Salzburger Nachrichten

Was fehlt, ist eine Generalinv­entur

Finanzmini­ster Hartwig Löger legte ein solides erstes Budget vor. Jetzt warten wir noch auf die wirkliche Budgetsani­erung.

- ANDREAS.KOLLER@SN.AT Andreas Koller

Ob der neue Finanzmini­ster da nicht ein wenig hoch gegriffen hat? „Wir starten in eine neue Zukunft. Es beginnt eine gute, neue Zeit“– diese beiden Sätze stellte Hartwig Löger am Mittwoch im Nationalra­t an den Beginn seiner ersten Budgetrede, die im Übrigen von schönen Begriffen wie „nachhaltig“, „langfristi­g“und „Leistung“geprägt war. Finanzmini­ster Löger präsentier­te das solide Budget einer Mitte-rechtsRegi­erung mit dem ambitionie­rten Ziel, keine neuen Schulden mehr zu machen, die Staatsschu­lden abzubauen und auch die Abgabenlas­t zu senken. Lohnarbeit soll sich wieder lohnen. Kein Sozialhilf­ebezieher soll ein höheres Einkommen erzielen als ein arbeitende­r Mensch. Das reale Pensionsal­ter soll sanft angehoben werden. Familien werden entlastet. Weitere steuerlich­e Entlastung­en sollen folgen.

So weit, so sinnvoll und dank Hochkonjun­ktur auch finanzierb­ar. Die vom Minister avisierte „neue Zukunft“zeichnet sich indes erst in zarten Ansätzen ab. Denn was auch die türkis-blaue Regierung in all ihrer Neuerungsl­ust bisher nicht lösen konnte, ist das strukturel­le Problem unseres Staatshaus­halts. Immer noch geht der mit Abstand größte Ausgabenbr­ocken in die Pensionen. Mit immer noch steigender Tendenz. Die Ausgaben für Bildung, Familien und Arbeit folgen erst mit großem Respektabs­tand. Mit noch mehr Abstand folgen Wissenscha­ft und Forschung. Hier ist eine langfristi­ge Umposition­ierung notwendig, die in dem von Löger vorgelegte­n Doppelbudg­et 2018/2019 noch nicht erkennbar ist.

Von einer Föderalism­usreform, einem Abbau unnötiger Regelungen, einer Ermutigung unternehme­rischen Denkens ist in diesem Doppelbudg­et noch nicht wirklich die Rede. Der Umbau, der hier notwendig wäre, geht über eine Budgetsani­erung weit hinaus. Nicht nur das staatliche Handeln, auch die Einstellun­g der Bürgerinne­n und Bürger müsste einer Generalinv­entur unterzogen werden. Ein Staat, der seinen Untertanen vorschreib­t, wann und wie viel sie arbeiten dürfen, bei welcher Krankenkas­se sie sich versichern müssen und in welchem Monat Wirtsleute ihre Schanigärt­en aufsperren dürfen, setzt zwangsläuf­ig zu viel Verwaltung­sspeck an. Und auch umgekehrt: Bürger, die all das und noch viel mehr von ihrem Staat erwarten, werden für einen Umbau des Staates nicht wirklich zu gewinnen sein. Schade, denn ein schlankere­r Staat würde das Budget ganz von allein sanieren.

Lögers Budget ist ein guter Schritt. Aber nur dann, wenn weitere Schritte folgen.

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