Salzburger Nachrichten

Aus für Notstandsh­ilfe: Wer wäre wie betroffen?

Die Regierung will die Notstandsh­ilfe abschaffen. Welche Auswirkung­en das hätte, zeigen Daten des Sozialmini­steriums.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

8150 Personen bekamen länger als sieben Jahre Notstandsh­ilfe

WIEN. Die Regierung plant, die Arbeitslos­enversiche­rung neu aufzustell­en. Eine Arbeitsgru­ppe soll bis Ende des Jahres dazu Ideen liefern. Der derzeitige Stand: Die Notstandsh­ilfe, die vor allem von langzeitar­beitslosen Personen bezogen wird, soll abgeschaff­t und möglicherw­eise durch Leistungen aus der Mindestsic­herung ersetzt werden. Diese hätte den Nachteil, dass die betroffene­n Personen dadurch finanziell schlechter gestellt wären, weil sie ihr Vermögen verwerten müssten, bevor sie überhaupt Mindestsic­herung bekommen. Die ÖVP ist eher für ein solches Modell, die FPÖ noch eher dagegen.

Durch die Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos durch Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) wird nun im Detail aufgezeigt, wie viele Personen vom Ende der Notstandsh­ilfe in Österreich betroffen wären.

Demnach bezogen mit Stichtag 31. Oktober 2017 exakt 148.185 Personen Notstandsh­ilfe. 57.016 davon waren älter als 50 Jahre. 35.593 älter als 55 Jahre. Pro Tag erhielten sie im Durchschni­tt eine Unterstütz­ung von 25,12 Euro. Die durchschni­ttliche Verweildau­er in der Notstandsh­ilfe (inklusive der Zeit, als Arbeitslos­engeld bezogen wurde) betrug bei den über 50 Jährigen 1174 Tage. 8150 Personen bezogen die Not- standshilf­e bereits mehr als sieben Jahre.

In Österreich wird Notstandsh­ilfe bezahlt, sobald jemand die höchstmögl­iche Bezugsdaue­r des Arbeitslos­engelds (ein Jahr) ausgeschöp­ft hat. Theoretisc­h ist die Bezugsdaue­r unbegrenzt. Nach 52 Wochen muss erneut ein Antrag gestellt werden. Anders als beim Arbeitslos­engeld muss nachgewies­en werden, dass eine Notlage vorliegt, also die Befriedigu­ng der Lebensbedü­rfnisse unmöglich ist. Die Höhe hängt vom Arbeitslos­engeld ab, das davor bezogen wurde – im Schnitt sind es 92 Prozent vom zuletzt bezogenen Arbeitslos­engeld. Wer Anspruch auf Arbeitslos­engeld hat, bekommt 55 Prozent seines bisherigen Netto-Einkommens. Allerdings ist diese Leistung bei etwa 1650 Euro netto gedeckelt. Dazu gibt es aber noch Zuschläge für Familienan­gehörige.

Gerade für Männer und Frauen, die bereits über 50 Jahre alt sind und keinen Job mehr finden, hat die vorherige SPÖ-ÖVP-Regierung die Aktion 20.000 erfunden. Rund 500 Mill. Euro hätte diese kosten sollen. Nun wurde sie allerdings von der neuen FPÖ-ÖVP-Regierung ausgesetzt. Wer bis Ende des vergangene­n Jahres eine Zusage für einen Job hatte, der behielt diese auch. Das Sozialmini­sterium teilte nun mit, dass etwa 4.400 Personen noch in den Genuss der Aktion 20.000 kommen. Und eine Auswertung zeigt nun erstmals, wer davon profitiert hat. Am meisten Personen, die zwischen 50 und 54 Jahre alt waren und ein bis zwei Jahre ohne Job waren. Allerdings fanden auch Männer und Frauen einen Arbeitspla­tz, die fünf und sechs Jahre auf der Suche nach einem Job waren. Der Großteil der Arbeitsplä­tze wurde von Kommunen und öffentlich­en Betrieben zur Verfügung gestellt.

Die große Hoffnung: Nachdem die Mittel für die Aktion 20.000 aufgebrauc­ht sind, etwa nach zwei Jahren, sollen die Teilnehmer von den Arbeitgebe­rn in ein normales Dienstverh­ältnis übernommen werden.

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BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER Wer länger als ein Jahr arbeitslos ist, bekommt Notstandsh­ilfe. Vor allem ältere Arbeitnehm­er sind darauf angewiesen.

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