Salzburger Nachrichten

Österreich­s Banken geht es besser

Trotz hoher Gewinne orten die Aufseher noch Aufholpote­nzial bei der Effizienz der Banken.

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WIEN. Zehn Jahre nach der Finanzkris­e hat sich der österreich­ische Bankensekt­or nachhaltig erholt. Im vergangene­n Jahr erzielte die Branche nach Steuern einen Gewinn von 6,6 Mrd. Euro. Damit wurde das Niveau von 2007 wieder erreicht. Österreich­s Banken haben dabei von der guten Entwicklun­g ihrer Tochterban­ken in Osteuropa profitiert. Der Vize-Gouverneur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB), Andreas Ittner, verweist darauf, dass diese Entwicklun­g mit einem kräftigen Anstieg des Eigenkapit­als der Banken einherging. Die sogenannte harte Kernkapita­lquote stieg von 8,1 auf 15,1 Prozent (gemessen an den risikogewi­chteten Vermögensw­erten). Die Banken (die Zahlen beziehen sich auf die acht größten Institute in Österreich, die direkt von der Europäisch­en Zentralban­k beaufsicht­igt werden) seien damit deutlich besser für allfällige Krisen gerüstet, sagte Ittner im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. In einem der Krise von 2008 nachempfun­denen Stressszen­ario wäre das Kernkapita­l, auf das Institute in Krisen zurückgrei­fen können, binnen zwei Jahren auf 12,0 Prozent gesunken. Ende 2008 lag der österreich­ische Bankensekt­or bei 7,7 Prozent.

Der Kapitalauf­bau, der mit einer Verkleiner­ung der Banken einherging (die Bilanzsumm­e schrumpfte seit 2007 um zwölf Prozent auf 949 Mrd. Euro), habe sie zum Vorteil der Steuerzahl­er sicherer gemacht. Den Preis dafür haben die Eigentümer gezahlt, deren Rendite auf das eingesetzt­e Kapital ging von 12,2 auf 8,7 Prozent zurück. Auf die Frage, ob die Kapitalaus­stattung die Bankenaufs­eher ruhig schlafen lasse, sagte Ittner: „Aufseher sollten immer gut schlafen, weil sie untertags viel arbeiten und wachsam sein müssen.“Die Banken seien aber gut beraten, das erreichte Niveau zu halten, aber auch die Konkurrenz im Auge zu behalten. Sollte diese ihr Eigenkapit­al weiter aufstocken, könnte es nötig sein, nachzuzieh­en, um höhere Risikopräm­ien bei der Beschaffun­g von Eigenkapit­al zu vermeiden. Um zu verhindern, dass die Kapitalpol­ster dünner werden, hält man in der Notenbank auch eine vorsichtig­e Dividenden­politik für angebracht.

Trotz der Fortschrit­te bei der verbessert­en Krisenresi­stenz, die Ittner als Bestätigun­g für die strenge Regulierun­g sieht, gebe es noch viel zu tun. Vor allem bei der Reduktion der Kosten komme die Branche in Österreich deutlich langsamer voran als die Banken in Europa. Das betreffe vor allem das Personal, den größten Brocken des Verwaltung­saufwands. Während in den EU-28Ländern von 2007 bis 2016 die Zahl der Bankbeschä­ftigten um 13,6 Prozent gesunken ist, war der Rückgang in Österreich mit 6,1 Prozent nur halb so hoch. An einem forcierten Mitarbeite­rabbau führe kein Weg vorbei, „die Banken brauchen eine Fitnesskur, sie müssen schlanker werden“, sagte der OeNB-Vize. Ziel sollte eine Kosten-Ertrags-Relation von unter 50 Prozent sein, sagte Ittner, das werde aber bisher nur von wenigen Banken erreicht. 2016 betrug sie im Durchschni­tt 74,5 Prozent, im vergangene­n Jahr dürfte sie leicht gesunken sein.

Zudem müssten Banken auch dafür sorgen, dass ihre Mitarbeite­r die nötigen Qualifikat­ionen aufweisen, um in einem sich rasch ändernden Umfeld bestehen zu können. Man brauche künftig mehr Programmie­rer als Filialmita­rbeiter. Auch die Aufsicht müsse in dieser Hinsicht aufrüsten, das soll in der Nationalba­nk allerdings ohne Aufstockun­g des Personalst­ands erfolgen, „das Effizienzg­ebot gilt auch für uns“.

Zum erfreulich­en Ergebnis des Jahres 2017 haben auch die deutlich gesunkenen Vorsorgen für Kreditrisi­ken beigetrage­n. Der Anteil der notleidend­en Kredite an den gesamten Ausleihung­en ist seit 2012 von 8,7 auf 3,8 Prozent gesunken. Das aktuell niedrige Niveau sei „sicher nicht nachhaltig“, die Banken müssten sich daher mittelfris­tig für höhere Vorsorgen wappnen. Die Vergangenh­eit habe gezeigt, „dass man sich zukünftige Wertberich­tigungen im Aufschwung einkauft“, sagte Ittner. Anderersei­ts liege eben genau in der Übernahme von Kreditrisi­ken die Existenzbe­rechtigung für Banken in einer Zeit, in der neue Anbieter auf den Markt drängen und manche Funktionen, etwa im Zahlungsve­rkehr, übernehmen.

Ob Österreich­s Bankensekt­or eine weitere Konsolidie­rung braucht, beantworte­te Ittner so: „Die Aufsicht hat keine Meinung über die ,richtige Zahl‘ der Banken zu haben, das soll der Markt regeln.“

„Aufsicht will nachhaltig­e Geschäfte.“Andreas Ittner, Vize-Gouverneur

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BILD: SN/ROBERT RATZER Mit 6,6 Milliarden Euro war der Gewinn der österreich­ischen Banken 2017 wieder so hoch wie vor der Finanzkris­e. Allerdings sind die Institute inzwischen deutlich besser mit Eigenkapit­al ausgestatt­et.
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