Salzburger Nachrichten

Köstliche Ölspur

Olivenöl. Der Frühling ist da und mit ihm die leichte Küche. Einige der besten Olivenöle Europas werden fast direkt vor unserer Haustüre gepresst.

- BARBARA HUTTER Info: www.istrien7.com, www.sancin.com, www.brda.si/deu

SSchon zu Römerzeite­n galt Olivenöl aus Istrien als herausrage­nd. Von Kriegen und Sozialismu­s haben sich mittlerwei­le auch die Olivenhain­e wieder erholt, heute stammen 61 der – laut Olivenöl-Bibel „Flos Olei“2018 – 500 weltbesten Öle von der kroatische­n Halbinsel. Damit überflügel­te Istrien sogar den großen Favoriten Toskana. Wenn Istriens Olivenöle heute wieder zu den besten der Welt zählen, so ist Valter Smilović mit Agro Millo einer der Wegbereite­r dieser Qualitätsr­enaissance. Er gilt als der erfahrenst­e und beste „Olivenölmü­ller“Istriens. Bereits 1996 hat er seine erste Ölmühle erworben, mittlerwei­le arbeitet er mit seiner vierten Hightech-Anlage. Dort werden in einem einzigen Arbeitsgan­g die Oliven von Laub gesäubert, gewaschen, getrocknet, zermahlen und die Olivenpast­e angerührt. Danach wird nicht gepresst, sonIn dern das Olivenöl mit einem hochmodern­en „2-Phasen-Decanter“, einer Art Zentrifuge, „kalt extrahiert“. Doch der Pionier der modernen, hoch qualitativ­en Olivenölhe­rstellung in Istrien produziert nicht nur sein eigenes Öl, sondern auch die vielfach ausgezeich­neten Öle internatio­nal renommiert­er Produzente­n aus Istrien.

Ipša, Meneghetti, Chiavalon und vor allem Mate sind die neuen Stars des grünen Golds. Auch beim Produzente­n Mate wurde der Grundstein für den Erfolg bereits vor Jahren gelegt. Mate Vekić setzte im Alter von 75 Jahren um die Jahrtausen­dwende 25.000 Olivenbäum­e und erbaute eine Ölmühle. Seine Tochter Aleksandra, die die Manufaktur Agrofin nahe Savudrija im Nordwesten Istriens heute führt, hat das Öl nach ihrem Vater benannt und mit ihrer Cuvée „Trasparenz­a Marina“kürzlich von „Flos Olei“einen Platz unter den Top Zehn weltweit erhalten. Olivenöl ist ein archaische­s Produkt, denn es gibt immer wieder spannende Innovation­en. So sind vor Kurzem „Mate limone“und „Mate arancia“auf den Markt gekommen: Oliven der Sorte Frantoio, zusammen mit jeweils einem Prozent Bio-Zitronen oder Slow-Food-Orangen gepresst, fruchtige Würzöle für Fisch, Geflügel, Meeresfrüc­hte und Salate.

Die Kombinatio­n von Olivenöl und Zitrusfrüc­hten haben auch Vitjan Sancin und sein Sohn Devan für sich entdeckt. In ihrem Gut auf den Karsthöhen über Triest pressen und zentrifugi­eren sie ein „olivaggio“, also eine Mischung, aus sieben autochthon­en Oliven des Monte Celo, mit aromatisch­en Zitronen zu ihrem „Lemoncelo“. Im letzten Jahr ist auch ein „Orangecelo“dazugekomm­en. Augenmerk legen sie aber auch auf die Raritäten des nordadriat­isch-istrischen Raumes, wie die „Buga“. Aus dieser sehr alten Sorte mit wenig Ertrag und kleinen Oliven wird, reinsortig und nur leicht filtriert, bei Sancin ein fruchtig-klassische­s Olivenöl.

der Goriška Brda, noch näher an der österreich­ischen Grenze, haben Oliven ebenfalls eine lange Tradition. Im Westzipfel Sloweniens, wo einst Maria Theresia Wehrbauern ansiedelte als Bollwerk gegen die Venezianer, machen heute junge, engagierte Olivenbaue­rn wie die Familie Drnovšček oder auch Boris und Deni Marinič frische, pfeffrige Öle voll Ausdrucksk­raft und eleganter Bitternote sowie mit besonders hohem Gehalt an Antioxidan­tien – ähnlich wie auch jene vom Gardasee. In Mikrolagen kitzeln vor allem Boris und Deni Aromen wie grüne Kirsche, Artischock­e und Paradeiser heraus und haben mit ihrem „Bose“-Öl schon so manchen Preis eingeheims­t.

Andalusien, die Toskana oder auch manche griechisch­e Regionen haben lange die Bestenlist­en angeführt. Jetzt haben die Olivenöle der Nachbarn die Spitze erklommen.

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BILDER: SN/MARINIC, SANBIN Sancin: Wein und Öl aus dem Triestiner Karst.
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BILD: SN/BLAHA Pionier Smilović.
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Grüne Oase für das Bose-Öl.

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