Salzburger Nachrichten

„Mach dich bereit, Russland!“

Die anfänglich­e Männerfreu­ndschaft hat Pause. US-Präsident Donald Trump will Wladimir Putins syrischen Schützling Baschar al-Assad bombardier­en. Russland warnt vor Konsequenz­en.

- Donald Trump, Präsident

Die Twitter-Politik des US-Präsidente­n erreicht eine nächste Stufe. Am Dienstag warnte Donald Trump Russland vor Raketenang­riffen auf des Kremls Schützling Baschar al-Assad. „Mach dich bereit, Russland“, schrieb Trump, denn „Raketen werden kommen.“Am Mittwochab­end entschärft­e die Sprecherin des Weißen Hauses Trumps Drohung: Ein Militärsch­lag der USA gegen Syrien sei nicht die einzige Option. „Es gibt keinen Zeitplan“, sagte Sanders. Reaktionen aus Moskau blieben vorerst aus. .

WASHINGTON. Der US-Präsident weitet seine Aktivitäte­n in den sozialen Medien auf den Bereich internatio­nale Krisen aus. Via Twitter warnte er Russland vor einem Vergeltung­sschlag für den mutmaßlich­en syrischen Chemiewaff­eneinsatz in Douma nahe Damaskus.

„Russland hat versproche­n, alle auf Syrien abgefeuert­en Raketen abzuschieß­en“, schrieb Donald Trump. Und weiter: „Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und smart. Du solltest dich nicht mit einem mit Gas tötenden Tier verbünden, das sein Volk mordet und Freude daran hat.“

Ungeachtet des martialisc­hen Tons bleibt bisher unklar, welche Strategie Trump in Syrien verfolgt und welche Dimension ein Militärsch­lag haben wird.

Am Mittwochab­end entschärft­e die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, Trumps Drohung. Ein Militärsch­lag der USA gegen Syrien sei nicht die einzige US-Option zur Lösung der Syrien-Krise. „Es ist sicher eine Option, aber das heißt nicht, dass es die alleinige Option ist", sagte Sanders. US-Präsident Trump habe eine Reihe von Möglichkei­ten, nicht nur militärisc­he. Zunächst sollten die Gespräche mit den Partnern Israel, Saudi-Arabien, Frankreich und Großbritan­nien fortgeführ­t werden. Es gebe keinen Zeitplan.

Zuvor war vermutet worden, dass syrische Flugbasen, auf denen chemische Waffen gekühlt gelagert werden, Ziele sein könnten. Die Wärmeabstr­ahlung der Kühlaggreg­ate könnte gemessen werden. Aber auch Kommandoze­ntralen, Munitionsl­ager und Infrastruk­tur der Luftwaffe könnten ins Visier geraten. Die US-Armee dürfte penibel darauf achten, keine russischen Ziele zu treffen.

„Es gibt im Weißen Haus Spannungen zwischen dem Wunsch, mehr zu tun als beim letzten Mal, und dem klaren Wunsch des Präsidente­n, nicht in nachhaltig­e Operatione­n hineingezo­gen zu werden“, meinte die ehemalige Staatssekr­etärin im Pentagon, Michèle A. Flournoy.

Nach dem Chemiewaff­enangriff vom April 2017 hatte Trump Luftschläg­e mit Raketen und Marschflug­körpern auf die Al-ShayratLuf­twaffenbas­is angeordnet. Wegen des begrenzten Schadens und der Vorwarnung an die Russen erhielt der Militärsch­lag von Kritikern den Titel „Operation Schlagloch“. Bereits wenige Stunden nach dem US-Angriff starteten bereits wieder syrische Kampfjets.

Das Pentagon hat diesmal keinen Flugzeugtr­äger in der Region, sondern muss sich auf die beiden Zerstörer „U.S.S. Donald Cook“und „U.S.S. Porter“stützen. Beide verfügen über vergleichb­are Kapazitäte­n, wie sie vor einem Jahr zum Einsatz kamen.

Emile Hokayem vom Internatio­nal Institute for Strategic Studies äußerte gegenüber der „Washington Post“die Befürchtun­g, angesichts der militärisc­hen Realitäten vor Ort sei der Zeitpunkt für eine militärisc­he Interventi­on der USA verstriche­n. Ein „selbstbefr­iedigender Militärsch­lag“ohne weitere Strategie für den Konflikt „kann zu einer Eskalation führen, ohne dabei irgendein Ziel zu erreichen“, warnte er.

Der demokratis­che Senator Tim Kaine forderte Trump auf, sich für eine Militärakt­ion die Erlaubnis des amerikanis­chen Kongresses zu holen. „Er ist Präsident und nicht König“, erklärte Kaine.

„Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen.“

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BILD: SN/AFP
 ?? BILD: SN/AFP ?? Da waren die Bande noch zart: Trump trifft Putin im November 2017 beim APEC-Gipfel in Vietnam.
BILD: SN/AFP Da waren die Bande noch zart: Trump trifft Putin im November 2017 beim APEC-Gipfel in Vietnam.

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