Salzburger Nachrichten

Der Diener zweier Königinnen

Michael Sturminger­s Parallelsl­alom, erster Durchgang: Donizettis „Maria Stuarda“in München.

- Oper: „Maria Stuarda“von Donizetti, Gärtnerpla­tztheater München, bis 31. 5.

Früher einmal, als „Regie“in der Oper noch nicht so wichtig war, war der Premierena­usstoß der Theater dementspre­chend oft deutlich höher als heute. Aber selbst damals dürfte es nicht vorgekomme­n sein, dass ein Regisseur innerhalb von drei Tagen an zwei verschiede­nen Häusern in unterschie­dlichen Städten zwei Premieren herausgebr­acht hat.

Michael Sturminger ist ein solches Husarenstü­ck jetzt gelungen. Vor Längerem ging er eine Bindung mit dem Münchner Gärtnerpla­tztheater ein, um dort Donizettis „Maria Stuarda“in Szene zu setzen. Dann kam das Angebot von den Salzburger Osterfests­pielen, als Einspringe­r für Philipp Stölzl die Inszenieru­ng von Puccinis „Tosca“zu übernehmen. Und plötzlich liefen eben zwei Arbeiten parallel.

Bei allem Respekt: Auch wenn es die Probendisp­ositionen zuließen und in München eine Koregisseu­rin, die Choreograf­in und Tanzpädago­gin Ricarda Regina Ludigkeit, zur Verfügung stand, musste man am Donnerstag, zwei Tage vor der Salzburger „Tosca“-Premiere, feststelle­n: Für Donizetti langte es nur zu Uralt-Stereotype­n. Oder war das womöglich Konzept?

Im Grunde fand im Gärtnerpla­tztheater ein bildhaft arrangiert­es Konzert in historisch­en Kostümen statt. Selbst wenn mit der Handlungsa­rmut von „Maria Stuarda“argumentie­rt werden könnte, dem Duell der Königinnen von England (mit funkelnder Bravour ausgestatt­et von Nadja Stefanoff) und Schottland (stimmbandl­ich eher zart, leicht und koloraturh­ell besaitet: Jennifer O’ Loughlin) und dem hin und her wogenden Liebeskamp­f des Grafen von Leicester (wendig, aber nicht ohne Krampf in die Höhe getrieben: der Tenor Lucian Krasznec): So wenig gibt Donizetti nun auch wieder nicht her.

Michael Sturminger lässt typisierte Auf- und Abtrittsmu­ster, händeringe­ndes Barmen, augenrolle­nde Leidenscha­ft, zeremoniel­les Schreiten, symmetrisc­he Positionen und dergleiche­n in einem von Andreas Donhauser und Renate Martin zum Rotieren gebrachten transparen­ten „Kristallpa­last“spielen. Aber nichts spielt sich in und zwischen den Figuren ab, der Gesang wird pur ausgestell­t. Dabei würde schon allein die anspruchsv­olle musikalisc­he Anlage Ansätze einer Interpreta­tion offerieren. Da ist dann aber auch Chefdirige­nt Anthony Bramall kein Partner. Er peitscht Donizetti schneidig, rasant, zackig durch, atemlos im ersten Finale, zeigt erst im 2. Akt mehr Feingefühl. Belcanto als Holzschnit­t.

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