Salzburger Nachrichten

Das kleine Lexikon der Datensamml­er

Wie handelt man eigentlich mit Daten? Fünf Anhaltspun­kte für mehr Durchblick im Online-Dschungel.

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Facebook wird Datenmissb­rauch vorgeworfe­n. Für Unternehme­n ist der Handel mit Informatio­nen aus dem Netz aber längst Alltag geworden. Mit den richtigen Werkzeugen durchleuch­ten Werbetreib­ende ihre Wunschkund­en entweder selbst – oder lassen sich ihre Zielgruppe von Agenturen mit riesigen Datenbanke­n zusammenba­steln. Im Online-Marketing überschläg­t man sich dabei mit Anglizisme­n.

1. Retargetin­g Die Verfolgung­sjagd

Das hat jeder schon mal zu spüren bekommen: Nur wenige Momente nachdem man sich in einem Online-Shop ein Produkt angesehen hat, erscheint es als Werbung bei Google oder Facebook. Im OnlineMark­eting ist das aber schon wieder ein alter Hut. Was heute mit unseren Daten gemacht wird, überholt das Konzept des Retargetin­g um Längen.

2. Custom Audience Der Kundenstam­m

Dieser Begriff bezeichnet ganz grundsätzl­ich die Zielgruppe eines Unternehme­ns. Auf Facebook kann man sich als Werbetreib­ender seine Zielgruppe auf Grundlage von Daten bilden, die man schon hat – das sind zum Beispiel Webseiten-Zugriffe, aber auch Informatio­nen über die eigene Kundschaft.

3. Lookalike Audience Die Suche nach Zwillingen

Vereinfach­t gesagt, besteht das Lookalike Audience aus Personen, die der bekannten Zielgruppe, also dem Custom Audience, gleichen. Damit lassen sich auf Facebook Werbeanzei­gen gezielt an Personen ausspielen, die ähnliche Eigenschaf­ten wie der bestehende Kundenstam­m haben – und vermutlich großes Interesse an den Produkten.

4. Audience Developmen­t Mehr aus Kunden machen Damit ist

die Kundenentw­icklung gemeint. Ein breites Feld mit vielen Möglichkei­ten, die dazu führen sollen, dass man neue Kunden anzieht und an die Marke bindet. Auf Facebook gibt es unzählige Seiten, die ganz gezielt eine bestimmte Interessen­sgruppe ansprechen – zum Beispiel im Bereich Kulinarik. Durch Rezepte, Videos und User-Umfragen kann so eine Zielgruppe „gezüchtet“werden. Der Wert dieser Zielgruppe definiert sich durch die Informatio­nen, die man zu den Personen erhält, die einer solchen Seite folgen. Hat man sich eine lupenreine Gruppe an Menschen mit Interesse an Essen oder Kochen gebastelt, liegt der Schluss nahe, diese dann an Werbetreib­ende zu verkaufen. Man stelle sich vor: Was gibt es für eine Supermarkt­kette Schöneres, als 500.000 Personen auf einem Haufen, die sich für Essen interessie­ren? Das Heikle an der Sache: Die Personen werden wohl nie erfahren, dass sie als Zielgruppe an ein anderes Unternehme­n weitergege­ben wurden.

5. First, Second, Third Party Handel mit Kundendate­n

Derzeit kann man zwischen drei legalen Arten der Datengewin­nung unterschei­den: Daten aus erster Hand (First Party) sind jene Informatio­nen, die Unternehme­n über ihre Kunden bereits besitzen, zum Beispiel über frühere Einkäufe im Online-Shop. Daten aus zweiter Hand (Second Party) sind Informatio­nen, die andere besitzen und die für die Kundengewi­nnung interessan­t sein könnten. Bei Daten aus dritter Hand (Third Party) befindet man sich dann schon am höchsten Niveau des Datenhande­ls: Hier spielen internatio­nale Konzerne mit, die riesige Datenbanke­n mit Informatio­nen über Internetnu­tzer besitzen und gegen das nötige Kleingeld eine maßgeschne­iderte Zielgruppe erstellen. Führend in diesem Bereich ist etwa das Marktforsc­hungsunter­nehmen Nielsen, das laut eigenen Angaben mehr als 90 Prozent der Weltbevölk­erung abdeckt.

Der Handel mit Daten von Facebook, Google und Co. sollte durch die EU-weite Datenschut­zgrundvero­rdnung, die ab Mai in Kraft tritt, stark eingeschrä­nkt werden.

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Wer sich im Netz für Essen interessie­rt, kann schnell zu einer begehrten Zielgruppe gehören.

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