Ferrari schlägt Mercedes doppelt
Dass Sebastian Vettel in Australien den Vorjahressieg wiederholen konnte, war der besseren Kalkulation der Boxenmannschaft und einem „virtuellen“Safety Car zuzuschreiben. Red Bull scheiterte am „Überholverbot“.
Zum Saisonauftakt der Formel 1 in Australien schaffte Sieger Vettel eine Kampfansage gegen die Silberpfeile.
Der Funkspruch der MercedesMannschaft an Lewis Hamilton, der eben fünf Sekunden hinter Sebastian Vettel ins Ziel im Albert Park gerast war, sagte alles: „Sorry für dieses Ding. Du hattest es eigentlich in der Tasche. Wir besprechen das später.“Das hat die Laune des Weltmeisters – auch wenn es Schlimmeres gibt als einen zweiten Platz zum WM-Start – aber nicht merklich gebessert. Und damit wurde Hamiltons „Party Mode“vom Samstag (73. Poleposition) nicht fortgesetzt, während die Roten auch über Platz drei von Kimi Räikkönen jubeln konnten.
Entschieden aber hat das Duell Ferrari gegen Mercedes die cleverere Strategie. In Runde 18 (von 58) holte Ferrari den Domestiken (Räikkönen) als Lockvogel an die Box zum Wechsel von den Ultrasoft- auf die Soft-Reifen. Und Mercedes fiel auf den Trick herein, beorderte Hamilton eine Runde später an die Box, um dem Finnen keine Chance zum Davonziehen mit frischeren Pneus zu geben. Doch Vettel blieb draußen – und hatte dann noch das Glück, dass nach dem Ausscheiden von Grosjean (sein Haas war am Streckenrand geparkt) eine längere „virtuelle“Safety-Car-Phase ab Runde 26 folgte – und der Deutsche ideal zum Reifenwechsel abzweigen konnte. Beim Verlassen der Box lag er eine halbe Sekunde vor Hamilton, das war die Rennentscheidung. Die langen Gesichter bei Toto Wolff, Niki Lauda & Co. sagten alles. „Wir vermuten ein Computerproblem, denn die Abstände während der Neutralisation wurden falsch kalkuliert“, musste Wolf zerknirscht zugeben.
„Ich betete um ein Safety Car, weil mein Start nicht sehr gut war. Ich hatte am Anfang schon fast den Kontakt zu Lewis und Kimi verloren. Wir hatten heute schon ein wenig Glück“, gestand Vettel. „Gratulation an Sebastian. Wir hatten heute den Speed, aber keine Chance zum Überholen, trotz dritter DRSZone“, erklärte Hamilton. „Ich war gut unterwegs, hatte aber nicht das meiste Glück. Das hatte Sebastian. Und eben wir von Ferrari, zum Glück“, so Räikkönen, emotionslos wie immer auch nach seinem ersten Melbourne-Podium seit dem Überraschungssieg im Lotus 2013.
Die Zehntausenden RicciardoFans im Park mussten erleben, wie eine unnötige Strafe aus dem freien Training ihren Daniel zuerst um drei Startplätze zurückwarf (auf acht) und nachher „Überholverbot“herrschte. Zuerst kam der Lokalmatador nicht an Hülkenberg (Renault) und den Haas-Ferraris von Magnussen und Grosjean vorbei (die durch Boxenfehler die „Sternstunde“der Plätze vier und fünf verloren, das Team erhielt wegen Weiterfahrt mit unsicheren Autos zwei Mal 5000 Euro Geldbuße), dann steckte er die letzten 25 Runden hinter Räikkönen fest – Platz vier ist nur schwacher Trost. Teamkollege Max Verstappen verlor in Kurve eins Platz vier an den Dänen und danach mit einem wilden 360Grad-Dreher drei weitere, wurde nur Sechster – auch er kam im Finish nicht an Alonsos McLaren (mit gleichem Motor – Renault) vorbei. Und wenn der nach Trainingsunfall und Strafversetzung von Platz 15 gestartete Valtteri Bottas im Weltmeister-Mercedes mit großer Mühe gerade auf Rang acht vorkommt, weiß man: Die Formel 1 hat ein massives Problem.