Hände weg vom ORF!
„Die ORF-Gebühren könnten fallen“, titeln die SN vom 14. 3. Laut einer Umfrage sind 60 Prozent der Österreicher mit deren Abschaffung einverstanden. Die Regierung kann sich die Finanzierung des ORF aus dem laufenden Bundesbudget durchaus vorstellen. Was bedeutet das?
Es bedeutet vor allem, dass die akute Gefahr eines mehr oder weniger lammfrommen Regierungsfunks besteht, mit noch mehr volkstümelnden Sendungen und Promi-Seitenblicken, garniert mit Unterbrecherwerbung bei Filmen und Dokus. Dazu würde auch der wachsende Einfluss privater Interessen (Boulevardzeitungen und TV-Sender) beitragen. Zu einer „Orbánisierung“des ORF wäre es dann nur noch ein kleiner Schritt.
Es ist ja nicht so, dass es beim ORF nichts zu verbessern gäbe. Das Programm des ersten TV-Kanals, etwa die unseligen amerikanischen Vorabendserien, unterscheidet sich von Privatsendern nicht mehr viel. Andererseits haben gerade die zahlreichen vorzüglichen Dokumentationen, Diskussionen und Interviews über das „Anschlussjahr“1938 eindrucksvoll gezeigt, was ein Gebührensender zu leisten imstande ist. Es liegt aber auch am ORF selbst, auf die Unverzichtbarkeit eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks deutlich hinzuweisen.
Ob sich die Mehrheit jener 60 Prozent über die Folgen einer Gebührenabschaffung im Klaren war, möchte ich bezweifeln.