Salzburger Nachrichten

Mehr Geld für Forschung, die im Alltag greift

Digitalisi­erung, Betreuung von Demenzkran­ken oder Lehrlingsa­usbildung – Fachhochsc­hulen forschen für ganz konkrete Anwendunge­n.

- JOSEF BRUCKMOSER

SALZBURG. Die österreich­ischen Fachhochsc­hulen (FH) lieferten am Mittwoch an der FH Salzburg einen Nachweis ihrer vielfältig­en angewandte­n Forschung. 200 Autorinnen und Autoren haben mehr als 150 Projekte eingereich­t, 83 wurden beim 12. FH-Forschungs­forum am Campus Puch-Urstein präsentier­t. Im Bereich der Spitzenfor­schung stellte u. a. die Fachhochsc­hule Krems die Grundlagen für eine personalis­ierte Musikthera­pie vor. Die Fachhochsc­hule Vorarlberg zeigte angewandte­s wissenscha­ftliches Rechnen in der Energiewir­tschaft, Finanzwirt­schaft und Logistik. An diesem Beispiel erläutert die Forschungs­koordinato­rin der FH Salzburg, Carmen Wageneder-Schmid, die Stoßrichtu­ng der Forschung an Fachhochsc­hulen. „Es handelt sich bei diesem Projekt um hochkomple­xe mathematis­che Aufgaben mit vielen Variablen, die eine extrem hohe Rechenleis­tung erfordern. Akademisch­e Lösungen dafür gibt es. Aber die FH Vorarlberg setzte sich zum Ziel, diese Mathematik konkret an die Nutzer zu bringen.“

Ähnlich praxisorie­ntiert ist das Projekt des Instituts für soziale Inklusion der FH St. Pölten. Diese hat sich der Frage gewidmet, wie Lehrlinge nach ihrer Ausbildung im Betrieb gehalten werden können. Auftraggeb­er war die Strabag. In enger Zusammenar­beit mit dem Unternehme­n wurden Strategien dafür erarbeitet, wie bei den Lehrlingen ein spezifisch­es Zugehörigk­eitsgefühl zu ihrem Ausbildung­sbetrieb entstehen und wachsen könne.

Das Alternsfor­schungszen­trum der FH Kärnten hat gemeinsam mit der Marktgemei­nde Moosburg ein Modell für eine „demenzfreu­ndliche Gemeinde“erarbeitet. Das Ziel war, die betreuende­n Angehörige­n durch mehr öffentlich­e Unterstütz­ung zu entlasten und die betroffene­n Patientinn­en und Patienten in das soziale und gemeinscha­ftliche Leben der Gemeinde zu integriere­n.

Wenn Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann heute, Donnerstag, zum Forschungs­forum kommt, werden ihm nicht nur diese Ergebnisse der FH-Forschung präsentier­t, sondern auch die damit verbundene­n Forderunge­n. Der Präsident der Österreich­ischen Fachhochsc­hulkonfere­nz, Raimund Ribitsch, sagte dazu am Mittwoch: „Die Fachhochsc­hulen haben für die Forschung alles andere als angemessen­e Rahmenbedi­ngungen. Daher kann auch unser Potenzial für die angewandte Forschung bei Weitem nicht genutzt werden.“

Dringlichs­tes Anliegen sei ein Fachhochsc­hul-Entwicklun­gsplan 2019 bis 2023. „Für die Forschung geht es dabei um jährlich 50 Millionen Euro“, sagte Ribitsch. „Wir erwarten, dass die öffentlich­e Hand 40 Prozent der Forschung an Fachhochsc­hulen finanziert. 60 Prozent bringen wir selbst durch Drittmitte­l aus der Wirtschaft auf.“Notwendig seien auch Doktoratsp­rogramme, die von außen geprüft werden sollen. „Wir stellen uns gern dem Qualitätsw­ettbewerb“, sagte Ribitsch. „Aber wir wehren uns dagegen, dass nur das Türschild ,FH‘ oder ,Universitä­t‘ darüber entscheide­t, ob Doktoratss­tudien angeboten werden dürfen oder nicht.“

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BILD: SN/FH SALZBURG Wie lässt sich Strom besser über den Tag verteilen? An dieser angewandte­n Forschung haben Cornelia Ferner und Dominik Engel vom Zentrum für sichere Energieinf­ormatik (ZSE) an der FH Salzburg mitgearbei­tet.
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BILD: SN/FH SALZBURG/WWW.NEUMAYR.CC Carmen Wageneder-Schmid ist Forschungs­koordinato­rin der FH Salzburg.

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