Trumps Team: Der Nächste, bitte!
Noch kein amerikanischer Präsident hatte ein derart aggressives außenpolitisches Team wie Donald Trump.
Der Nächste, bitte! Noch kein amerikanischer Präsident hatte ein derart aggressives außenpolitisches Team wie Trump.
Der Mann mit dem Walross-Schnauzer erteilte dem Präsidenten bisher auf dessen Haussender Fox TV Ratschläge. Demnächst wird John Bolton das persönlich tun. Am 9. April zieht er in das Büro des Nationalen Sicherheitsberaters im Westflügel des Weißen Hauses ein. Es liegt nur wenige Schritte vom Oval Office entfernt. Dort residierte bisher der Drei-Sterne-General H. R. McMaster, der zu den letzten sogenannten Erwachsenen gehörte, die auf den selbstverliebten Präsidenten Donald Trump zuweilen mäßigend einwirken konnten.
McMaster teilt das Schicksal von Wirtschaftsberater Gary Cohn und Außenminister Rex Tillerson, denen es zuletzt nicht mehr gelang, Trump zu beruhigen. Cohn schied im Streit um die angekündigten, dann aber doch nicht verhängten Strafzölle aus, Tillerson, weil er bei Klimaschutz, Nordkorea und Iran für einen gemäßigteren Kurs stand.
Der scheidende Sicherheitsberater McMaster galt gerade unter den europäischen Verbündeten als vernünftiger Ansprechpartner. Er sorgte dafür, dass Trump der NATO Rückversicherungen gab, teilte die Sorge um die Einmischung Russlands in die Wahlen und riet Trump vor seinem Telefonat mit Wladimir Putin am Dienstag in Großbuchstaben: „NICHT GRATULIEREN“.
US-Medien berichten, der Präsident habe wegen der an die Öffentlichkeit durchgesickerten Warnung McMasters einen Tobsuchtsanfall bekommen. Mitarbeiter Trumps bestreiten, dass er seinen Sicherheitsberater im Affekt gefeuert habe. Tatsächlich hielten sich die Spekulationen über einen Abgang McMasters schon seit Anfang des Jahres. Die Chemie zwischen dem detailversessenen Militärhistoriker mit einem Hang zur Ordnungsliebe und Trump stimmte von Anfang an nicht. McMaster war eine Notlösung, nachdem sein Vorgänger Michael Flynn nach kurzer Amtszeit im Februar 2017 über die Russland-Affäre gestolpert war.
Der Nichtleser Trump hatte wenig Geduld für die ausführlichen Briefings McMasters, der ihm stets verschiedene Handlungsoptionen mit Pros und Kontras präsentierte. Dieses Problem wird Trump mit Bolton nicht haben. Der notorische „Amerika zuerst“-Politiker gilt als ähnlich rüde und eindimensional wie Trump.
2005 hob ihn George W. Bush mit einem Verfahrenstrick auf den Posten des UNO-Botschafters. Bolton war im Senat wegen seiner Umgangsformen und seines manipulativen Umgangs mit Fakten bei der Anhörung durchgefallen. In den US-Medien steht der 69-jährige Falke im Ruf eines unverbesserlichen Kriegstrommlers. Als Staatssekretär im Außenministerium war Bolton ein enthusiastischer Verfechter und Architekt des Einmarschs in den Irak. Kürzlich empfahl John
„Der Iran-Deal ist ein diplomatisches Waterloo.“John Bolton, designierter Nationaler Sicherheitsberater
Bolton seinem künftigen Chef via Fox TV eine Strategie für den Gipfel mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Trump sollte die Begegnung kurz halten. „Sagen Sie ihm, er müsse sofort mit der totalen nuklearen Abrüstung beginnen.“Sollte Kim nicht unmittelbar reagieren, müsse der Präsident mit „anderen Schritten“drohen. Was Bolton damit meint, hat er kürzlich in einem Beitrag zum „Wall Street Journal“kundgetan. Darin wirbt er für einen Präventivschlag gegen Nordkorea.
Im Fall Iran vertritt Bolton eine ähnliche Position. Schon vor Jahren forderte er, strategische Ziele im Land zu bombardieren. Wie der künftige Außenminister Mike Pompeo ist er ein entschiedener Gegner des Atomabkommens, das er als „diplomatisches Waterloo“kritisierte. Nach den Demissionen von Tillerson und McMaster sehen Analysten den Verteidigungsminister James Mattis als letzten Verteidiger des Atomdeals mit dem Iran. Nie zuvor habe ein amerikanischer Präsident ein derart aggressives sicherheitspolitisches Team versammelt wie Trump.
Eine deutliche Warnung vor Kriegstreiberei gegen den Iran und Nordkorea deponierte der republikanische Senator Rand Paul. Bolton sei geradezu versessen darauf, „alle außenpolitischen Fehler Amerikas der vergangenen 15 Jahre zu wiederholen“. Verhindert werden kann die Berufung nicht. Der Präsident darf den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters freihändig besetzen.