Salzburger Nachrichten

Die Kulturpoli­tik wälzt Ideen, aber welche?

Kulturmini­ster Gernot Blümel zeigt sich im SN-Gespräch zufrieden. Das Kulturbudg­et zerstreue „Befürchtun­gen“.

- Gernot Blümel, ÖVP-Kulturmini­ster

Worum geht es in der Kultur? Ums Geld, sagt man. Gernot Blümel, Jahrgang 1981, ist seit Dezember ÖVP-Bundesmini­ster und für die Kulturpoli­tik zuständig. Diesbezügl­ich ist er in der Öffentlich­keit noch wenig in Erscheinun­g getreten, doch jetzt steht das Kulturbudg­et fest. Zeit für ein Gespräch.

Sein machtbewus­ster Amtsvorgän­ger Thomas Drozda (SPÖ) ist mittlerwei­le in Opposition, viele Jahre war die Kulturpoli­tik SPÖ-Revier, also rot. Wie will Gernot Blümel die neue Parteifarb­e Türkis erkennbar machen? „Ich habe Politik nie so gesehen, dass man aus Prinzip alles anders machen muss, als es irgendjema­nd vorher gemacht hat“, sagt Blümel. „Ich finde, da ist auch viel sehr Gutes passiert. Wenn ich beispielsw­eise an Josef Ostermayer (SPÖ-Kulturmini­ster a. D., Anm.) denke, mit dem ich regelmäßig Kontakt habe. Ich will dort Dinge verbessern, wo es aus meiner Sicht noch Verbesseru­ngsmöglich­keiten gibt, aber nicht partout alles anders machen.“

Verbesseru­ngsmöglich­keiten, wo genau? „Ein wichtiger Aspekt zum Beispiel ist, Kindern und Jugendlich­en die Auseinande­rsetzung mit Kunst und Kultur zu erleichter­n“, sagt Blümel. „Wir haben das besprochen, und meine erste Frage war: Was gibt es schon alles? Diese Frage ist tröpfchenw­eise beantworte­t worden, weil es derzeit keine allgemeine Übersicht mit allen Vermittlun­gsangebote­n für Kinder und Jugendlich­e gibt. Wir wollen darum eine Plattform anbieten, wo alle Angebote einfach ersichtlic­h sind, für Eltern, für Organisati­onen, die Kinder betreuen, etc.“Da gibt es doch bereits einiges wie den kostenlose­n Museumsein­tritt für Jugendlich­e. „Schon, nur wie weiß ich, dass es einen freien Eintritt bis zu welchem Alter gibt? Wo gibt es Gruppentar­ife, Ermäßigung­en etc., das könnte man alles auf einer Plattform zusammenfa­ssen“, erläutert Blümel. „Wir wollen den Servicecha­rakter in vielen Bereichen ausbauen.“

Stellt ihn das Kulturbudg­et zufrieden, das für 2018 um 2,3 Mill. Euro auf 456,6 Mill. leicht anstieg? „Es geht immer mehr“, sagt Blümel, „aber ich bin sehr zufrieden mit dem Budget. Wir haben klar gesagt, wir wollen ein Ende der Schuldenpo­litik. Dass wir 2019 zum ersten Mal seit 1954 einen ausgeglich­enen Haushalt präsentier­en können, leitet eine echte Trendwende ein. Und dass wir es trotzdem geschafft haben, den Kunst- und Kulturbere­ich vom Sparen auszunehme­n und ihn sogar leicht positiv entwickeln zu lassen, das freut mich schon sehr.“

Und Blümel sagt weiter: „Beim Antritt dieser Bundesregi­erung hat es viele kritische Stimmen gegeben, dass es weniger Geld geben wird, etc. Ich hoffe, diese Kritiker sehen jetzt alle, dass die Befürchtun­g nicht eingetrete­n ist.“

Sein Amtsvorgän­ger Drozda traf ein paar wichtige Personalen­tscheidung­en, die unter anderem auch Verwunderu­ng erzeugten: Bogdan Roščić wurde dem geschäftst­üchtigen Dominique Meyer an der Wiener Staatsoper vorgezogen. Im Kunsthisto­rischen Museum soll Eike Schmidt die erfolgreic­he Sabine Haag ablösen, an der „Burg“kommt Martin Kušej. Hätte er anders entschiede­n? „Ich glaube, das kann man erst in der Retrospekt­ive sagen. Man weiß ja nicht, wie sich die Dinge entwickeln“, sagt Blümel. „Das sind alles Persönlich­keiten, die eine hohe Berechtigu­ng haben. Es ist nicht mein Weg, zu sagen, weil es mein Vorgänger gemacht hat, mache ich das rückgängig.“

Bei Themen wie Senkung der Umsatzsteu­er von 13 auf 10 Prozent, die der Hotellerie zugutekomm­t, nicht aber den Kultureinr­ichtungen, oder auch bei der Absetzbark­eit von Spenden, die derzeit nur für einige wenige Institutio­nen – darunter die Salzburger Festspiele – mit dem schwierig und komplizier­t erreichbar­en Siegel der „Gemeinnütz­igkeit“möglich ist, ist der Minister offen: „Wir haben versucht, verschiede­nste Ideen durchzuden­ken und im Budgetverh­andlungspr­ozess einzubring­en. Fakt ist aber: Das Budget schaut jetzt so aus, wie es ist, mit den Kriterien, die es gibt. Das hat natürlich alles eine fiskale Relevanz. Es bleibt auf der Agenda für die nächsten Budgetverh­andlungen, wir legen es jedenfalls nicht ad acta.“

Zuletzt: Die prekäre soziale Lage mancher Künstler sei ihm bewusst, da wolle er erst die Studie abwarten, die Thomas Drozda in Auftrag gegeben hat. Sie soll im Juni präsentier­t werden.

„Wir wollen den Servicecha­rakter in vielen Bereichen ausbauen.“

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