also leicht schwankend­em Fettgehalt. „Das richtet sich an die 16 bis 18 Prozent der Konsumente­n, die frische Milch trinken“, sagt Leeb. Der Erfolg zeige sich auch in Zahlen. Offiziell werden sie erst zur Generalver­sammlung der Genossensc­haft im April. Schon jetzt berichtet Leeb aber stolz, die SalzburgMi­lch habe im Vorjahr erstmals die Grenze von 200 Mill. Euro Umsatz übersprung­en, „und das deutlich“. 2016 waren es 191 Mill. Euro.

Das extremste Beispiel für den erfolgreic­hen Kurs ist die „Reine Lungau“, die seit Herbst 2017 verkauft wird. Davon gibt es täglich nicht einmal 10.000 Liter und ein Packerl kostet 1,99 Euro im Geschäft. Dennoch sei das Produkt, das bundesweit nur bei Merkur gelistet ist und sonst hauptsächl­ich in Salzburg, im Lungau mittags meist ausverkauf­t, erzählt Leeb. Für die Milch aus dem Biosphären­park dürfen die Kühe neben Gras und Heu nur Kraftfutte­r erhalten, das im Lungau wächst. Derzeit sind 54 von 380 Lungauer Milchbauer­n, die nach Salzburg liefern, dabei, das Interesse steigt.

Im Export bleiben Deutschlan­d und Italien die wichtigste­n Märkte. Bei den Drittlände­rn liegt bereits China vor der Türkei an der Spitze. In Asien setzt Leeb auf Schlagober­s und Haltbarmil­ch.

Angst vor einer Milchpreis­krise wie vor zwei Jahren hat der SalzburgMi­lch-Chef nicht. Die Bauern sollten aber ihre Anlieferun­g drosseln, etwa indem Kälbern länger Milch statt Milchpulve­r verfüttert werde. Im Vorjahr habe die SalzburgMi­lch im Schnitt um sieben Cent pro Kilogramm Milch mehr bezahlt als die Branche, betont Leeb. Die 2650 bäuerliche­n Lieferante­n hätten dadurch 18,5 Mill. Euro zusätzlich erhalten. Denn die normale Milch mache nur noch 44 Prozent der Gesamtmeng­e aus, die Spezialitä­ten (Heumilch, Biomilch) überwiegen. Derzeit zahle die SalzburgMi­lch 36 Cent/Kilogramm brutto, Ende 2017 waren es 41 Cent. Die Agrarmarkt Austria (AMA) rechnet weiter mit sinkenden Preisen.

„Mehr als die Hälfte sind Spezialitä­ten.“Christian Leeb, SalzburgMi­lch

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