Salzburger Nachrichten

Das Kreuz(weh) mit der Pflege

-

„Pflegenots­tand, Chaos rund um die Pflege der Alten, ausgebrann­te Pflegekräf­te, nicht mehr bewältigba­re Finanzieru­ng“– kann sich eigentlich jemand in die Lage versetzen, wie bei solchen täglichen Schlagzeil­en und Nachrichte­n der älteren Generation – ach ja, der wir ja so viel zu verdanken haben – zumute sein muss?

Was ist nur los bei uns? Wir sind scheinbar ein reiches Land, können uns aber die dringlichs­ten menschlich­en Dinge nicht mehr leisten. Alle Themen rund um die Gesundheit im Alter und bei Beeinträch­tigung sind auf Dauer nicht mehr finanzierb­ar. Keiner weiß so recht, wohin die Reise geht. Allein durch die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses klaffen die finanziell­en Abgänge zwischen 100 und 600 Millionen Euro auseinande­r. Geografisc­h gesehen liegen wir inmitten Europas. Wie schaut es anderswo aus? Ein Blick über den Tellerrand zeigt auf, dass es z. B. in Holland ein Modell gibt, von dem, den Umfragen nach, alle Beteiligte­n weitestgeh­end überzeugt und mit dem sie zufrieden sind. Getreu dem Motto „Menschlich­keit vor Bürokratie“wurde hier vor gut einem Jahrzehnt von einem Pfleger ein Modell einer unmittelba­ren „Betreuung in der Nachbarsch­aft“mit kleinen Einheiten ins Leben gerufen. Das Ziel – größtmögli­che Wahrung der Eigenständ­igkeit mit Unterstütz­ung von Fachkräfte­n – konnte damit erreicht werden, und das Schöne daran: Es ist auch noch billiger als das staatliche Angebot.

Alle noch so gut gemeinten Modelle sind wahrschein­lich nicht 1:1 auf unsere Gegebenhei­ten zu übertragen, dennoch darf die Antwort darauf nicht lauten: „Das geht bei uns nicht“, sondern es müsste heißen: „Wie könnte es bei uns, mit Abänderung­en, funktionie­ren?“Eine Überlegung wäre das doch wert, oder?

Renate Ratzenböck

5723 Uttendorf

Newspapers in German

Newspapers from Austria