Abgrenzung ist nicht Ausgrenzung
Zu „Mia san wer. Aber wer?“, Leitartikel von Gudrun Doringer (SN vom 19. 3.):
„Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“Das ist falsch. Denn vier Millionen Muslime leben nun einmal in Deutschland, womit auch ihre Religion zu Deutschland gehört.
Diese Meinung der Kanzlerin Angela Merkel als Antwort auf die Aussage von Minister Seehofer teilt auch Frau Doringer, die diesen Leitartikel verfasste. Ich glaube, da geht es um ein grundsätzliches Missverständnis. Selbstverständlich gehört der Islam als eine andere religiöse Kultur nicht zu Deutschland (das gilt übrigens auch für Österreich). Die vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, gehören selbstverständlich zu Deutschland (Ähnliches gilt auch für Österreich).
Frau Doringer schreibt: „Schließlich ist Heimat etwas, das sich auch Menschen wünschen, die nicht nationalistisch, ja noch nicht einmal konservativ denken.“Da bin ich völlig ihrer Meinung. Aber zu diesem Heimatgefühl gehört auch eine klare Identität und somit auch Abgrenzung. Frau Doringer verwechselt oder vermischt Abgrenzung mit Ausgrenzung.
Sowohl individuell als auch gesellschaftlich ist Abgrenzung notwendig. Erst das Wahrnehmen eines soziokulturellen und individuellen „Heimatgefühls“verleiht die Sicherheit, die eine tolerante und offene Haltung gegenüber dem anderen zulässt. Dr. Karl Hoffmann