„Erstmals Mehrheit für ein vereintes Irland“
Die Sinn-Féin-EU-Abgeordnete Martina Anderson ist die schärfste Kämpferin für einen Sonderstatus für Nordirland. SN: Sind Sie zufrieden mit dem, was zu Nordirland im Brexit-Vertrag steht? Anderson: Eigentlich hat London nur dem zugestimmt, was im Dezember vereinbart wurde – die Auffanglösung, wenn es keine spezifische, bessere Lösung gibt, und dass es keine harte Grenze in Irland geben wird. SN: Wird es einen speziellen Status für Nordirland geben? Es kann nicht anders sein. Es braucht eine Vereinbarung, die anders ist als für Schottland und Wales. Sinn Féin hat von Anfang an einen Sonderstatus verlangt, mit dem es in der EU bleibt. Damals waren alle skeptisch. Wir haben das auch rechtlich prüfen lassen. Die einzige andere Möglichkeit, das Brexit-Problem zu lösen, ist die Wiedervereinigung der Insel. SN: Könnte es sein, dass der Brexit genau diese Annäherung bewirkt? Ich habe mein gesamtes Erwachsenenleben für die Wiedervereinigung gekämpft und ich glaube, wir sind ihr näher als je zuvor. Die Briten haben einen Prozess gestartet, den sie nicht mehr kontrollieren. Kurz vor Weihnachten gab es Meinungsumfragen: Im Norden wurde die Frage gestellt, ob die Menschen lieber bei den Briten bleiben und raus aus der EU wollen oder die Wiedervereinigung. Und im Süden, ob sie 9,3 Mrd. Euro Subventionen an den Norden zahlen wollen, um das Land zu vereinen. Im Norden wie im Süden war eine Mehrheit dafür. SN: Werden mehr Nordiren um einen irischen Pass ansuchen? Es passiert jeden Tag und hat auch bei den Unionisten in protestantischen Gemeinden so zugenommen, dass Postämtern die Antragsformulare ausgehen.