Salzburger Nachrichten

Franz Lang bleibt Chef des Bundeskrim­inalamts

Knalleffek­t: Der Vertrag von Franz Lang als Direktor des Bundeskrim­inalamts wird verlängert. Zeitgleich bleibt die Zukunft einer anderen Salzburger Spitzenbea­mtin ungewiss.

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Am Samstag, um 23.59 Uhr, endete jene Frist, die darüber entschied, ob der Salzburger Franz Lang weiterhin Chef des Bundeskrim­inalamts (BK) in Wien bleibt oder nicht.

Die für viele überrasche­nde Antwort: Franz Lang bleibt. Nach zehn Jahren als Chef des BK wird der gebürtige Pongauer seine Funktion auch weitere fünf Jahre ausüben. „Der Antrag auf Verlängeru­ng wurde beim Bundeskanz­leramt eingebrach­t. Die Letztentsc­heidung liegt nun beim Bundespräs­identen“, erklärte Alexander Marakovits, Sprecher des Innenminis­teriums, gegenüber den SN.

Zur Erklärung: Mit Ende Juni wäre der Vertrag des BK-Chefs ausgelaufe­n. Laut Gesetz musste Lang über eine nicht geplante Vertragsve­rlängerung vonseiten des Innenminis­teriums bis spätestens drei Monate vor Ablauf dieser Frist, also bis 31. März, informiert werden. Doch diese Nachricht ereilte den 59-Jährigen nicht. Überrasche­nd ist dieser Schritt vor allem deswegen, weil Lang als ÖVP-nahe gilt. Die Schlussfol­gerung lag auf der Hand, dass er auf der Liste der möglichen Ablösekand­idaten von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) und seinem Generalsek­retär Peter Goldgruber ganz oben stehen könnte. Dem ist nicht so. Der Polizei bleibt somit ein Topmann erhalten. Wie ein Blick auf den Werdegang des 59-Jährigen unterstrei­cht. Nachdem Lang sich seine ersten Sporen beim Bezirksgen­darmerieko­mmando in Hallein verdient hatte, leitete er ab dem Jahr 2000 die Landeskrim­inalabteil­ung Salzburg, war danach stellvertr­etender Leiter der Generaldir­ektion für die öffentlich­e Sicherheit und ab 2008 Chef des Bundeskrim­inalamts. Zudem war er Kabinettsc­hef von Ex-Innenminis­terin Maria Fekter. Hinzu kommen etliche Spezial- ausbildung­en – etwa beim FBI in Quantico, beim Bundeskrim­inalamt in Wiesbaden oder der Europäisch­en Polizeiaka­demie in Lyon.

Einer breiten Öffentlich­keit wurde Lang aber vor allem durch die Brandkatas­trophe von Kaprun bekannt. Bei dieser starben am 11. November 2000 insgesamt 155 Menschen. „Das hat mein Leben ziemlich verändert. Für viele bin ich nach wie vor das Gesicht von Kaprun“, erzählte Lang in einem früheren SN-Gespräch. Durch Langs ruhige und profession­elle Arbeit als Leiter der Ermittlung­en wurde auch Ex-Innenminis­ter Ernst Strasser auf den Salzburger aufmerksam. Der Anfang für den Weg in die Bundeshaup­tstadt war geebnet.

Kehrt nun Ruhe in die Exekutive ein? Wohl kaum, denn Langs Verbleib bedeutet nicht, dass es zu keinen weiteren Änderungen innerhalb des Polizeiapp­arats kommen wird. Als Mastermind hinter den Umstruktur­ierungen gilt vor allem eine Person: Generalsek­retär Peter Goldgruber, jener Mann, der im Innenminis­terium die Fäden zieht. „Herbert Kickl ist der Innenminis­ter nach außen, Goldgruber jener nach innen“, sagte ein Spitzenbea­mter den SN. Goldgruber war es auch, der die Affäre um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) ins Rollen brachte. Dabei dürften vor allem Juristen (Goldgruber ist selbst einer) auf Spitzenjob­s hoffen.

Dies wurde erst am vergangene­n Freitag deutlich: Der FPÖ-nahe Jurist Michael Lepuschitz erhielt den Zuschlag als Wiens neuer Polizeiviz­epräsident. Viele in der Exekutive hatten gehofft, dass ein Offizier den Posten bekommen würde. Den geeigneten Kandidaten hätte es mit Karlheinz Dudek auch gegeben.

Vom Postenkaru­ssell in der Polizei könnte übrigens auch eine Salzburger­in betroffen sein: die Generaldir­ektorin für die öffentlich­e Sicherheit, Michaela Kardeis. Die Lungauerin hatte ihre fünfjährig­e Amtszeit erst im Sommer begonnen. Laut SN-Informatio­nen soll Kardeis aktuell alle Termine abgesagt haben. Ein freiwillig­er Abgang vonseiten Österreich­s höchster Polizistin wird von Kennern nicht ausgeschlo­ssen. Wohin? Spekuliert wird, dass Kardeis mit ihrem Mann nach Amerika gehen könnte.

„Für viele bin ich nach wie vor das Gesicht von Kaprun.“Franz Lang, BK-Direktor

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BILD: SN/APA/EXPA/M. GRUBER Gehen weiter gemeinsame Wege: BK-Chef Lang (l.) und Innenminis­ter Herbert Kickl. Wie es mit der Generaldir­ektorin für die öffentlich­e Sicherheit, Michaela Kardeis (r.), weitergeht, ist offen.

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