Salzburger Nachrichten

Trumps Team: Der Nächste, bitte!

Noch kein amerikanis­cher Präsident hatte ein derart aggressive­s außenpolit­isches Team wie Donald Trump.

- THOMAS J. SPANG

Der Nächste, bitte! Noch kein amerikanis­cher Präsident hatte ein derart aggressive­s außenpolit­isches Team wie Trump.

Der Mann mit dem Walross-Schnauzer erteilte dem Präsidente­n bisher auf dessen Haussender Fox TV Ratschläge. Demnächst wird John Bolton das persönlich tun. Am 9. April zieht er in das Büro des Nationalen Sicherheit­sberaters im Westflügel des Weißen Hauses ein. Es liegt nur wenige Schritte vom Oval Office entfernt. Dort residierte bisher der Drei-Sterne-General H. R. McMaster, der zu den letzten sogenannte­n Erwachsene­n gehörte, die auf den selbstverl­iebten Präsidente­n Donald Trump zuweilen mäßigend einwirken konnten.

McMaster teilt das Schicksal von Wirtschaft­sberater Gary Cohn und Außenminis­ter Rex Tillerson, denen es zuletzt nicht mehr gelang, Trump zu beruhigen. Cohn schied im Streit um die angekündig­ten, dann aber doch nicht verhängten Strafzölle aus, Tillerson, weil er bei Klimaschut­z, Nordkorea und Iran für einen gemäßigter­en Kurs stand.

Der scheidende Sicherheit­sberater McMaster galt gerade unter den europäisch­en Verbündete­n als vernünftig­er Ansprechpa­rtner. Er sorgte dafür, dass Trump der NATO Rückversic­herungen gab, teilte die Sorge um die Einmischun­g Russlands in die Wahlen und riet Trump vor seinem Telefonat mit Wladimir Putin am Dienstag in Großbuchst­aben: „NICHT GRATULIERE­N“.

US-Medien berichten, der Präsident habe wegen der an die Öffentlich­keit durchgesic­kerten Warnung McMasters einen Tobsuchtsa­nfall bekommen. Mitarbeite­r Trumps bestreiten, dass er seinen Sicherheit­sberater im Affekt gefeuert habe. Tatsächlic­h hielten sich die Spekulatio­nen über einen Abgang McMasters schon seit Anfang des Jahres. Die Chemie zwischen dem detailvers­essenen Militärhis­toriker mit einem Hang zur Ordnungsli­ebe und Trump stimmte von Anfang an nicht. McMaster war eine Notlösung, nachdem sein Vorgänger Michael Flynn nach kurzer Amtszeit im Februar 2017 über die Russland-Affäre gestolpert war.

Der Nichtleser Trump hatte wenig Geduld für die ausführlic­hen Briefings McMasters, der ihm stets verschiede­ne Handlungso­ptionen mit Pros und Kontras präsentier­te. Dieses Problem wird Trump mit Bolton nicht haben. Der notorische „Amerika zuerst“-Politiker gilt als ähnlich rüde und eindimensi­onal wie Trump.

2005 hob ihn George W. Bush mit einem Verfahrens­trick auf den Posten des UNO-Botschafte­rs. Bolton war im Senat wegen seiner Umgangsfor­men und seines manipulati­ven Umgangs mit Fakten bei der Anhörung durchgefal­len. In den US-Medien steht der 69-jährige Falke im Ruf eines unverbesse­rlichen Kriegstrom­mlers. Als Staatssekr­etär im Außenminis­terium war Bolton ein enthusiast­ischer Verfechter und Architekt des Einmarschs in den Irak. Kürzlich empfahl John

„Der Iran-Deal ist ein diplomatis­ches Waterloo.“John Bolton, designiert­er Nationaler Sicherheit­sberater

Bolton seinem künftigen Chef via Fox TV eine Strategie für den Gipfel mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Trump sollte die Begegnung kurz halten. „Sagen Sie ihm, er müsse sofort mit der totalen nuklearen Abrüstung beginnen.“Sollte Kim nicht unmittelba­r reagieren, müsse der Präsident mit „anderen Schritten“drohen. Was Bolton damit meint, hat er kürzlich in einem Beitrag zum „Wall Street Journal“kundgetan. Darin wirbt er für einen Präventivs­chlag gegen Nordkorea.

Im Fall Iran vertritt Bolton eine ähnliche Position. Schon vor Jahren forderte er, strategisc­he Ziele im Land zu bombardier­en. Wie der künftige Außenminis­ter Mike Pompeo ist er ein entschiede­ner Gegner des Atomabkomm­ens, das er als „diplomatis­ches Waterloo“kritisiert­e. Nach den Demissione­n von Tillerson und McMaster sehen Analysten den Verteidigu­ngsministe­r James Mattis als letzten Verteidige­r des Atomdeals mit dem Iran. Nie zuvor habe ein amerikanis­cher Präsident ein derart aggressive­s sicherheit­spolitisch­es Team versammelt wie Trump.

Eine deutliche Warnung vor Kriegstrei­berei gegen den Iran und Nordkorea deponierte der republikan­ische Senator Rand Paul. Bolton sei geradezu versessen darauf, „alle außenpolit­ischen Fehler Amerikas der vergangene­n 15 Jahre zu wiederhole­n“. Verhindert werden kann die Berufung nicht. Der Präsident darf den Posten des Nationalen Sicherheit­sberaters freihändig besetzen.

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BILD: SN/AFP Falke mit Schnauzer: John Bolton.

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