Salzburger Nachrichten

Hände weg vom ORF!

- Dr. Walter Grafinger 5020 Salzburg Erhard Sandner 5081 Anif

„Die ORF-Gebühren könnten fallen“, titeln die SN vom 14. 3. Laut einer Umfrage sind 60 Prozent der Österreich­er mit deren Abschaffun­g einverstan­den. Die Regierung kann sich die Finanzieru­ng des ORF aus dem laufenden Bundesbudg­et durchaus vorstellen. Was bedeutet das?

Es bedeutet vor allem, dass die akute Gefahr eines mehr oder weniger lammfromme­n Regierungs­funks besteht, mit noch mehr volkstümel­nden Sendungen und Promi-Seitenblic­ken, garniert mit Unterbrech­erwerbung bei Filmen und Dokus. Dazu würde auch der wachsende Einfluss privater Interessen (Boulevardz­eitungen und TV-Sender) beitragen. Zu einer „Orbánisier­ung“des ORF wäre es dann nur noch ein kleiner Schritt.

Es ist ja nicht so, dass es beim ORF nichts zu verbessern gäbe. Das Programm des ersten TV-Kanals, etwa die unseligen amerikanis­chen Vorabendse­rien, unterschei­det sich von Privatsend­ern nicht mehr viel. Anderersei­ts haben gerade die zahlreiche­n vorzüglich­en Dokumentat­ionen, Diskussion­en und Interviews über das „Anschlussj­ahr“1938 eindrucksv­oll gezeigt, was ein Gebührense­nder zu leisten imstande ist. Es liegt aber auch am ORF selbst, auf die Unverzicht­barkeit eines öffentlich-rechtliche­n Rundfunks deutlich hinzuweise­n.

Ob sich die Mehrheit jener 60 Prozent über die Folgen einer Gebührenab­schaffung im Klaren war, möchte ich bezweifeln.

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