Österreich punktet mit Eiern
Vor Ostern ist Hochsaison in der Eierbranche. Die Firma Amering aus Oberösterreich schaffte es, die Bauern abzuwerben, die Toni’s belieferten. Das ermöglicht die Expansion und mehr Export.
Für die bekannte Marke Toni’s Freilandeier wurde ein Großteil der Ware bisher auf den einzelnen Bauernhöfen abgepackt. Das wurde auch beworben. So etwas stellen sich viele Konsumenten romantisch vor, wirtschaftlich und hygienisch ist das längst nicht mehr Stand der Technik.
Künftig landen die Eier von rund 100 Bauern aus der Steiermark, aber auch aus Ober- und Niederösterreich, wie berichtet, in Vorchdorf (OÖ) bei der Firma Amering. Das familiengeführte Unternehmen entwickelte sich in mehr als 40 Jahren vom bäuerlichen Betrieb mit Hühnerhaltung zu einer der größten heimischen Packstellen für Frischeier. Amering hat nach eigenen Angaben die leistungsstärkste Anlage Mitteleuropas dafür, pro Stunde schafft sie 100.000 Stück. Das zweite Standbein ist ein Aufschlagwerk, in dem Eiprodukte für die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie abgefüllt werden – als Flüssigei, angerührte Eierspeis, Eiweiß oder Mischungen mit Salz und Zucker je nach Kundenwunsch. Die Bandbreite reicht vom Tetrapack über Säcke mit fünf und zehn Litern bis zu Containern mit 1000 l Inhalt. Pro Woche machen diese Produkte 250 bis 300 Tonnen aus. Große Abnehmer sind etwa der Tiroler Nudelhersteller Recheis – zum Teil verarbeitet Amering dafür Eier aus einer Recheis-Farm im Burgenland – oder die Lebensmittelhersteller Spitz (OÖ) und Felix (Mattersburg).
Pro Jahr verarbeitet Amering mehr als 100 Millionen Eier. Durch den Wechsel der bisherigen Toni’sLieferanten kann die Firma heuer einen Sprung auf 140 Mill. Stück machen, erzählt Verkaufsleiter Georg Leitner. Amering habe vom Fipronil-Skandal in den Niederlanden und Deutschland im Vorjahr profitiert. Wegen der Turbulenzen um Rückstände dieses Desinfektionsmittels in Hühnerställen seien in den Beneluxstaaten große Herden gekeult worden. Leitner, ein wandelndes Lexikon in Sachen Hühnerei, beschreibt die Folgen für die seit Jahrzehnten globalisierte Eierbranche so: „Das weltweite Eier-Rad bekam dadurch ein Loch, weil ungefähr 20 Millionen Tiere fehlten.“Da Amering immer genug Rohstoff gehabt habe und liefern konnte, „hat uns das sehr gestärkt“. Gleichzeitig habe man mit österreichischer Qualität punkten können. So sei kürzlich eine Anfrage über zwölf Tonnen Flüssigei in Bioqualität gekommen. Im Export sind Deutschland und die Schweiz die wichtigsten Märkte für Amering, in Italien fange es an. Für heuer werden 35 Mill. Euro Umsatz erwartet.
Wie umkämpft die Rohware ist, zeigt folgendes Detail: Die Marke Toni’s hat sich ja um rund 1,5 Mill. Euro die Handelskette Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Penny) gesichert. Die Bioeier liefern die bisherigen Toni’sBauern künftig aber exklusiv an Spar, wie der Konzern bestätigte.
Das Eier-Rad dreht sich in Vorchdorf so: Die firmeneigene, österreichweite Logistik holt frische Eier bei den Bauern ab und bringt verpackte Produkte zu den Lagern der Supermarktketten bzw. eben verarbeitete Produkte wie Flüssigei zu den Lebensmittelverarbeitern.
Intern werden die Eier zuerst sortiert. Ein Roboter holt dazu gleichzeitig 120 Eier mittels Saugnäpfen aus Transportkisten und legt sie auf ein Förderband, dann wird die Schale auf Risse überprüft und jedes einzelne Ei wird gewogen (normal sind 53 bis 63 Gramm). Hühnerdreck auf der Schale oder ein Haarriss bedeuten, dass das Ei nicht frisch verkauft werden kann, sondern verarbeitet werden muss. Schalen machen 15 Prozent des Gewichts aus. Sie werden gereinigt, zerkleinert, getrocknet und wieder ausgebracht. Künftig will Amering die Schalen für die Futtermittelbranche aufbereiten.
Am Mittwoch präsentierte die Agrarmarkt Austria (AMA) eine Umfrage, nach der fast 57 Prozent der Österreicher auch bei verarbeiteten Produkten mit Eiern Herkunftsangaben wollen. Die Landwirtschaftskammer, AMA und die Erzeugergemeinschaft Frischei fordern daher eine Kennzeichnungspflicht in verarbeiteten Lebensmitteln und auch in Großküchen. In der EU werden 56 Prozent der Eier in Käfighaltung produziert, Österreich hat sie seit Jahren nicht mehr.