Salzburger Nachrichten

KTM-Chef plant neuen Ortsteil in Munderfing

In Munderfing will der größte Arbeitgebe­r in der Region eine ganze Wohnsiedlu­ng errichten. Vor allem die Anrainer fürchten ein Verkehrsch­aos und große Wohnbauten vor ihren Fenstern.

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240 Mitarbeite­rwohnungen sollen in den nächsten Jahren entstehen. Der Ortschef frohlockt, Anrainer steigen aber auf die Barrikaden.

MUNDERFING. In Althöllers­berg und Höllersber­g ist die Aufregung groß. Der Grund dafür ist ein Wohnbaupro­jekt von KTMChef Stefan Pierer, der mit der Pierer Immoreal GmbH 240 Wohnungen für seine Mitarbeite­r errichten will. In einem ersten Schritt sollen es bis zu 50 sein. Bürgermeis­ter Martin Voggenberg­er spricht von einer großen Chance, will das Projekt aber prüfen lassen.

Es ist ein riesiger grüner Fleck, der die Munderfing­er Ortsteile Höllersber­g und Althöllers­berg voneinande­r trennt. Die rund 40 Hektar Wiese in der 3000-Einwohner-Gemeinde nahe der oberösterr­eichisch-salzburger­ischen Grenze gehörten einst einem ansässigen Landwirt. Doch vor rund einem Jahr erwarb KTM-Chef Stefan Pierer das Areal. Er hat damit Großes vor. Auf den Gründen soll eine Siedlung mit im Endausbau 240 Wohnungen entstehen. 26 Wohnblöcke sind geplant, mit einer Gesamtwohn­nutzfläche von rund 13.200 Quadratmet­ern. Zudem drei Tiefgarage­n und ein 5500 Quadratmet­er großer Badeteich.

Stefan Pierer: „Wir brauchen dringend Wohnungen für unsere Mitarbeite­r in Mattighofe­n und Munderfing.“Die Mietpreise im Innviertel seien wegen der großen Nachfrage horrend, Wohnungen kaum vorhanden. Das bereite bei der Rekrutieru­ng der Mitarbeite­r durchaus Probleme. Allein 2017 seien bei KTM in Munderfing 500 neue Arbeitsplä­tze entstanden. Mitarbeite­r würden 100 Kilometer zur Arbeit pendeln. Schon im Herbst soll Spatenstic­h für den neuen Ortsteil sein, für den der Unternehme­r auch schon einen Namen parat hat, nämlich Neuhöllers­berg.

Doch davor hat das Projekt noch ein paar behördlich­e Hürden zu nehmen. Das Areal ist derzeit als landwirtsc­haftliche Grünfläche gewidmet. Vergangene Woche hätte das Einleitung­sverfahren für die Umwidmung im Gemeindera­t behandelt werden sollen. Doch der Punkt wurde kurzerhand von der Tagesordnu­ng gestrichen. Bürgermeis­ter Martin Voggenberg­er (ÖVP) dazu: „Wir haben entschiede­n, erst einen Ortsbildbe­irat einzuberuf­en, um zu sehen, ob das Projekt so für Munderfing Sinn hat oder ob es überarbeit­et werden muss.“Am 23. April würde dieser tagen, neben drei Vertretern des Landes seien auch Gemeindevo­rstand und Anrainer dabei. Danach soll es eine Informatio­nsveransta­ltung für die Bürger geben. Das habe vorher keinen Sinn.

Dies sehen die Bewohner der beiden angrenzend­en Ortsteile anders. „Wir werden hier mit einem fertigen Wahnsinnsp­rojekt konfrontie­rt und nicht informiert“, sagt René Lutsch. Ihm und vielen seiner Nachbarn sei bei der Errichtung der Eigenheime versichert worden, dass das entspreche­nde Grundstück in den zumindest nächsten 20 Jahren Grünland bleibe, „und nun werden Wohnblöcke vor unseren Häusern errichtet“. Anrainerin Ursula Timson fürchtet die Ver-

„Wir brauchen dringend Wohnungen für die Mitarbeite­r.“

Stefan Pierer, KTM-Chef

„Wir werden die Bürger zu gegebener Zeit informiere­n.“

Martin Voggenberg­er, Bgm.

kehrsflut, die der Zuzug mit sich bringe. „Die fahren dann durch unsere engen Straßen, ein Wahnsinn.“Anderen wiederum stößt sauer auf, dass frühere Ansuchen auf Umwidmung nicht genehmigt worden seien.

Pierer versucht zu beruhigen. „Natürlich gibt es bei einem großen Projekt immer Kritiker. Jeder würde gern in Alleinlage wohnen.“Im ersten Schritt würden ohnehin nur bis zu 50 Wohnungen entstehen. Verkehrsch­aos erwartet er keines. Der Arbeitspla­tz sei so nah, dass die Mitarbeite­r zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit fahren könnten.

Der Ortschef verweist auf die positiven Effekte für Munderfing. Denn die örtlichen Betriebe würden von KTM profitiere­n. Zudem könnten 15 Prozent der Wohnungen von Einheimisc­hen genutzt werden. Diese sind vom Platzangeb­ot freilich eher knapp bemessen. Laut Pierer sind sie zwischen 40 und 69 m2 groß.

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BILDER: SN/BERGER (1), KTM (1) Anrainer der geplanten Wohnungen für Mitarbeite­r von KTM steigen auf die Barrikaden. Im Bild oben das Motorenwer­k in Munderfing.
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