Salzburger Nachrichten

Hirscher blickt in die Zukunft

Marcel Hirscher kündigte sein Karriereen­de an – aber nur für Sekunden und unbeabsich­tigt. Der Skistar bringt nach Widersprüc­hen Licht ins Dunkel und verabschie­det sich in den Tiefschnee.

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WIEN. Österreich­s „Ski-König“hat noch einmal Hof gehalten, bevor er sich fernab von Rennstreck­en und Blitzlicht­gewitter in den Urlaub und in die Nachdenkpa­use verabschie­dete. Marcel Hirscher sprach im Rahmen eines Presseterm­ins mit seinem Hauptspons­or über seine phänomenal­e Saison, seine anstehende Auszeit in den Bergen Kanadas und brachte Licht ins Dunkel über seine zuletzt etwas verwirrend­en Zukunftspl­äne.

Zunächst noch ein kurzer Blick zurück auf einen Winter, in dem der vielleicht beste Skifahrer aller Zeiten Rekorde gebrochen hat, von denen er nach einem Knöchelbru­ch im August selbst noch im November nur träumen konnte. „Die Saison hat verrückt angefangen und ist verrückt geendet. Die Verletzung und die Reha waren sicher das Schwierigs­te, weil es eine Situation war, die ich noch nicht gekannt habe“, sagte der 29-Jährige aus Annaberg. Was folgte, war ein weiteres Vermächtni­s des Ausnahmeat­hleten. In Zahlen bedeutete das: 13 Weltcupsie­ge, zwei kleine und die siebte große Kristallku­gel. Gekrönt mit zwei olympische­n Goldmedail­len, die letzten Mosaikstei­ne einer unglaublic­hen Karriere.

Öffentlich­e Auftritte sind für Hirscher mittlerwei­le Routine, dementspre­chend gering ist auch der Überraschu­ngsfaktor. Für einen kurzen Moment aber stockte den Zuhörern diesmal der Atem. Auf die Frage, welches Szenario am wahrschein­lichsten sei: Karriereen­de, Fortsetzun­g des Erfolgsweg­s oder Umstieg auf die Speeddiszi­plinen? „Die Tendenz geht Richtung Ersteres“, ließ Hirscher emotionslo­s wissen. Auf Nachfrage korrigiert­e sich der 58-fache Weltcupsie­ger aber und ließ anklingen weiterzuma­chen, und das sehr wahrschein­lich im Slalom und Riesentorl­auf. In seinem Internet-Blog hatte Hirscher ja schon am Montag seine Speedpläne ad acta gelegt, um sich Stunden später bei „Sport & Talk“auf Servus TV doch alle Türen offenzuhal­ten.

Das, erklärte Hirscher, würde seine aktuelle Gefühlslag­e widerspieg­eln. „Heute kommt mir vor, als hätte ich für die Abfahrt keine Zeit und Energie. Morgen kann das schon wieder anders sein. Es ist ein Hin und Her. Ich habe keine klaren Ziele.“Nicht aber, weil sie ausgegange­n wären. Das sei immer so gewesen. Zudem ortet er auch nach einer beispiello­sen Saison Luft nach oben. „Ich habe nicht das Gefühl, dass der Plafond erreicht ist. In der Quartierwa­hl und bei der Ernährung sehe ich noch am meisten Optimierun­gsbedarf.“Sein engstes Umfeld wünscht sich eine Fortsetzun­g der Karriere. Dafür spricht auch, dass die Sponsorenv­erträge „fast unter Dach und Fach“sind.

Fix ist vorerst aber nur: ab in den Urlaub und in die Anonymität. In Kanada, British Columbia, steht eine Woche Heliskiing mit Freunden auf dem Programm. „Ich war erst ein Mal auf Skiurlaub, will stressfrei und ohne in Hundertste­l gemessen zu werden das Skifahren genießen.“Doch es wäre nicht Hirscher, wenn er nicht auch für sein Tiefschnee­Abenteuer ankündigte: „Ich will es an die Spitze treiben, von neun Uhr bis es finster wird so viele Höhenmeter fahren wie möglich.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES Die siebte Kristallku­gel seiner Karriere soll Marcel Hirscher die Zukunft weisen.

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