Manager auf Zeit sind Trainer
In familiengeführten Unternehmen müssen externe Manager auf Zeit neben den wirtschaftlichen Dingen auch andere Aspekte berücksichtigen.
SALZBURG. Salzburg entwickelt sich in der Branche der Manager auf Zeit (Interim-Manager) allmählich zum wichtigsten Treffpunkt im deutschsprachigen Raum. Bei der von Martin Mayr, Vorsitzender des österreichischen Dachverbands der Interim-Manager, zum vierten Mal veranstalteten Branchenkonferenz standen die Probleme rund um die Nachfolge in familiengeführten Unternehmen im Mittelpunkt.
Andreas Suter, Vorsitzender des Schweizer Unternehmens Magnalia im Kanton Zug und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Interim-Management-Anbieter in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sagt: „Die guten Unternehmer sind enorme Realisten.“Langjährige Chefs wüssten zwar, dass sie „irgendwann nicht mehr gebraucht werden“, daher ließen sich viele treiben. Natürlich könne ein Manager auf Zeit zur Überbrückung hilfreich sein. Als Ratschlag bleibe aber nur, sich möglichst frühzeitig Klarheit über die Optionen für das Unternehmen zu verschaffen. Wenn sich Söhne und Töchter für andere Dinge als die elterliche Firma interessierten, sei das zu akzeptieren.
Werde vorübergehend ein Manager auf Zeit geholt, habe dieser in Familienunternehmen oft auch die Rolle eines begleitenden Coachs, erklärt Suter, der früher Professor für Unternehmensführung und Organisation an der TU Graz war. Werde ein Unternehmen nicht in der Familie weitergeführt, „muss es verkaufbar gemacht werden“. Das Nachfolgethema habe es immer schon gegeben, aber heute „muss man Junge aus anderen Laufbahnen zurückholen“.
Aus Suters Erfahrung gelinge es Unternehmen bis etwa 100 Mitarbeitern sehr gut, besonders flexibel und „auf Zuruf“zu agieren. Ab 300 Mitarbeitern werde es immer schwieriger. Suter beschreibt die Zustände von Firmen wie in der Geologie von amorph (ohne bestimmte Struktur) bis kristallin.
Auch René Bollier, Interim-Manager aus Zürich, der bereits mehrere Mandate in Österreich (unter anderem beim Flugzeugkomponentenhersteller FACC) absolviert hat, sagt, in Familienunternehmen habe ein externer Manager teilweise wie ein Mediator zu agieren. „Ich muss auf Distanz bleiben, aber der Eigen- tümer muss führen“, sagt Bollier, der derzeit ein Stahlwerk mit 500 Mitarbeitern im Kanton Solothurn reorganisiert – im Auftrag eines italienischen Familienkonzerns.
Wichtig ist aus seiner Sicht, dass ein Manager auf Zeit auf die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen achtet. Diese sei oft mit der Gründergeneration verknüpft. Bollier hat die Erfahrung gemacht, dass die nachkommende Generation Interim-Managern eher skeptisch gegenüberstehe. Gleichzeitig solle man den Seniorchefs klarmachen: „Lass die Jungen etwas ausprobieren.“Denn etwas Neues zu versuchen gehöre fundamental zum Unternehmertum.
Als Interim-Manager des Jahres in Österreich wurde Siegfried Lettmann aus Salzburg ausgezeichnet. Er hat für den Maschinenbauer Meiko im deutschen Offenburg mehrere Projekte umgesetzt.
„Unternehmer sind enorme Realisten.“Andreas Suter, Interim-Manager