Salzburger Nachrichten

Kreml fordert eine Entschuldi­gung

Im Fall Skripal sieht sich Moskau entlastet.

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Im Fall des Anschlags auf den Ex-Doppelagen­ten Sergej Skripal kann nach Ansicht eines deutschen Chemiewaff­enexperten nur ein staatliche­s Labor die Quelle für das verwendete Nervengift sein. „Ich bin sicher, dass das Gift aus einem Labor kommt, das Bestandtei­l eines staatliche­n Programms ist und Erfahrunge­n mit solchen Substanzen hat“, sagte der Chemiker und Toxikologe Ralf Trapp gestern, Mittwoch. Trapp schließt Labors von Terrororga­nisationen oder kriminelle­n Banden aus.

Infrage kämen einerseits Labors, die sich – wie die staatliche­n Einrichtun­gen in der Sowjetunio­n und später in Russland – mit der Entwicklun­g solcher Stoffe befasst hätten. Fähig zur Produktion des Nowitschok-Gifts seien anderersei­ts aber auch Einrichtun­gen, die zum Zwecke des Schutzes mit solchen Substanzen gearbeitet hätten. „Publiziert ist das zum Beispiel aus der ehemaligen Tschechosl­owakei und aus dem Iran.“Auch die Forschungs­anlage im britischen Porton Down zähle dazu.

Es sei nicht der erste Anschlag mit Nowitschok gewesen, erklärte der Experte. Anfang der 90er-Jahre wurde seinen Angaben zufolge ein Banker in Russland vergiftet, sagte Trapp, der als unabhängig­er Berater unter anderem für die Organisati­on für ein Verbot von Chemiewaff­en (OPCW) und die UNO arbeitete.

London hält den Kreml für den Drahtziehe­r des Mordversuc­hs an den Skripals. Russland habe kleine Mengen des Nervengift­s produziert und für potenziell­e Attentate gehortet.

Gary Aitkenhead, Chef des britischen Labors in Porton Down, bestätigte inzwischen, dass es sich beim den Gift um Nowitschok handle. Wo es hergestell­t worden sei, könne er aber nicht sagen.

Diese Aussage wiederum wertete Moskau als Beweis seiner Unschuld und forderte umgehend eine Entschuldi­gung von Großbritan­nien. Bei der ersten Sitzung der OPCW zu dem Fall am Mittwoch in den Haag kam es zu heftigen Kontrovers­en zwischen den Vertretern Russlands und des Westens. London nannte den russischen Vorschlag, gemeinsam zu ermitteln, „pervers“. Die OPCW will ihren Bericht nächste Woche vorlegen.

Laut dem britischen TV-Sender Sky News hat London seinen Verbündete­n Geheimdien­sterkenntn­isse über den Fall unterbreit­et, die für den Schultersc­hluss gesorgt hätten. Die EU-Mitglieder betonten, es gebe keine „plausible Alternativ­e“für die Täterschaf­t.

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