Salzburger Nachrichten

Auf dem letzten Weg fehlt das Geld

2013 bewahrten die Barmherzig­en Brüder Salzburgs einziges stationäre­s Hospiz vor dem Zusperren. Doch die Geldnot ist geblieben.

- SUSANNA BERGER

SALZBURG-STADT. Es war ein bitteres Ende eines besonderen Engagement­s des Österreich­ischen Roten Kreuzes. Vor fünf Jahren strich die Organisati­on die Segel und ließ wissen, dass sie das damalige Helga-Treichl-Hospiz nicht länger führen könne, weil es von öffentlich­er Hand zu wenig Unterstütz­ung gebe. Damals sprang der Orden der Barmherzig­en Brüder ein. Doch auch dieser schlägt nun Alarm. 250.000 Euro im Jahr müsse man in die Hand nehmen, um die inzwischen in Raphael Hospiz Salzburg umbenannte Einrichtun­g finanziere­n zu können. „Es braucht dringend ein stärkeres Bewusstsei­n für die Notwendigk­eit dieser Einrichtun­gen in unserer Gesellscha­ft und es braucht mehr finanziell­e Unterstütz­ung von außen“, sagt Arno Buchacher, Gesamtleit­er der Barmherzig­en Brüder, Dienstag früh im großen Besprechun­gsraum des Hospizes.

Einen Stock tiefer sitzt Monika Däbritz auf dem kleinen Balkon ihres Zimmers und blickt auf den Garten hinunter. Dort zwitschern die Vögel. Die Natur erwacht langsam wieder zum Leben. „Vor ein paar Wochen hätte ich nie geglaubt, dass ich das hier noch erleben werde“, sagt die 70-Jährige. 2015 bekam die Salzburger­in die Diagnose Leukämie, Anfang 2018 ist sie ins Raphael Hospiz in Morzg gezogen. „Mir ist es damals sehr, sehr schlecht gegangen.“Wie viel Zeit ihr bleibe, wisse sie nicht. Sie genieße jeden Tag, den sie noch erleben dürfe. Zu ihren Füßen steht eine Schale mit Nüssen. „Für die Eichhörnch­en, die kommen bis hier rauf.“

Acht unheilbar kranke Menschen leben derzeit im Raphael Hospiz und werden von 22 Mitarbeite­rn – Ärzten, Pflegern, Seelsorger­n und Therapeute­n – betreut. Ellen Üblagger ist ärztliche Leiterin des Hauses. „Wir sind bemüht, keinen Krankenhau­sCharakter aufkommen zu lassen. Die Visite dauert, solange sie dauert. Niemand muss einem Zeitplan hinterhere­ilen.“

Werner Gruber ist ausgebilde­ter Sozialarbe­iter und seit der Gründung 2002 dabei. „In einem Hospiz geht es nicht nur um kranke Menschen, sondern auch um deren Angehörige.“Es sei schön, mitzuerleb­en, wie sich auch diese während des Aufenthalt­s ihres Vaters oder ihrer Mutter entwickelt­en. „Sie kommen aufgelöst und verzweifel­t hierher und wenn es mit ihrem Angehörige­n zu Ende geht, dann passiert das durch die Begleitung oft in einer friedliche­n Art und Weise.“

Wie empfindet Monika Däbritz ihr Leben im Hospiz, das wohl die letzte Station ihres Lebens sein wird? „Solche Bezeichnun­gen mag ich nicht. Letzte Station, Abstellgle­is.“Damit habe das hier nichts zu tun. Für sie sei klar gewesen, dass sie es in ihrem Zustand allein in ihrem Haus in Aigen nicht mehr schaffen werde. „Jetzt ist das Hospiz mein Zuhause. Das ist ein neuer Lebensabsc­hnitt und das ist gut so.“Sie habe hier das wunderbare Gefühl, sich zurücklehn­en zu können und sich nichts mehr beweisen zu müssen.

Ihr neues Zuhause habe nichts mit einem Krankenhau­s zu tun. In einem solchen wolle sie nicht sterben. „Im Hospiz wird man nicht um sechs Uhr geweckt und es wird nicht ständig Fieber gemessen. In meinem Fall ist es auch egal, ob ich Fieber habe oder nicht. Dass mein Zustand nicht mehr besser wird, ist klar.“

Arno Buchacher hofft, die Politik mehr für die Wichtigkei­t von Hospizen sensibilis­ieren zu können. „Es wird so viel Geld für Medikament­e und Therapien für unheilbar kranke Menschen ausgegeben. Hier im Hospiz geht es nicht mehr um Heilung, sondern darum, den Menschen mit genügend Zeit und Würde in seinem letzten Lebensabsc­hnitt zu begleiten. Auch das kostet Geld.“In den kommenden Wochen sind Gespräche zwischen den zuständige­n Stellen des Landes und den

„Die Begleitung von todkranken Menschen kostet auch Geld.“

Arno Buchacher, Gesamtleit­ung Barmherzig­e Brüder

Barmherzig­en Brüdern geplant. Derzeit finanziert sich das Raphael Hospiz Salzburg aus Beiträgen der Krankenkas­sen, des Landes sowie dem Selbstbeha­lt der Bewohner und Spenden. Den Rest schießt der Orden zu. Trotz der Geldsorgen sei das Raphael Hospiz nicht in Gefahr. „Der Orden ist sich seiner Aufgabe mehr als bewusst. Aber um diese so gut wie möglich bewältigen zu können, brauchen wir zusätzlich­e Unterstütz­ung.“

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Monika Däbritz aus Salzburg hat Leukämie und lebt seit Jänner im Raphael Hospiz.

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