In Baden-Baden endet zu Ostern eine Ära
Während in Salzburg die Sächsische Staatskapelle Dresden und ihr Chef Christian Thielemann ihre sechsten Osterfestspiele zelebrieren, geht in Baden-Baden eine Ära zu Ende: Mit Wagners „Parsifal“verabschiedet sich Sir Simon Rattle vom Amt des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Das Gründungsorchester der Salzburger Osterfestspiele übersiedelte bekanntlich 2013 mehr oder minder Hals über Kopf von der Salzach an die Oos.
Und während am Sonntag Thielemann und sein Dresdner Orchester in Salzburg ihrer Zufriedenheit Ausdruck geben konnten, ließen erste Pressestimmen nach der Baden-Badener „Parsifal“-Premiere wenig Gutes verlauten. Die Regie des 82-jährigen legendären Münchner Theatermannes Dieter Dorn wird in der „Neuen Zürcher Zeitung“als Verweigerung jeder „Interpretation, die über das – gekonnte – szenische Arrangieren hinausgeht“, beschrieben. Blutleere Konvention herrsche vor. Dafür gab es auch „lauten Unmut“im Publikum. Die Qualität der Berliner Philharmoniker steht außer Streit, und Rattle bescheinigt die Zeitung eine unspektakuläre, aber hochdifferenzierte Wagner-Sicht, „die das Fliessende, gleichsam Proto-Impressionistische der Partitur und ihre klangmagische Orchestrierung herausstellt“.
Die Berliner Philharmoniker bleiben weiterhin in Baden-Baden. Zu Ostern 2019 steht Verdis „Otello“auf dem Programm, in einer Inszenierung von Robert Wilson und musikalisch geleitet von Daniele Gatti. Denn Rattles Nachfolger in Berlin, Kirill Petrenko, steht für eine Opernproduktion noch nicht zur Verfügung. Er ist ja weiterhin Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper – und eröffnet dort pikanterweise die Saison 2018/19 ebenfalls mit Verdis „Otello“. Jonas Kaufmann singt die Titelrolle, Anja Harteros die Desdemona. Regie führt Amélie Niermeyer.