Lauda belebt mit Ryanair-Deal den Wettbewerb in der Luft
Iren wollen 75-Prozent-Mehrheit an Niki Laudas Billigflieger Laudamotion. Stimmen die Behörden zu, wäre Lauda nur kurzzeitig Eigentümer seines jüngsten Projekts gewesen.
Nach dem überraschend siegreichen Gebot für die Überreste der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki hat Ex-Rennfahrer Niki Lauda am Dienstag für die nächste Überraschung gesorgt. Er schmiedet eine Allianz mit dem irischen Billigflieger Ryanair, die mit der deutschen AUA-Mutter Lufthansa um die Position der größten europäischen Fluggesellschaft kämpft. Ryanair soll 75 Prozent an der Niki-Nachfolgegesellschaft Laudamotion übernehmen, lautet der Plan. Stimmen die Behörden zu, sollen dafür samt Anschubfinanzierung rund 100 Millionen Euro fließen.
Der erst kürzlich ausverhandelte Einstieg der Iren bedeute einen „unglaublichen Schub nach oben“, sagt Lauda. „Da müssen sich die Mitbewerber anschnallen.“Geplant ist, dass Ryanair außer finanzieller Unterstützung auch Flugzeugkapazitäten zur Verfügung stellt und Lauda damit hilft, seine Airline rasch auf die angestrebte Flottengröße von 20 Flugzeugen zu bringen. Allerdings fliegt Ryanair mit Boeing, Laudamotion dagegen mit Airbus.
Für Fluggäste ist diese zweite Zusammenarbeit nach jener mit dem deutschen Ferienflieger Condor eine gute Nachricht, belebt sie doch den Wettbewerb der Billigfluggesellschaften in Österreich. Ryanair ist so wie die British-Airways-Tochter Vueling ein harter Konkurrent der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die AUA und Swiss gehören.
WIEN. Dienstag, 7.48 Uhr früh, am Flughafen Wien-Schwechat. Einiges ist schon los um diese Zeit, vor allem Geschäftsreisende sammeln sich an den Gates, um nach London, Frankfurt oder Brüssel zu fliegen.
Gegen 7.45 Uhr kommt Bewegung in die Gruppe am Gate C 32. Flughafen-Vorstand Julian Jäger posiert mit einem Herrn im roten Schirmkapperl vor einem Plakat mit dem Schriftzug „Laudamotion“. Die Anzeigetafel verrät, dass ein Flug um 8.30 Uhr nach „Dusseldorf“fliegt. Interessanter ist für Insider aber das, was in kleiner Schrift daneben steht: OE 001. Das Flugkürzel OE ist erstmals auf einem Flughafen zu sehen, es steht für Niki Laudas neues Flugprojekt Laudamotion. Und die Nummer 001 verrät, dass es sich um den ersten Flug auf dieser Strecke handelt, ein „Testflug, um zu sehen, ob alles funktioniert“, sagt Niki Lauda.
Flugtechnisch funktioniert auch alles tadellos. Aber an Details bemerkt man, dass es sich um einen Erstflug handelt, dass manches improvisiert ist. Auf der Heckflosse prangt das Logo der Air Berlin. Der neue optische Auftritt – „the Lauda way to fly“– soll erst gegen Jahresende fertig sein, dann bekommen auch die Flugbegleiter neue Uniformen. Auf den Flugzeugtrolleys prangt noch die Aufschrift „Niki“.
Dennoch ist das Tempo, in dem der Flugbetrieb aufgenommen wurde, rekordverdächtig. Am 28. Februar wurde das Insolvenzverfahren für die insolvente Niki – die Lauda 2003 gegründet und 2011 komplett an Air Berlin verkauft hat – abgeschlossen, mit 1. März übernahm Lauda den Betrieb.
Mitten auf der Strecke zwischen Wien und Düsseldorf nimmt Niki Lauda das Mikrofon in die Hand und lässt die Bombe platzen. Er wird mit der irischen Ryanair zusammenarbeiten, der größten Billigfluggesellschaft Europas. Sie beförderte
Niki Lauda, Airline-Gründer
zuletzt 131 Millionen Passagiere im Jahr und betreibt 430 Flugzeuge. Ryanair soll erst 24,9 Prozent an Laudamotion übernehmen und ihren Anteil dann auf 75 Prozent erhöhen, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden.
Weniger als 50 Millionen Euro zahlt Ryanair für die Mehrheit an Laudamotion, weitere 50 Mill. Euro werden die Iren im ersten Jahr an Anschubfinanzierung leisten, einschließlich Kosten für den operativen Bereich. Die strategische Führung und operative Verantwortung behält Lauda in der Hand, er will Laudamotion als österreichische Billigfluggesellschaft etablieren.
„Die Ryanair ist unser Turbo“, erklärt Lauda wenig später vor Journalisten am Flughafen Düsseldorf. Damit erreicht sein jüngstes Airline-Projekt eine kritische Größe. Ryanair soll zunächst sechs Flugzeuge zur Verfügung stellen und so dazu beitragen, dass Lauda rasch auf die geplante Flottenstärke von 21 Flugzeugen kommt. Diese kritische Größe ist notwendig, damit die neue Airline möglichst viele der mit der Niki-Masse übernommenen Start- und Landerechte (Slots) bedienen kann. Andernfalls muss sie diese Rechte abgeben. Das gilt es zu verhindern, die Slots waren das Wertvollste aus dem Niki-Erbe.
Hintergrund der überraschenden Allianz mit Ryanair war die Überlegung, dass er in Wien mit Eurowings, Wizz Air und der spanischen Vueling bald drei starken Billig-Airlines gegenüberstehe, sagt Lauda. Ryanair sei eine gute Lösung, hochprofitabel, mit besten Erträgen und einem starken Streckennetz. Für die Mitarbeiter bedeute die Partnerschaft Jobsicherheit und Karrieremöglichkeiten. Die AirbusFlotte soll im dritten Jahr auf 30 Flugzeuge anwachsen. Von 60.000 übernommenen Flugrechten werde er 40.000 nutzen, der Rest werde verkauft. Die Start- und Landerechte ab Berlin wird Ryanair bedienen.
Laudamotion fliegt ab Sonntag aus Düsseldorf nach Palma de Mallorca, Ibiza und Málaga. Es folgen Urlaubsflüge ab München, Frankfurt, Berlin, Stuttgart, Hannover und Köln. Ab Juni fliegt Laudamotion auch aus Österreich. Von Wien, Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz geht es nach Palma, ab Wien werden auch Ibiza, Málaga, Brindisi, Pisa, Chania, Santorin, Kalamata und Paphos in Zypern angeflogen.
Um 12.50 Uhr landet der Airbus A320 wieder in Schwechat. Zehn Minuten vor der Zeit, die Maschine muss warten. „Wie bei Lauda üblich sind wir zu schnell unterwegs, unser Platz ist noch von Eurowings belegt“, heißt es aus dem Cockpit.
„Jetzt bin ich emotional ergriffen. Das ist wirklich nicht schlecht.“