Die Bullen wollen in Rom Geschichte schreiben
Im Viertelfinal-Hinspiel bei Lazio ist Red Bull Salzburg Außenseiter. In dieser Rolle fühlten sich Andreas Ulmer und Co. schon bisher wohl.
Kaum ein Ort birgt so viel historisches Potenzial wie die Ewige Stadt. In Rom, vor 2000 Jahren die Metropole eines Weltreichs, könnte am heutigen Donnerstag auch ein Kapitel österreichischer Fußballgeschichte geschrieben werden. Red Bull Salzburg will im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinales bei Lazio Rom (21.05 Uhr, live auf Puls 4 und Sky) ein Ergebnis holen, das die Hoffnung auf den Aufstieg leben lässt. Das Rückspiel steigt in einer Woche in der ausverkauften RedBull-Arena.
Geschichte geschrieben hat das Team von Marco Rose mit seinem Erfolgslauf aber schon bisher. Bereits seit 35 Bewerbsspielen gab es keine Niederlage mehr. In internationalen Partien konnte die Bullen bereits 19 Mal kein Gegner mehr besiegen. Unter die letzten acht eines europäischen Bewerbs kam zuletzt 2005 Austria Wien (Viertelfinale UEFA-Cup), ein Halbfinaleinzug wäre der erste eines österreichischen Clubs seit 1996, als Rapid Wien im Cup der Cupsieger erst im Finale an Paris Saint-Germain scheiterte.
„Wir haben das Gefühl, dass wir auch diesmal wieder etwas bewegen können“, gab sich Marco Rose vor dem Abflug von Salzburg am Mittwoch selbstbewusst. Dabei sprechen die nackten Zahlen ganz klar gegen Österreichs Serien-Titelgewinner: Der Kader von Lazio weist immerhin einen rund vier Mal so hohen Gesamt-Marktwert auf wie jener von Salzburg.
Aber von solchen Fakten ließen sich Andreas Ulmer und Co. auch in den vorangegangenen Runden gegen Real Sociedad und Borussia Dortmund nicht beeindrucken und schafften jeweils verdient den Aufstieg. Und gerade Marco Rose hat
Gerhard Öhlinger berichtet für die SN aus Rom
erst im Vorjahr mit der Salzburger Youth-League-Truppe gezeigt, dass für ihn nichts unmöglich ist. Der Triumph nach dem Finalsieg der Jungbullen in Nyon war der erste UEFA-Clubtitel überhaupt für Österreich. Nach den neun YouthLeague-Siegen hat Rose auch noch keines seiner 16 internationalen Bewerbsspiele mit den Red-Bull-Profis verloren.
Von Final- oder gar Titelträumen will der 41-jährige Deutsche aber noch nichts hören. Die heutige Aufgabe im Olympiastadion von Rom wird schwierig genug: „Lazio ist eine – wenn man so will – typisch italienische Mannschaft“, sagt er. „Sie spielen taktisch äußerst diszipliniert und arbeiten als Team gut gegen den Ball. Aber sie verfügen auch über große individuelle Qualität. Jedenfalls freuen wir uns darauf, gehen aber mit größtem Respekt in das Duell.“Verteidiger André Ramalho pflichtet ihm bei: „Lazio verfügt über große Qualität“, weiß er aus einem Testspiel mit Ex-Club Leverkusen im Juli 2017.
Keine Stadt wäre aus Salzburger Sicht geeigneter für große Taten als Rom. Hier schließt sich ein Kreis, im Olympiastadion begann 2009 gegen Lazio die Erfolgsgeschichte von Red Bull Salzburg in der Europa League. Im ersten von bislang 55 Matches in diesem Bewerb waren Andreas Ulmer und Christoph Leitgeb sowie der heutige Co-Trainer Alexander Zickler bereits dabei, als unter Trainer Huub Stevens ein 2:1Sieg (Tore: Fränky Schiemer, Marc Janko) gelang. Mit diesem Coup begann eine Gruppenphase mit sechs Siegen in sechs Spielen.
Danach war dann aber im Sechzehntelfinale Endstation gegen Standard Lüttich. Die Bullen von 2018 zeichnet aus, dass sie sich mit Achtungserfolgen nicht mehr zufriedengeben. „Wir müssen groß denken“, hat Marco Rose seinen Spielern als Motto mitgegeben. Mit einer solchen Einstellung errichtete man einst Weltreiche – und gewinnt heute große Titel.